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Sklaven des Himmels

Sklaven des Himmels

Titel: Sklaven des Himmels
Autoren: Edmund Cooper
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festzustellen, ob sie vielleicht Schwächen hatten, die sich ausnutzen ließen. Beim nächsten Feuerpalaver konnte er seine Stammesbrüder dann darauf aufmerksam machen, ehe er den Tod durch die Messer fand. Denn daß dieser ihm sicher war, daran hegte er keinen Zweifel. Er hatte den Londos versprochen, daß die feste Siedlung ihnen Schutz vor den Nachtgängern bieten würde – und jetzt das!
    Seine Stammesbrüder lagen noch, wie sie gefallen waren, ihre Waffen in den Händen. Nur gut, daß die Nachtgänger nicht töteten. Am Morgen würden sie alle, wenn auch steif und zum Teil mit verrenkten Gliedern, wieder aufwachen. Berry versuchte, die Schmerzen zu vergessen, als er hinunter auf Vron sah, deren nackter, geschwollener Bauch bleich im ersten Morgengrauen schimmerte. »Ich werde dich rächen«, flüsterte er. »Wenn ich am Leben bleibe, werde ich dich rächen.« Aber sein Verstand sagte ihm, daß es nur leere Worte waren. Blieb er bei den Londos, war er bereits so gut wie tot.
    Da kam ihm ein neuer Gedanke. Warum folgte er eigentlich den Nachtgängern nicht zu ihrem Lager und kundschaftete ihre Zahl und Stärke aus? Vielleicht gelänge es ihm dann sogar, die Stämme wenigstens so lange zu einigen, daß sie ihrerseits gemeinsam die Räuber überfielen und die gestohlenen Frauen zurückholten. Ja, das war ein guter Gedanke. Er hatte schließlich nichts zu verlieren.
    Als die Nachtgänger alle Frauen, die sie finden konnten oder brauchten, beisammen hatten, öffneten sie etwas an ihrer Brust, das wie ein Beutel aussah, und holten dicke Metallstäbe heraus. Vor Berrys Augen taten sie etwas, das er doch nicht sehen konnte, das die Stäbe länger machte – mannshoch in etwa. Dann bogen sie sie, daß aus jedem Stab zwei wurden, die mit etwas Geschmeidigem, Durchsichtigem, einer Tierhaut vielleicht, zusammengehalten wurden. Das Ganze legten sie auf den Boden, und jeder der Silbermänner hob eine der bewußtlosen Frauen auf die Haut, oder was immer es war, zwischen den Stäben. Diesen Vorgang wiederholten sie, bis jeder der Nachtgänger zwei Frauen vor sich hatte. Dann brachten sie die Stäbe über den liegenden Frauen zusammen. Als jede der Gefangenen in dieser durchsichtigen Haut eingehüllt war, taten die Nachtgänger etwas, das Berry in bewunderndes Erstaunen versetzte. Jeder von ihnen klemmte sich erst eine Frau unter einen Arm, dann eine zweite unter den anderen. Welche Kraft diese Silbermänner haben mußten!
    Dann, ohne auch nur ein Wort auszutauschen, marschierten sie mit ihrer Last, die sie offenbar gar nicht spürten, durch das Haupttor aus der Siedlung.
    Berry starrte ihnen ungläubig nach. Nicht ein einziger von ihnen drehte sich um und blickte zurück. Aber er hatte ein anderes Problem. Was war, wenn er jetzt vom Wachtturm hinunterstieg und die Dämpfe, die die Londos bewußtlos gemacht hatten, noch wirkten? Er schnupperte vorsichtig. Er roch nichts, aber das war ja vorher in dieser Höhe auch nicht der Fall gewesen. Nun, er würde eben das Risiko eingehen müssen.
    Mühsam kletterte er die Leiter hinunter. Jedesmal, wenn er sich mit der Linken an den Sprossen festzuhalten versuchte, zog ein kaum erträglicher Schmerz durch seine verletzte Schulter. Mehrmals kam er in Gefahr herunterzustürzen, aber er schaffte es schließlich doch noch. Auch auf dem Boden angekommen, wurde er nicht bewußtlos. Offenbar hatten sich die Dämpfe schon verflüchtigt.
    Die Nachtgänger waren bereits außer Sichtweite. Doch der frühe Morgen war still, und Berry konnte ihre schweren Schritte im Unterholz hören. Er folgte ihnen, so schnell seine Schmerzen es erlaubten. Mehrmals war er nahe daran, das Bewußtsein zu verlieren, und hin und wieder fiel er auch zu Boden. Er kämpfte mit aller Gewalt gegen die Verlockung an liegenzubleiben, die Augen zu schließen und auf der gefrorenen Erde einzuschlafen und nichts mehr von den Schmerzen und seinem Versagen zu wissen.
    Ein- oder zweimal sah er die Nachtgänger weit vor sich. Und wieder staunte er über diese Übermenschen, die jeder gleich zwei bewußtlose Frauen tragen und auch noch mit dieser Geschwindigkeit marschieren konnten.
    Vielleicht waren sie tatsächlich Götter – oder zumindest keine Sterblichen? Vielleicht kannten sie keine Müdigkeit, keine Erschöpfung wie die Menschen? Vielleicht konnten sie dieses Tempo unbegrenzt einhalten? Vielleicht befand sich ihre Siedlung am anderen Ende der Welt? Vielleicht – vielleicht ...
    Berrys Gesicht war blutbeschmiert von den
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