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Sister Sox

Titel: Sister Sox
Autoren: Max Bronski
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bitte soll das sein?
    – Versuchter Betrug.
    – Wie bitte?
    – Leibowitz, den kennen’s oder?
    Ich nickte.
    – Dem haben Sie eine gefälschte Brosche oder so was angedreht.
    Der Humor der Münchner Polizei ist manchmal ziemlich derb. So kam es, dass ich für zwei Tage einsitzen musste.

47
    Wieder richtig ausschlafen können, keinen Alkohol und Schonung rundum – solche Wohltaten hätten in jeder anderen Situation durchaus einen Reiz gehabt. Man kommt wieder zu sich. Ich aber wurde von Alpträumen geplagt, die weniger mit mir als mit Pia und Boris Zakow zu tun hatten, der offenbar immer noch frei da draußen herumlief. Ansonsten bekam ich regelmäßig Essen und wurde in Ruhe gelassen. Nach zwei Tagen am Samstag gegen fünfzehn Uhr kam mein Freund Füchsel. Unter dem Arm hatte er eine braune Tüte mit den Sachen, die sie mir abgenommen hatten, und eine Zeitung. Er sperrte auf.
    – Und, fragte ich, was wird das jetzt?
    – Frei! Sie können gehen.
    Er stellte die Tüte neben mich. Ich stand so schnell auf, dass mir schwindlig wurde.
    – Warum so plötzlich?
    Er reichte mir die Zeitung. Es war die Wochenendausgabe der Abendzeitung .
    – Die soll ich Ihnen geben, sagt der Herr Inspektor.
    Ich schlug die Zeitung auf. Grausiger Fund war die Überschrift. Derart aufgemachte Storys sind normalerweise nicht mein Ding, aber die hatte es in sich: Ein Spaziergänger, wie immer einer aus der Rentnertruppe, die sich Tag und Nacht auf der Suche nach Zerstreuung mit ihren Dackeln in den Isarauen herumtreiben, hatte diesen Fund gemacht. Beim Tierpark Hellabrunn war der Dackel Rixi unruhig geworden, hatte angefangen, im Gebüsch am Boden zu wühlen und zu graben. Dabei beförderte das Tier Überreste eines menschlichen Körpers zu Tage. Das Teil war zweifelsfrei als männliches Glied zu erkennen, das eine noch gut sichtbare Tätowierung aufwies.
    Jetzt setzte es mich auf den Hosenboden. Ich spürte einen heftigen Hitzeandrang.
    Anhand der Tätowierung, einer Schlange, die um das Glied wie um einen Äskulapstab herumgeführt war, und einer DNA-Analyse konnte der Tote als Boris Zakow identifiziert werden. Die Suche nach weiteren Leichenteilen war zwar noch im Gang, jedoch bislang ohne Erfolg. Über Tathergang und Hintergründe schwieg sich die Polizei aus, vermutet wurde jedoch, dass Zakow Opfer eines Bandenkriegs geworden war.
    Ich schmiss die Zeitung hin. Dieses Problem hatte sich also erledigt. Nie würde ich versuchen herauszubekommen, wer für die Tat verantwortlich zu machen war. Mir genügte die Gewissheit, dass dieser Schwanz keine junge Frauen mehr traktieren würde. Füchsel beobachtete mich mit Interesse.
    – Alles in Ordnung, fragte er.
    – Danke, bestens.
    Füchsel griff in seine Tasche und zog eine Karte hervor.
    – Eine Geschichte hat sich noch nicht erledigt: Die ist vom Leibowitz. Rufen’s den Mann doch an, ich glaube, mit dem kann man reden.
    Ich nickte mechanisch. Dann taperte ich hinter Füchsel her, der mir die letzten Türen aufsperrte. Am Ende gab er mir die Hand.
    – Alles Gute. Und lassen’s Ihnen nie wieder da blicken.

48
    Ich hätte es wissen müssen, weil es unvermeidlich war: Als ich unten im Hof des Präsidiums stand, sah ich Dorst. Er wirkte aufgeräumt und zivil und war gerade dabei, die Tür seines BMW aufzusperren. Er bemerkte mich und lächelte schüchtern auf eine Weise, die ich an ihm noch nicht kannte.
    – Und? Tutto bene, fragte er.
    – Danke. Und Sie?
    – Bestens. Jetzt ist Feierabend. Wochenende dazu.
    Er musterte mich eindringlich.
    – He, he, he! Jetzt schieben Sie bloß keinen Riesenfrust vor sich her. Okay, Sie einzubuchten, das war herb, aber was Sie hier in den letzten Tagen abgeliefert haben, das war auch nicht ohne. Schuss vorn Bug, das musste mal sein.
    Ich schwieg verbissen.
    – Okay, Gossec. Ich entschuldige mich bei Ihnen und versichere Ihnen in aller Form, dass Sie bei mir ein verdammt großes Ding gut haben. Passt das so?
    Ich ging langsam auf ihn zu. Dorst streckte mir die Hand entgegen und lächelte wieder.
    – Sie sind jetzt nicht mehr im Dienst, und ich habe was richtig Großes bei Ihnen gut?
    – Na klar, erwiderte Dorst. Wollen Sie einen mit mir trinken gehen?
    – Lieber nicht, sagte ich, aber das große Ding, das löse ich gleich an Ort und Stelle ein.
    Ich holte aus und verpasste ihm einen Haken, der ihm den Kopf zurückriss und das Männlein quer über die Motorhaube seines Wagens schlittern ließ. Ich wartete nicht ab, bis er sich wieder aufgerappelt
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