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Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)

Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)

Titel: Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)
Autoren: Faith Hunter
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zeigte meine menschlichen Zähne. Wandle dich , forderte sie.
    Aber es war zu spät. Ich war hin und her gerissen zwischen ein Dutzend Reaktionen und Szenarien. Ich könnte angreifen, aber dann würden sie das Haus in Brand setzen. Ich könnte mich hineinflüchten, aber dann würden sie auch das Haus in Brand setzen. Ich könnte –
    »Hallo. Meine Name ist Angelina.«
    Die Vampire im Flattern der Flammen erstarrten zu einer übernatürlichen Reglosigkeit. Langsam drehte Leo den Kopf und hob den Blick von mir zum Balkon im Obergeschoss.
    »Ich mag Feuer. Darf ich mitspielen?«
    Leo atmete ihre Witterung ein. Roch Kind und Hexe. Sein Körper spannte sich an. Hielt die Spannung.
    Die Augen von Leos Geschöpfen zuckten zu ihrem Blutmeister, dann zu mir hinüber. Ich sah Unsicherheit, Sorge. Ganz offensichtlich hatten sie nicht damit gerechnet, heute Abend ein Kind töten zu müssen. Zwei Vamps zogen ihre Fangzähne mit einem leisen Schnappenein. Der mit dem offenen Benzinbehälter betrachtete ihn, dann wanderte sein Blick vorsichtig und bedächtig zurück zu dem kleinen Mädchen. Seine Pupillen zogen sich zusammen, und er sah wieder Leo an. Wartete.
    »Wie heißt du?«, fragte sie. Ihre Füße trappelten an den Rand des Balkons über meinem Kopf. »Seid ihr Tante Janes neue Freunde?«
    »Angie, geh ins Haus.« Ich versuchte ruhig zu klingen, aber ohne Erfolg. Mein Herz hetzte wie ein Reh auf der Flucht. Wie ein Beutetier. Ich wusste, dass sie meine Furcht rochen.
    Leo sog wieder die Luft ein, seine Brust hob und senkte sich, sein Atem zischte leise an seinen Fangzähnen entlang. Es stand alles auf Messers Schneide. Beides war möglich: Entweder er tötete die Mörderin seines Sohnes und die Hexen, die er jetzt in meinem Haus roch, oder er zog sich zurück und verschonte das Kind. Die Vampira Carta verbot das Töten von Kindern, auch wenn es sich um Hexen handelte. Wenn er eine Hexe tötete, würde er damit den fragilen Frieden zwischen den Arten gefährden. Aber er war außer sich vor Leid. Schon seit Tagen. Und Hexen waren die Erzfeinde der Vampire, auch wenn ich nicht wusste, warum.
    »Seid ihr Vampire?«, fragte Angelina, die mich ausnahmsweise ignorierte.
    Eine plötzliche Böe brachte die Fackeln zum Flackern und wehte den Duft des kleinen Mädchens vom Balkon herunter. Die schwüle Luft fing den Duft des Schaumbades und die Wärme ihrer Haut ein und trug sie hinunter auf die Erde, wo sie sich mit Vamppheromonen und Rauch vermischten. Die Vamps in Leos Begleitung traten einen Schritt zurück. »Mama sagt, ihr esst Menschen.«
    Leo schluckte. »Wir essen keine Menschen«, sagte er, seine Stimme klang bemüht neutral mit einem Hauch seines kultivierten, förmlichen französischen Akzents. »Und du darfst nicht mit Feuer spielen. Das ist gefährlich. Wir … kommen ein anderes Mal wieder«, sagte er.
    Als er mich ansah, loderte sein Hass hell in seinen dunklen Augen. »Damit ist es nicht vorbei. Mein Sohn wird gerächt werden.«
    »Ich habe Ihren Sohn schon gerächt«, sagte ich. »Ich habe seinen Mörder getötet. Ich habe seine Blutschuld bezahlt und Ihnen den Körper Ihres Feindes dagelassen.« Diese Worte hatte ich schon einmal gesagt – das letzte Mal, als er in diesem Haus gewesen war, fast wahnsinnig vor Trauer. Damals hatten sie gewirkt. Ich hoffte sehr, dass es auch diesmal so sein würde.
    Leo blinzelte. Das Feuer in seinen Augen begann zu flackern und dann zu erlöschen. Etwas anderes füllte die Leere, die Spur eines weicheren Gefühls – Verwirrung, vielleicht Unsicherheit, vermischt mit Trauer. Er sah mir in die Augen und hielt meinen Blick mit dieser hypnotischen Kraft fest, wie sie nur die sehr Alten besitzen.
    Und dann war er fort. Einfach … verschwunden. Heftige Luftwirbel markierten seine Spur. Die Vamps starrten hoch zu dem Kind auf dem Balkon über mir.
    »Komm ins Haus, Angie«, hörte ich Molly mit vor Angst rauer Stimme sagen. »Und du auch«, sagte sie zu mir, obwohl sie mich von ihrer Position aus gar nicht sehen konnte. Ich hörte Dielenbretter knarren, und die Verandatür schloss sich.
    »Seinetwegen hätten wir fast ein Kind getötet«, sagte eine Vampirin.
    »Er wusste es nicht«, sagte ein anderer und schloss den Benzinbehälter, den er geöffnet hatte.
    »Er ist der Meister. Er hätte es wissen müssen«, sagte die Vampirin beharrlich. »Er hätte uns nicht hierherbringen dürfen.«
    »Dolore«, sagte ein dritter Vamp, eine Vampirin. Ich kannte das Wort nicht, aber in ihrer Stimme
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