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Sklaven des Himmels

Sklaven des Himmels

Titel: Sklaven des Himmels
Autoren: Edmund Cooper
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in Bewegung gesetzt worden. Trotzdem waren die Londos froh, das Alarmsystem zu haben, denn seitdem es angebracht war, hatten die Nachtgänger nicht mehr zugeschlagen. Das war für sie ein Omen.
    Berry selbst hielt es nur für eine Notlösung, bis ihm etwas Besseres einfiel. Aber die Hauptsache war, sein Stamm fühlte sich durch die Glocke sicherer.
    Die Londos waren schon seit Generationen Nomaden. Allerdings war ihre Wanderung auf den südlichen Landstrich beschränkt. Wie alle anderen Stämme wußten sie, wo die Heißen Flecken waren, und umgingen sie in weitem Bogen. Jene, die Zuflucht in den Heißen Flecken suchten – Ausgestoßene, Übeltäter, geistig Verwirrte –, lebten gewöhnlich nicht sehr lange. Wenn doch, begannen sie unter seltsamen Veränderungen zu leiden. Horn und Knochen entstanden und schoben sich aus allen möglichen Körperteilen, wo nur Fleisch sein sollte. Zusätzliche Gliedmaßen wuchsen ihnen. Sie erblindeten oder sahen plötzlich Dinge, die andere nicht sehen konnten.
    Am liebsten hielten die Londos sich in der Nähe der See auf, denn sie bot ihnen so vieles – und überreichlich –, was sie zum Leben brauchten: Krabben, Krebse, Hummer, Muscheln und viele Arten von Fischen. Und im Gegensatz zum Land war das Meer nicht verseucht. Es gab keine Heißen Flecken – zumindest waren keine bekannt.
    Berry dachte sogar daran, eine feste Siedlung am Meer zu errichten. Aber er würde sich viele eindringliche Gründe einfallen lassen müssen, um den Stamm zu überzeugen, daß es gut für sie alle war, seßhaft zu werden. Denn das Nomadenleben lag nicht nur in ihrem Blut, sondern wurde durch den Glauben noch gefestigt, daß es lebensgefährlich war, ständig an einem Ort zu bleiben.
    Nach den Legenden waren die Heißen Flecken einmal riesige Siedlungen mit vielen, vielen Stämmen gewesen. Die Menschen, die dort wohnten, so erzählte man sich, hatten über gewaltige Zauberkräfte verfügt. Sie brauchten weder zu jagen, noch zu fischen, noch Pilze, Beeren, Nüsse, Äpfel und andere gute Dinge zu sammeln. Ihre Zauberkraft sollte so groß gewesen sein, daß sie sich ihre Nahrung nach Belieben herstellen konnten. Auch waren sie angeblich imstande, Licht und Wärme ohne die Hilfe von Feuer zu erzeugen, so daß es für sie überhaupt keine Rolle spielte, ob es Tag oder Nacht, Sommer oder Winter war.
    Aber die Legenden berichteten auch, daß ihnen ihre ganze Zauberkraft nichts nutzte, als der Boden zu heiß wurde. Und er wurde heiß, weil zu viele Menschen sich auf ihm niedergelassen hatten und ihr ganzes Leben an ein und demselben Ort verbrachten und nie zu neuen Landstrichen zogen, um dort ihr Lager aufzuschlagen. Als der Boden dann zu heiß wurde, kamen die Seuchen und zerstörten die riesigen Siedlungen. Und der Boden, auf dem sie gestanden hatten, blieb verseucht und würde den Menschen nie wieder Nutzen bringen.
    Berry glaubte nicht an Zauber, aber er hielt es durchaus für möglich, daß die Heißen Flecken tatsächlich einmal Siedlungen mit viel zu vielen Menschen gewesen sein mochten. Vielleicht hatten diese Menschen wahrhaftig unvorstellbare Fähigkeiten und konnten wirklich die Nacht zum Tag und den Winter zum Sommer machen. Aber ganz bestimmt nicht durch Zauber, sondern durch hochentwickelte natürliche Kräfte, die sie vielleicht selbst nicht ganz verstanden. Das war möglicherweise auch der Grund, weshalb sie untergegangen waren.
    Was auch immer der Grund war für diese Heißen Flecken, es würde jedenfalls schwierig sein, die Londos zu überzeugen, daß eine feste Siedlung etwas Gutes war – schwierig, aber nicht unmöglich.
    Berry hatte sich alle Argumentationen für das Für und Wider durch den Kopf gehen lassen. Das Wider: blieb man zu lange am gleichen Ort, verringerte sich der Wildbestand, und die Nutzung eßbarer Pflanzen erschöpfte sich. Die Muskeln mochten erschlaffen, weil es nichts mehr zum Marschieren und weniger Arbeit gab. Die Frauen würden herumsitzen, klatschen und tratschen und Unruhe stiften, denn es würde ihnen zuviel Zeit bleiben, weil sie nicht mehr beim Auf- und Abbau des Lagers mithelfen mußten. Und als letztes: der Boden würde heiß werden, weil zu viele Menschen darauf lebten.
    Aber es war auch viel dafür zu sagen: man konnte gute, wetterfeste Unterkünfte bauen, die den Alten und Kindern im Winter bessere Überlebenschancen boten. Man konnte die Siedlung befestigen und so einen größeren Schutz gegen Überfälle anderer Stämme und der Nachtgänger haben. Man
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