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Slant

Slant

Titel: Slant
Autoren: Greg Bear
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Twist. »Ich habe kein festes Einkommen mehr. Er hat mir Aufträge verschafft. Er hat gute Beziehungen.«
    »Ach«, sagt Alice, als sie sich plötzlich an David erinnert. Der David, wie Twist ihn nannte: ein kleiner, dürrer Mann mit dunklem Haar. Auf Alice hat er sofort den Eindruck eines schmutzigen Ränkeschmieds gemacht, der verzweifelt wiedergutmachen will, dass er als Wicht geboren wurde, und der glaubt, auf alles eine Antwort zu haben. Twist vergöttert ihn, lauscht andächtig auf jedes seiner näselnden Worte.
    »Nun, ich bin überzeugt, dass die Agentur…«, beginnt Alice.
    »David lässt mich nicht. Auch er ist ziemlich verklumpft geworden.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich fühle mich wie damals, als ich mit meiner ersten Therapie begann. Ich war dreizehn, Alice. Ich war ein schwerer Fall, das totale Chaos. Jetzt ist alles wieder da, nur viel schlimmer.« Sie stößt ein schmerzhaftes, nervöses Kichern aus. »David sagt, dass ich nie richtig stabilisiert wurde.«
    »Warum kommst du nicht einfach in meine Wohnung, damit wir reden können«, schlägt Alice vor. »Ich kann in einer halben Stunde da sein…«
    »Ich weiß nicht, ob David mich gehen lässt.«
    Alice atmet tief durch. Eine Gruppe neuer Fluffers kommt die Treppe hinauf. Francis macht wieder einmal Überstunden.
    »Aber ich muss wirklich reden, Alice. Bist du morgen zu Hause?«
    »Morgen, ja.«
    »Ich werde um zehn da sein. Ich werde David mit jemandem zusammenbringen. Cardy ist ganz fickig auf ihn. Dann kann ich für ein paar Stunden frei machen.«
    Alice zuckt zusammen. Dieses Wort – Minstrels Tetragrammaton – klingt von Twists Lippen viel zu hart. Twist ist in vielerlei Hinsicht das typische kleine Mädchen. Alice erkennt diesen Punkt als etwas Uncharakteristisches, denn sexuelle Ausdrücke, ob nun hart oder gemäßigt, irritieren sie normalerweise nicht, ganz unabhängig von ihren persönlichen Ansichten. Ihre Stimmung wird vom Schatten anderer verfinstert.
    »Dann sehen wir uns morgen«, sagt Alice.
    »Ja. Alles Liebe, Alice.«
    »Dir auch.« Sie trennt die Verbindung und steht nun zwischen den vier neuen Fluffers, von denen sie keinen kennt. Alle sind in Schmetterlingsfarben gekleidet. Sie kommen von Sextras, mittlerweile die Top-Yox-Agentur für Fickkünstler. Sie lächeln ihr zu; sie wissen, wer sie ist. Alice war einmal zu Fleisch gewordenes Feuer.
    Sie lächelt zurück, höflich und ein wenig herablassend, schüttelt einige Hände, gibt einem der Männer einen Zungenkuss, und steigt dann die Treppe hinunter, während Ahmed sie immer noch anstarrt.

Die Monstrosität unseres technischen Zeitalters ist unbeschreiblich. Ein Mann kann in seinen Hoden Armeen von Nachkommen mit sich tragen, von denen kein Einziger sein eigener ist… und manche sind vielleicht nicht einmal ganz menschlich. Eine Frau kann innerhalb ihrer unnatürlichen >Kunstwerke< gebären, beschleunigt durch die Wissenschaft und sicher genauso seelenlos wie ein Stein. Wir sind angewidert und verzweifelt. Diese Maschinen und Maschinenmenschen haben Gott verloren.
     
    Die Mutterkirche hat dieser Zeit, in die wir hineingeboren wurden, nichts zu bieten, außer einer Warnung, die wie ein Fluch anmutet: Was ihr sät, werdet ihr ernten!
    - Papst Alexander VII. 2043
     
     
    Anonyme Antwortmail
    An: Papst Alexander VII
    Datum: 24. Dezember 2043
     
    »Du bist ein katholischer Wixer, weißt du das? Komm doch mal in meine Stadt (die wüsstest du wohl gerne, was?) und ich werde dir zeigen, was ein richtig TOLLER SPASS ist! Sag deinen Leibwächtern, dass ich über zwei Meter groß bin und mich wie die Demonen in NUKEY NOOKY anziehe, was du arschgeiler Farisäer bestimmt schon selbst gespielt hast!!!!! Einen schönen Tag noch!!!!!«
     
    E-Mail Archiv (Referenz Sicherheit, Re: Thread = Enzyklika 2043, Bibliothek Vatikan> Abt. Rückverfolgung/INDA 332; Eingang über Finnland> Code RÜCKANTWORTMAIL> SCHWEIZ/SIMBABWE> KONTO HDFinster > Harrison D. Finster ADRESSE 245 W. Blessoe Street Apt 3-H Greensboro, NC, USA. Profil> 27 Jahre alt zum Zeitpunkt der Nachricht, >SCHLUSSFOLGERUNG: ZORN-PROFIL Keine Maßnahmen erforderlich. Kommentar des Vatikan-Ermittlers: »Jung, Scheiße statt Hirn.«)
     
     
3 / Allostasis
     
    Für Martin Burke ist das Leben zum Anaspace geworden, nur Bewegung und kein Engagement, keine Interaktion, kein Gefühl des Vorankommens. Dennoch ist er nicht erfolglos.
    Vor zwei Jahren ist er aus den Combs der Südküste hierher gekommen. Er hat sich als Designberater
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