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Skelett

Titel: Skelett
Autoren: Colin Forbes
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die weiße, schneebedeckte Hochfläche des Dartmoor sehen, die die ganze Gegend dominierte.
    »Da habe ich mich vorhin wohl getäuscht mit dem Schnee«, sagte Paula. »Sieht so aus, als gäbe es hier noch mehr als genug.«
    »Ja, hier kann es ziemlich heftig schneien«, sagte Tweed. »Als ich noch als Ermittler beim Yard arbeitete, haben meine Frau und ich öfter mal einen Wanderurlaub im Dartmoor gemacht. War gut zum Nachdenken, weit weg von der Hektik der Großstadt.«
    Tweed folgte weiter der A38, bis Michael zu seiner Überraschung nach rechts deutete. Tweed bog von der viel befahrenen Schnellstraße in Richtung Norden ab und steuerte auf das Dartmoor zu. Die Landstraße wurde an beiden Seiten von Stechginsterhecken gesäumt.
    »Wenn ich mich richtig erinnere, führt diese Straße zu einem verschlafenen kleinen Ort namens Post Lacey am Rand des Dartmoors. Bestimmt hat er sich nicht allzu sehr verändert, seit ich das letzte Mal hier war.«
    »Und was liegt dahinter?«
    »Das Dartmoor.«
    Paula zuckte zusammen. Für sie hatte der Name einen ausgesprochen düsteren Klang.

5
    Post Lacey war in der Tat nichts weiter als ein trostloses Nest, das aus ein paar grauen Granithäusern zu beiden Seiten der Hauptstraße bestand - der einzigen Straße des Ortes, soweit Paula das beurteilen konnte. Die Wolken hatten sich verzogen, und der Mond schien blass auf eine dunkle Landschaft herab. Sie hatten die alten Häuser, in deren Fenstern gelbliche Lampen brannten, hinter sich gelassen und fuhren gerade auf ein Pub namens Little Tor zu, als Michael aufs Lenkrad klopfte, um Tweed zu bedeuten, er solle anhalten.
    Kaum waren sie ausgestiegen, als auch schon ein untersetzter Mann mit Glatze aus dem Gasthaus kam. Er streckte Tweed mit einem freundlichen Lächeln eine knorrige Hand hin, ehe sein Blick auf Michael fiel, der sich nach der langen Fahrt dehnte und streckte.
    »Alf Garner, zu Ihren Diensten«, sagte der Gastwirt zu Tweed. »Einen Cockney wie mich haben Sie hier bestimmt nicht erwartet, was? Meine Frau und ich sind vor zehn Jahren aus London hierher geflohen. Wird immer chaotischer, die Stadt, finden Sie nicht auch? Hab mir das Pub hier gekauft und ›Brown Owl‹ genannt, aber das hat den Einheimischen gar nicht gefallen. Fragen Sie mich nicht, wieso. Also hab ich THE LITTLE TOR auf das Schild malen lassen, und damit können sie offenbar besser leben.«
    Tweed ließ Michael nicht aus den Augen, der die Straße bis zur Abzweigung eines breiten Feldwegs entlanggegangen war.
    »Wo führt dieser Weg hin?«, fragte er.
    »Ins Moor«, sagte Garner.
    »Und ist da irgendwas Bestimmtes?«
    »Früher hat es da mal Zinn-, Blei- und Kupferminen gegeben, und auf dem Weg haben sie das Zeug aus dem Moor herausgekarrt.«
    »Und heute führt er nirgends mehr hin?«
    »Hab ich nicht gesagt, Chef. Ganz oben im Moor, am Ende von dem Weg, wohnt so ein stinkreicher Pinkel in einem alten Kloster. War schon fast eingestürzt, die Hütte, aber dann ist er gekommen und hat das Ding renovieren und umbauen lassen. Mit allem Pipapo. Das Kloster nennt sich Abbey Grange.«
    »Und der reiche Pinkel? Hat der auch einen Namen?«
    »Ja, aber den kann ich mir nie richtig merken. ›Vulkano‹ oder so. Irgendwas Ausländisches halt.«
    »Drago Volkanian?«
    »Richtig! Genau so heißt er, Chef!« Garner klatschte vor Begeisterung in die Hände. Dann deutete er auf Michael, der weiterhin mit roboterhaften Bewegungen den Feldweg entlangstakste. »Passen Sie auf, dass er nicht zu weit ins Moor hineingeht. Übrigens: Ich könnte schwören, dass ich den schon mal hier gesehen hab. Muss aber schon eine Weile her sein.«
    »Mr Garner, wir müssen jetzt gehen«, sagte Tweed. »Wir wollen nicht, dass unser Freund sich verläuft.«
    »So was ist schnell passiert«, sagte der Wirt. »Und wenn Sie ihm hinterhergehen, bleiben Sie immer hübsch auf dem Weg. Ein falscher Schritt, und Sie versinken im Sumpf. Hier im Moor sind schon viele für immer verschwunden.«
    »Kommen Sie, Tweed, sonst verlieren wir Michael noch«, drängte Paula und zupfte ihren Chef am Ärmel.
    »Bitte entschuldigen Sie uns, Mr Garner«, sagte Tweed und schüttelte dem Gastwirt die Hand.
    »Molly - das ist meine bessere Hälfte, die da in der Tür steht -, hätte Ihnen gern was Heißes zu trinken und zu essen aufgetischt …«
    »Sagen Sie ihr vielen Dank, aber auf den Burschen da vorn muss man wirklich aufpassen.«
    »Und Sie verlassen nicht den Weg, versprochen? Der Sumpf kann echt tückisch sein.
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