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Slant

Slant

Titel: Slant
Autoren: Greg Bear
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liebevoller und stimulierender als heute, aber Alice ist erstaunlich auf ihn eingespielt. Überraschung, Wärme und dann das letzte Salzkörnchen: Minstrel zieht Männer vor. Alice hat einen besonderen Reiz, eine Freiheit, die er nur wenigen anderen Frauen erlaubt – wenn überhaupt. Sie stellt ihn sich mit seinen männlichen Liebhabern vor, fragt sich, ob sie dieselbe Wirkung auf diese Männer hätte; wahrscheinlich nicht, es spielt auch keine Rolle, die warme Phantasie hat die Segel gesetzt und ist nun in voller Fahrt.
    Sie halten sich fest, berühren sich von Brust bis Knie. Er dringt zwischen ihre Schenkel und aus der Reibung wird wieder ein feuchtes Gleiten, ohne dass er drängt oder zielt. Minstrel kennt ihre Phasen und Frequenzen. Er ist ein instinktiver Liebhaber. Sobald sie einen Muskel unter seiner Hand erzittern lässt, verändert er die momentane Mischung aus Druck und Rückzug, um sich auf sie abzustimmen – wie ein Reiter auf sein Pferd.
    Die Vergleiche werden zunehmend elementarer, zu süßesten und tiefsten Klischees. Sie wird reiten, schweben, schwimmen, in den Wellen sitzen, die warme Sonne spüren. Alle geistigen Bilder, die meisten von früheren Vereinigungen, manche niemals realisiert, rieseln träge wie feiner heißer Sand an ihrem Rückgrat herab.
    »Solch lange Entbehrung, Fotsia?«, murmelt er.
    »Psst«, haucht sie ihm ins Ohr. Ihre Bewegungen werden betonter. Francis und die Plugs sind vergessen, obwohl sie darauf achtet, nicht die Sender abzureiben, als sie mit der Schläfe über seine Brust streicht. Sie löst sich von ihm, obwohl sie ihn ganz in sich haben will, ihn in sich verstecken will, und sie weiß, wie sie ihr Verlangen durch Zurückhaltung hochschrauben kann. Sie gleitet mit Wangen und Lippen seinen Bauch hinab, ein hochsinnliches Gefühl an der harten Haut.
    »Gut«, sagt Francis.
    Die Locken und die köstlich widerliche Erektion in Nahaufnahme: schöner als junge Kätzchen. Sie bewundert ihn. Minstrel ist in jedem Detail kostbar und ehrenvoll; sie fühlt sich nicht erniedrigt, wenn sie alles für ihn tut. Sie weiß nicht, ob er ihre Bereitschaft ausnutzen wird. Manchmal gerät er in brüske Wut, eine feine, aber dominante Grobheit, die am seidenen Faden hängt, aber niemals über ein ernsthaftes Spiel hinausgeht. Heute jedoch ist Minstrel unendlich zärtlich und bleibt damit in ihrem Rahmen aus Überraschung und Erwartung.
    »Lasterhaft wie Lukrezia«, sagt er.
    Seine schläfrige Entspannung genügt ihr als Lohn für die Minute, die ihr vermutlich noch bleibt. Doch nach Ablauf dieser Minute nimmt er unausweichlich ihren Kopf in seine Hände und drängt sie zurück. Sie streckt sich auf der harten Pritsche aus, während sie weiß, dass sie nur noch reagieren muss, und selbst das nicht allzu heftig. Von allen Männern, die sie gehabt hat, den vielen hundert kürzeren und längeren, professionellen und privaten Begegnungen, benötigt Minstrel die geringsten Hinweise auf die Erfüllung ihrer Lust. Er spürt genau, was sie spürt, durch das Erzittern und Zucken ihrer Knie, an der Beschaffenheit von Haut und Muskeln über ihren Hüften und Rippen.
    »Gut«, sagt Francis.
    »Von Labia verborgen wird die scheue Klitoris dennoch von Eichel aufgespürt«, flüstert Minstrel ihr ins Ohr. Sein Gewicht ist ein Wogen warmer Luft, dazu sein Atem und süßlicher Moschusduft. Sie kann seinen Körper riechen, ein Hauch von Zoo, Nervosität, aber keine Schwäche. Das ist der Teil, den sie am meisten genießt, wenn sie die tiefe Besorgnis des Mannes spürt. Nach all den Jahren fragt sich Minstrel immer noch, ob sie es billigen wird. Da sie genau weiß, dass sie es billigen wird, ist seine Besorgnis das reine Entzücken für sie. Die armen guten Männer, all die guten Liebhaber, jedes Mal diese Nervenanspannung vor der Vereinigung. Selbst ein entzücktes Lachen könnte missverstanden werden. Sekunden vergehen, bevor sie ihm ihre völlige und uneingeschränkte Billigung zeigt.
    »Gut«, sagt Francis. »Und…«
    Sie packt Minstrel, drückt seinen Hintern mit den Fingernägeln nach unten, spürt das schlüpfrige Eindringen, saugt ihn und gleichzeitig einen rastlosen Atemzug ein.
    Francis zitiert wieder:
     
»Schon zückt er auf die falsche Maid sein Schwert,
Da fällt Archimagus, der Heuchler, ein:
Nicht ist die Dirne solcher Strafe wert,
sie treffe schuldbefleckt der Reue Pein.
Der Ritter seufzt: so muss geschieden sein;
Fort, fort, aus diesem unglücksel’gen Haus!
So irr’ ich nun mit meinem
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