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Sister Sox

Titel: Sister Sox
Autoren: Max Bronski
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wartete auf eine Reaktion. Da sie nicht kam, haute er weiter in die Kerbe.
    – Dann gibt es so seltsame Geschichten von einem Mönch, der durch die Gegend zieht und Leute mit dem Totschläger bedroht. Wir haben eine Personenbeschreibung von Fanny Berghammer und eine deftige Schilderung von Peter Stoltzenburg. Möchten Sie wissen, was wir in Ihrem Bus gefunden haben?
    Eine Zeit lang befürchtete ich, es handle sich um die Kalaschnikow. Ich war eigentlich sicher, sie in Hinnerks Schuppen geschafft zu haben.
    – Eine Kutte und einen Totschläger.
    Das war knapp gewesen!
    – Beim Motiv müssen wir gar nicht groß rätseln: Sie machen alle platt, von denen Sie vermuten, dass sie Ihrer Nichte etwas angetan haben.
    Dorst erhob sich, stützte sich mit beiden Armen auf dem Schreibtisch ab und beugte sich vor zu mir.
    – Wissen Sie, was ich mir jetzt wünsche?
    Ich schüttelte den Kopf. Was er hören wollte, war mir klar, aber er sollte es wenigstens sagen müssen.
    – Ein blitzsauberes Geständnis!
    Ich bat ihn um zwei Zigaretten und ausreichend Zeit, sie in Ruhe rauchen zu können. Eine Frist, um mir alles noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Dorst öffnete die Schublade des Schreibtischs, holte ein Päckchen hervor und warf es mir hin.
    – Ich gehe was essen. In zwanzig Minuten stehe ich hier wieder auf der Matte. Rauchen Sie in der Zwischenzeit, rauchen Sie und denken Sie nach!
    Er verschwand. Die Tür sperrte er hinter sich zu. DieFenster waren ohnehin vergittert – ich war im Knast. Für einen Katholiken hatte ich inzwischen eine herausragende Bilanz, denn ich hatte nicht nur das Beste gewollt, sondern dabei tüchtig eingesteckt und war auf geradem Weg, ein Märtyrer zu werden. Für einen Protestanten war sie per Saldo katastrophal, denn bei allen meinen Bemühungen war nichts herausgekommen, das Resultat war Null Komma Joseph.
    Ich überlegte alles noch einmal durch. Die Russen zu belasten, war mir scheißegal, im Gegenteil, wenn ich die irgendwie hinhängen könnte, würde ich es tun. Von den Italienern wusste ich nichts, jedenfalls von ihrem militärischen Flügel. So gab es im Grunde genommen wenig, was ich nicht erzählen durfte. Genau so wollte ich es halten.
    Dorst kam mit einem Zahnstocher im Mund zurück.
    – Und, alles klar?
    Ich nickte und begann mit meiner Geschichte.
    – Momentchen, fiel mir Dorst ins Wort, das zeichnen wir doch gleich auf. Einverstanden?
    Ich nickte noch einmal und begann mit meiner Geschichte von vorn. Dorst lief auf und ab. Fragen stellte er kaum. Dass meine Geschichte ziemlich gut war, das konnte er an dem Zeit- und Ereignisraster überprüfen, das er exakt genug im Kopf haben musste. Als ich geendet hatte, nahm er wieder Platz.
    – Sie suchen Ihre Nichte und geraten dabei in einen Bandenkrieg. So ähnlich, nicht wahr?
    – Genau.
    – Und genau das ist der Haken. Die Russen sind ein krimineller Haufen, okay, aber jeder für sich. Und die Italiener,irgendwelche Killer mit Hut, au Mann, das ist eine dermaßen abgenudelte Ausrede! Schauen Sie mal hierhin!
    Er deutete auf seine linke Backe.
    – Da kriege ich spontan Zahnweh. Seitdem ich hier Polizist bin, haben wir es in München noch nie mit Banden zu tun gehabt. In Palermo oder Moskau, meinetwegen. Aber hier in München haben wir keine Russenmafia und keine Italienmafia. Gerüchte. Märchen.
    Dorst näherte sich mit seinem Gesicht dem meinen auf wenige Zentimeter, so dass ich den Sauerbraten riechen konnte, den es heute in der Kantine gegeben hatte.
    – Es gibt in München keine Mafia, und es wird auch nie eine geben. Deshalb ist alles, was Sie erzählt haben, Bullshit. Ganz einfach Bullshit.
    Er rief einen Kollegen über Telefon.
    – Der Kollege Füchsel bringt Sie in die Zelle und klärt Sie über Ihre weiteren Rechte auf.
    Füchsel schob mich aus dem Zimmer. Jetzt packte mich die Wut. In der Tür blieb ich stehen und drehte mich um.
    – He, Dorst!
    Dorst zog die Augenbrauen hoch.
    – In der Kategorie menschliche Größe hat man Sie soeben für das Würstchen nominiert.
    – Pscht, machte Füchsel und zog mich weg.
    Wir gingen den langen Gang hinunter. Ich fragte ihn, was der Grund für meine Arretierung sei. Füchsel schaute auf das Papier, das er bei sich hatte.
    – Oh je, das ist eine ganz lange Liste.
    Er reichte mir das Papier. Ich überflog es. Danach war ichein Schwerverbrecher. Auf ein, zwei Delikte mehr oder weniger kam es zwar nicht an, trotzdem fiel mir das letztgenannte unangenehm auf.
    – Und was
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