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Skelett

Titel: Skelett
Autoren: Colin Forbes
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Telefons hob Gallagher ab. Am anderen Ende der Leitung war Jed Harper.
    »Ich weiß jetzt, wo Tweed ist, Sir. Die letzte Kamera auf der M3 hat ihn erwischt. Es war eindeutig sein Nummernschild.« Der Mann war offenbar sehr zufrieden mit seiner Arbeit.
    »Und? Haben Sie die Verfolgung aufgenommen?«
    »Noch nicht, Sir. Mein Wagen hat eine Panne. Deshalb …«
    »Das darf doch nicht wahr sein, Sie Vollidiot! Richten Sie die Karre gefälligst wieder her!«
    »Das kann ich nicht, Sir. Ich bin schließlich kein Automechaniker.«
    »Was können Sie denn überhaupt, Sie Null?«, brüllte Gallagher ins Telefon. »Dann wissen Sie also wieder nicht, wo Tweed sich befindet, oder?«
    »Doch, das wollte ich Ihnen gerade sagen. Unsere Leute haben gesehen, wie er auf die A303 abgebogen ist.«
    »Die A303! Großer Gott! Wie viele Personen sind eigentlich in dem Wagen?«
    »Das war nicht zu sehen. Der ist so schnell gefahren, dass …«
    Gallagher knallte den Hörer auf die Gabel. Die A303 führte ins West Country. Was ging dort nur vor?
     
    Kurz vor der kleinen Ortschaft Wylye meldete sich Michael wieder und bedeutete Tweed in einem Kreisverkehr, dass er weiter auf der A303 bleiben solle. Paula rutschte nach rechts, damit sie Michael im Rückspiegel beobachten konnte. Er schaute starr nach vorn auf die Straße und hatte ein so bleiches, blutleeres Gesicht, dass Paula ihm spontan den Spitznamen »das Gespenst« verpasste.
    Normalerweise war Paula ein kühler und überlegter Mensch, der vor allem in Krisensituationen kaltblütig und konzentriert reagierte. Jetzt aber kochte sie innerlich vor Wut. Was dachte sich Tweed nur dabei, so mir nichts, dir nichts den Anweisungen eines Mannes zu folgen, der sein Gedächtnis verloren hatte? Das konnte doch nur in einer Katastrophe enden.
    »Wir werden übrigens schon seit einer Weile von einem kleinen Flugzeug verfolgt«, sagte sie nach vorn zu Tweed. »Es ist mir kurz nach der Gantia-Anlage zum ersten Mal aufgefallen, und seitdem fliegt es ständig neben uns her.«
    »Ach, das hat nichts weiter zu bedeuten«, antwortete Tweed uninteressiert. »Hier in der Gegend gibt es jede Menge kleiner Flugplätze, und diese Privatflieger orientieren sich nun einmal gern an Autobahnen oder Schnellstraßen.«
    »Wenn Sie meinen …«
    Paula schwieg, bis sie in der Nähe von Honiton eine Pause machten und in einem ziemlich üblen Schnellimbiss etwas zu sich nahmen. Mit Todesverachtung würgte sie ein pochiertes Ei auf labbrigem Toast hinunter, während Michael sich mit sichtlichem Appetit über die zwei Spiegeleier mit Speck hermachte, die Tweed für ihn bestellt hatte. Dazu trank er drei Becher Tee. Nachdem er alles verputzt hatte, stand er auf und ging auf die Toilette. Paula nutzte die Gelegenheit, um mit Tweed unter vier Augen zu reden.
    »Was denken Sie sich nur dabei, sich von ihm in der Gegend herumschicken zu lassen? Das ist doch verrückt.«
    »Erinnern Sie sich daran, was Buchanan gesagt hat? Michael hat immer nur den einen Satz gesprochen: ›Ich habe Mord gesehen.‹ Und Buchanan ist kein Dummkopf. Er hat Michael bestimmt genau dabei beobachtet, als der diesen Satz von sich gab, und offensichtlich hat er ihm geglaubt. Wieso soll ich ihm da nicht glauben?«
    »Da ist was dran. Übrigens finde ich, dass dieses ›Ich habe Mord gesehen‹ irgendwie seltsam klingt. Könnte Michael nicht gesagt haben: ›Ich habe einen Mord gesehen‹?«
    »Das glaube ich nicht. Roy ist ein präziser Beobachter, der alles genau so schildert, wie es war. Wenn wir dorthin fahren, wo Michael uns hinführt, finden wir ja vielleicht heraus, was es mit diesem Satz auf sich hat.«
    »Aber wie kann sich ein Mann, der vollständig das Gedächtnis verloren hat, noch an den Weg irgendwohin erinnern? Irgendwie kommt mir das Ganze äußerst seltsam vor.«
    »Vielleicht ist er ja in der Vergangenheit diese Strecke so oft gefahren, dass sie sich ihm ins Unterbewusstsein eingebrannt hat. Aber kein Wort mehr, er kommt zurück.«
    »Gut, dass wir schon so früh aufgebrochen sind«, flüsterte sie. »Es wird bald dunkel.«
     
    Seit einiger Zeit fuhren sie nun schon an Feldern vorbei, die von den Bauern in Erwartung des Frühlings bereits gepflügt worden waren.
    »Sieht ganz so aus, als würde hier kein Schnee mehr liegen«, sagte Paula, als sie sich Exeter näherten.
    Dafür reichten hier die dichten grauen Wolken bis fast auf den Boden herab. Michael dirigierte sie auf der A38 an Exeter vorbei, und im letzten Tageslicht konnte Paula
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