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Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)

Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)

Titel: Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)
Autoren: Faith Hunter
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Straßen in nördliche Richtung. In den meisten Teilen der Stadt waren die Straßenlampen dunkel, die wenigen Ampeln schwangen träge in ihren Halterungen. In den Ecken flatterte der durchgeweichte Müll. Wasser gurgelte von den Dächern in die Rinnsteine und an einigen tiefer gelegenen Stellen über den Asphalt. Beim Durchqueren hielt ich ein Auge auf den Bordstein gerichtet, um nicht mit Mischa in tieferes Wasser zu geraten. Ich wollte nicht, dass sie absoff.
    Obwohl fast alles geschlossen war – Bars, Restaurants, Läden und Klubs – , parkten überall entlang der Straßen und auf den vielen kleinen Privatparkplätzen, die es im Quarter gab, Autos. Laternen, Lampen und Kerzen erleuchteten die Fenster. Auf den Balkonen saßen Menschen im Licht von Lampen an Tischen, und der Geruch von Essen wehte zu mir herüber. Blecherne Musik kam aus den offen stehenden Fenstern, und aus batteriebetriebenen Geräten auf den Simsen strömte eine leise Dissonanz unterschiedlichen Musikgeschmacks. Livemusik – Gitarre, Saxofon und Trommel – kam durch eine offene Bartür. Drinnen wurden die Tische mit Kerzen erleuchtet, im Hintergrund grollte ein Generator. Kleine Läden, die vierundzwanzig Stunden am Tag, und zwar sieben Tage die Woche, von den Touristen lebten, öffneten trotz des Stromausfalls. Immer mehr Generatoren begannen zu brummen. In einigen Straßen, in denen es wieder Strom gab, sah ich hier und da Neonlichter, die Essen, Alkohol und Unterhaltung bewarben. Ich verließ das Quarter, kam an der Kirche vorbei, die ich an den meisten Sonntagen besuchte – heute nicht, daran war Ada schuld – , und kam schnell in weniger schicke Stadtteile.
    Ich war schon einmal in der New-Orleans-Version eines Ghettos gewesen, als ich zwei junge Rogues erlegt hatte, die sich an wahllos überfallenen Opfern genährt hatten, um sie anschließend zu töten. Es gab zwei Arten von weiblichen und männlichen Rogues: die sehr, sehr jungen und die sehr, sehr alten. Aber beide Arten waren völlig durchgeknallt, hungrig und tödlich. Doch jene jungen Rogues unterschieden sich in anderer Hinsicht von den alten. Vamps verbringen die ersten zehn Jahre ihres Lebens angekettet in einem Keller – bildlich gesprochen, denn in Louisiana gibt es wegen des hohen Wasserspiegels nur wenige Keller – , weil sie so wild und gefährlich sind. Ein guter Meister kümmert sich um seine Geschöpfe, bis sie vollständig geheilt sind – ihren Verstand und ihre Erinnerungen wiedererlangt haben – , oder er pfählt sie, falls sie in diesem Zustand verharren.
    In meinem Vertrag stand, dass ich einen Vampir oder eine Vampirin, der oder die gegen die Gesetze und die Tradition der Vampire verstieß, finden und ausschalten sollte. Für jeden jungen Rogue, den ich pfählte oder köpfte, bekam ich ein Kopfgeld. Der Vampirrat stellte, falls nötig, ein Reinigungsteam, damit es die Leichen beseitigte und die Tatorte schrubbte. Der Rat sah es nämlich ungern, wenn die Polizei sich in seine Angelegenheiten mischte, deshalb sollte ich diese nur verständigen, wenn es nicht zu vermeiden war.
    Da ich die Abkömmlinge dieses Meisters erst kürzlich getötet hatte – einen jungen männlichen Vampir und seine noch jüngere Gefährtin –, konnte ich ihre Fährte nutzen, um ihr zu folgen, doch das bedeutete, dass ich, während ich jagte, sicheres Geleit durch das Ghetto benötigte. Was wiederum bedeutete, dass ich mit ein paar Männern sprechen musste. Gefährlichen Männern.
    Schon das letzte Mal, als ich hier durchgekommen war, war es recht düster gewesen. Damals war ich für die Gegend overdressed und für die Vampirjagd underdressed gewesen. Jetzt war es noch viel dunkler; nur das Glitzern der Laternen, Taschenlampen und der Kerzen erhellte die Nacht, als ich mein Kommen mit Mischas gutturalem Grollen ankündigte.
    Doch immerhin roch es besser als das letzte Mal. Der Hurrikan hatte den Geruch von Urin, Müll, gekochtem Kohl, Ratten, Kakerlaken und frittiertem Essen weggewaschen. Den Geruch von Armut und Essensmarken-Küche. Ich kam an einem über und über mit Graffiti beschmierten Schild vorbei, auf dem vielleicht einmal Iberville Housing zu lesen gewesen war.
    Obwohl ich niemanden sah, spürte ich die Blicke, als ich mit entschlossener Miene und bis an die Zähne bewaffnet die Straßen entlangfuhr, als könne mich nichts schrecken. Das hätte mir im Zweifelsfall zwar nicht das Leben gerettet, doch vielleicht hätten die hiesigen Bewohner kurz nachgesehen, welcher Idiot
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