Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)

Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)

Titel: Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)
Autoren: Faith Hunter
Vom Netzwerk:
zog ich meinen Lieblingsvampkiller, den mit dem Hirschhorngriff. Die versilberte Klinge glänzte blau im Licht der Sturmlampe. Ich steckte die Waffe zurück in ihr Futteral und vergewisserte mich, dass sie locker genug saß, um schnell gezogen werden zu können.
    Der Tee würde mir helfen, mich zu beruhigen. Ich goss zwei Tassen heißen Chai ein, gab in jede Zucker und einen guten Schlag geschlagene Sahne und stellte sie auf ein Tablett, zusammen mit ein paar Keksen und der angezündeten Laterne. In deren Lichtkegel trug ich alles zur Treppe, an deren Pfosten eine weitere Sturmlampe flackerte. Die Lampe aus der Küche stellte ich auf dem Boden ab. Die Flammen warfen bernsteinfarbenes Licht in die Zimmer, ein Licht, das eine friedliche und sichere Atmosphäre verbreitete, ein heller Kontrapunkt zu der Katastrophe, die beinahe passiert wäre.
    Vorsichtig stieg ich mit dem Tablett in den Händen die dunklen Stufen hinauf. Das Zimmer der Kinder lag über meinem, nach der Treppe sofort links. Heute brannte das Nachtlicht in Form eines Löwen nicht, und der Raum lag im Dunklen. Trotzdem knisterte das Zimmer förmlich vor magischen Energien und Hexenkraft. Zusätzlich zu den Alarmzaubern und Schutzbannen, die Eindringlinge von dem Haus fernhalten sollten, hatte Molly die Kinder mit Gesundheits- und Heilzaubern belegt.
    Und im Garten gab es noch eine dritte Art von Bann, um den Steingarten herum. Molly nannte ihn die Dornenhecke . Im Moment ruhte er; der Auslöser, um ihn zu aktivieren, war mein Blut, wenn es auf den Boden traf. Ganz schön makaber, aber sie wollte sicher sein, dass auch dann noch für meinen Schutz gesorgt wäre, wenn sie wieder zu Hause in den Bergen war. In lebensbedrohlicher Gefahr wäre die Hecke quasi meine letzte Rückzugsmöglichkeit, damit ich mich auf den Steinen in Beasts Gestalt wandeln und meine Verletzungen heilen konnte. Beast war das einzige Tier, in das ich mich ohne Anstrengung wandeln konnte und ohne genetisches Material, das mir ein Muster lieferte. Sie war etwas, das nichts mit meiner Skinwalker-Magie zu tun hatte – etwas, von dem ich annahm, dass es ein typischer Skinwalker nicht in sich trug. Beast war eine Seele, die in mir lebte, die Seele eines Pumas, in dessen Haut ich mich viel, viel zu lange versteckt hatte, und sie hatte ihre eigenen Ziele, Erinnerungen, Bedürfnisse und Geheimnisse. Es war nicht immer einfach, mit ihr zu leben, aber sie half, mich am Leben zu halten.
    Der Bann in Angies und Little Evans Zimmer war so gewirkt, dass nicht einmal ich eintreten konnte, ohne den Alarm auszulösen. Aber ich konnte hineinsehen, um mich zu vergewissern, dass es den Kindern gut ging. Ich bin nicht der mütterliche Typ, deshalb war es ein seltsames Gefühl, Kinder um mich zu haben. Und noch befremdlicher war es für mich, den leidenschaftlichen und unbedingten Drang zu spüren, sie zu beschützen, wenn Beasts Mutterinstinkt, so grundverschieden von meinem eigenen, in mein menschliches Bewusstsein drang.
    Dank meiner guten Nachtsicht konnte ich auch im Dämmerlicht des Zimmers gut sehen. Little Evan lag ausgestreckt auf seinem Bett, die Decke hatte er von sich geworfen, die Hände zu Fäusten geballt, die Arme ausgestreckt zu beiden Seiten. Seine Wangen blähten sich mit jedem Atemzug. Angelina hatte sich unter ihrer Decke zu einem Ball zusammengerollt, das Gesicht so engelhaft wie ihr Name. Beide schliefen tief und fest. Erstaunlich. Kinder.
    »Sie werden sich nicht in Luft auflösen«, sagte eine leise Stimme hinter mir.
    Ich lächelte kläglich und fragte mich, ob Molly nicht noch einen zusätzlichen Bann errichtet hatte, einen, den ich nicht bemerkt hatte und der sie informierte, sobald sich jemand der Tür der Kinder näherte. Vermutlich.
    »Ich wollte nur nach ihnen sehen«, sagte ich. Das Tablett in Händen drehte ich mich um und entdeckte Molly im Schatten des breiten Flurs. Ihr langes, dünnes Nachthemd flatterte im Luftzug, der durch die geöffneten Fenster drang, die roten Korkenzieherlocken hingen über ihrer Schulter. Sie sah aus, als sei sie dem neunzehnten Jahrhundert entsprungen, nur der iPod um ihren Hals störte das Bild. Ich stellte das Tablett auf einen kleinen gedrechselten Tisch im Flur und bot ihr eine Tasse Tee an. Molly durchquerte den Gang auf nackten Füßen und nahm ihn entgegen.
    »Niemand kann rein«, sagte sie und nahm einen Schluck. »Nicht durch meinen Bann. Oder wenigstens nicht, ohne dass hier ein Feuerwerk losgeht. Du musst dich nicht mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher