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Sklaven des Himmels

Sklaven des Himmels

Titel: Sklaven des Himmels
Autoren: Edmund Cooper
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Morgendämmerung. Die Sterne begannen allmählich zu verblassen. Berry dachte oft über die Sterne nach. Die alten Legenden behaupteten, sie wären heiß wie die Sonne, nur viel viel weiter entfernt. Auch die Sonne sollte angeblich ein Stern sein, aber eben ein viel näherer. Das schien Berry durchaus glaubhaft, er fragte sich nur, weshalb die Sterne tagsüber fortgingen. Nach langen Überlegungen war er zum Schluß gekommen, daß die Sterne auch des Tags am Himmel standen und nur wegen der Helligkeit der Sonne nicht zu sehen waren. Den Mond dagegen konnte man manchmal auch am Tag sehen, weil er viel näher war. Er war überzeugt, daß man an einem klaren Tag auch die Sterne schauen könnte, wenn die Sonne die Augen nicht so blendete.
    Als er einmal mit den anderen darüber sprach, amüsierten sie sich köstlich, aber sie lachten nicht unmäßig, denn schließlich war er der Häuptling des Stammes. Während Berry die verblassenden Sterne im Osten beobachtete, überlegte er, wie man beweisen könnte, daß sie wirklich auch tagsüber am Himmel standen. So sehr beschäftigte ihn dieses Problem, daß er das Nahen der Nachtgänger nicht sofort bemerkte.
    Als er sie doch entdeckte, befanden sie sich bereits etwa fünfzig Schritt vom Schutzgraben entfernt. Sie standen in einer Reihe auf dem abgeholzten Boden und wirkten im Mondlicht in ihrer Silberkleidung kalt und gefährlich. Er sah sie und war einen Augenblick wie gelähmt vor Schock. Mit einer Hand am Klöppelriemen betrachtete er sie schnell genauer, um festzustellen, ob sie Menschen oder Ungeheuer waren.
    Die Nacht war still, und die furchterregenden Besucher verursachten nicht das geringste Geräusch. Jeder von ihnen trug zwei glänzende Metallzylinder auf dem Rücken. Gleichzeitig, aber ohne sichtbare Abmachung oder hörbaren Befehl, nahmen sie schmale Rohre in die Hand und deuteten damit auf die Siedlung.
    Einen langen Moment starrte er sie nur wie hypnotisiert an. Doch dann begann er heftig am Klöppelriemen zu ziehen. Das Läuten war schrill genug, um den ganzen Stamm zu wecken, und dröhnte schmerzhaft in Berrys Ohren. Aber die Nachtgänger kümmerten sich überhaupt nicht darum. Waren sie vielleicht taub?
    Während Berry weiter mit aller Kraft am Klöppelriemen zog, damit die. Glocke auch den tiefsten Schläfer wecke, geschahen drei Dinge hintereinander und ziemlich schnell. Als erstes stürzten die Männer des Stammes zu Berrys Erleichterung vollbewaffnet aus den Hütten. Als zweites schossen aus den Rohren der Nachtgänger längliche Gasschwaden, die sich allmählich zu luftigen Wolken ausdehnten. Sie schwebten in die Siedlung und wurden unsichtbar, als sie mit der frostigen Luft verschmolzen. Als drittes rissen die durch Berrys heftiges Schwingen überbeanspruchten Riemen. Ehe die Glocke herabsauste, ihn am Kopf streifte und an der Schulter traf, sah Berry jedoch noch kurz, was sich unten tat.
    Die Männer, die aus den Hütten stürmten, kamen nicht einmal mehr dazu, ihre Verteidigungsposten einzunehmen. Noch ehe sie ein paar Schritte gelaufen waren, taumelten sie zu Boden und rührten sich nicht mehr. Berry sah es mit Entsetzen. Und dann rissen die Riemen! Die Glocke plumpste herab und schickte Berry in gnädigen Schlaf, der für eine Weile verhinderte, daß er sich Vorwürfe über sein Versagen machte.
     

 
5.
     
    Seine Schulter schmerzte grauenvoll. Auch sein Kopf tat scheußlich weh. Mit zusammengebissenen Zähnen zog Berry sich an der Plattformwand hoch und spähte in die Tiefe.
    Die einzigen, die sich in der Siedlung bewegten, waren die Nachtgänger. Sie zerrten bewußtlose Frauen an Armen und Beinen aus den Hütten. Er sah, wie einer der Silbermänner auch Vron an einem Fuß aus der Häuptlingshütte zog. Ihr Hemd war über den Bauch gerutscht und enthüllte ihn in seiner ganzen Vollheit. Aber das schien den Nachtgänger nicht zu stören. Ungerührt legte er sie neben die anderen Frauen und schritt wieder davon, vermutlich um noch weitere Opfer zu suchen.
    Eine ungeheure Wut tobte in Berry, doch auch Angst um Vron. Einen Augenblick war er nahe daran, den Wachtturm hinunterzuklettern und sich auf die silbernen Bestien zu stürzen, die seine ganzen Vorsichtsmaßnahmen, seine Verteidigungsanlagen überhaupt nicht einmal beachtet hatten. Aber die Vernunft siegte. Was konnte ein Verletzter gegen zehn oder mehr dieser Übermenschen ausrichten, die inzwischen den ganzen Stamm der Londos besiegt hatten? Es war besser, diese Kreaturen zu beobachten und
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