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Sirenenlied

Sirenenlied

Titel: Sirenenlied
Autoren: Tanja Heitmann
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wünschen«, sagte Esther voller Verachtung. »Die meisten von … Ihresgleichen, die den Weg nach Los Angeles finden, schließen sich über kurz oder lang Anders an und passen sich ohne viel Aufhebens entsprechend ihrer Opferrituale an die hiesigen Sitten an. Die Sorgfältigkeit bei der Opferwahl und der pflegliche Umgang mit ihnen ist eine Notwendigkeit, wenn man über einen längeren Zeitraum an einem Ort bleiben will, wo man nicht der Einzige mit bestimmten Gelüsten ist.«
    Adam nickte langsam. »Aber einer hält sich nicht daran,
und derjenige muss gefunden werden, bevor er die ganze Gemeinschaft in Gefahr bringt.«
    »Es hat ganz den Anschein, als hätten Sie Ihre Aufgabe von selbst erraten. Wenn Sie ein so guter Jäger sind, wie Ihr Leumund Rischka behauptet, wird es sicherlich ein Leichtes für Sie sein, die Spur der blutleeren Leichen zu dem Dämon - oh, entschuldigen Sie bitte -, zu demjenigen zurückzuverfolgen, auf dessen Konto sie gehen. Das ist der Auftrag, den Anders für Sie vorgesehen hat.«
    Der Zynismus war nicht zu überhören, auch wenn Esther sich um Neutralität bemühte. Jede ihrer Regungen schien darauf ausgerichtet zu sein, ihn auf Distanz zu halten. Adam beschloss, ihre Abwehrhaltung hinzunehmen und sich stattdessen auf die vor ihm liegende Aufgabe zu konzentrieren. Vielleicht entspannte das ja die Situation zwischen ihnen beiden.
    »Es gibt also eine Spur von blutleeren Leichen. Erzählen Sie mir doch ein bisschen mehr darüber. Vor allem, warum Sie davon ausgehen, dass es jemand von uns gewesen sein soll. L.A. ist eine Großstadt, die doch bestimmt jede Menge Verrückte anzieht. Vielleicht ist es nur irgendein Sektenfanatiker, der es mit seinem Kult etwas zu ernst meint.«
    Esther blinzelte ihn ungehalten an. »Ihre Begabung als Spurenleser in Ehren, aber auch ich mache meinen Job gut. Anders lässt mich die Geschehnisse in der Stadt beobachten, außerdem verfügt er selbst über ausgezeichnete Kontakte. Sie können also davon ausgehen, dass wir alles in Erfahrung gebracht haben, was in unserer Macht stand. Wir haben es mit sieben Opferungen zu tun, mit solchen Opferungen, die bis zum bitteren Ende durchgeführt worden sind. Jede einzelne von ihnen mit einer anderen Technik
… vom klassischen Durchtrennen der Arterie bis zum professionellen Abzapfen des Blutes. Dabei wiesen die Opfer keinerlei Verbindungen zueinander auf, Geschlecht, Alter, Rassenzugehörigkeit, alles kreuz und quer durcheinander. Genau wie die Fundorte, denn normalerweise würde sich bei so vielen Leichen doch eine Art Vorliebe abzeichnen, etwa eine Gegend, in der der Täter sich gut auskennt. Aber so ist es in diesem Fall nicht. Man könnte fast meinen, unserem Unbekannten ist es gleichgültig, wen er tötet und wo er es tut. Deshalb fällt es der Mordkommission des LAPD auch so schwer, ein Muster zu erkennen - das ändert sich jedoch, wenn man weiß, auf welchen Nenner man vollkommen unterschiedlich ausgeblutete Leichen bringen kann: Blutopfer für den Dämon.«
    Adam nickte zustimmend, während er in seine Einschätzung von Esther neben über alle Maße anziehend und geheimnisvoll auch noch intelligent eintrug. Was ihre abweisende Haltung umso schlimmer machte.
    »Ich habe eine Liste der bisherigen Opfer für Sie zusammengestellt«, fuhr Esther geschäftsmäßig fort. »Wer sie waren, von wem sie gefunden wurden, samt Daten, Fundortbeschreibungen und so weiter. Können Sie damit arbeiten?«
    »So eine Liste ist ja gut und schön, aber meine Sinne brauchen eigentlich etwas Handfestes, mit dem sie arbeiten können. Hat Anders eins der Opfer in seinen Besitz bringen können, damit ich es mir genauer ansehen kann?«
    »Leider haben wir kein Kühlhaus, das groß genug für die Unterbringung einer Leiche wäre. Nur einen Kühlschrank für Bensons Biervorräte«, antwortete Esther, wobei ihre Nase sich erneut kräuselte. Das Thema war ihr
zuwider. Mit zwei Fingerspitzen massierte sie sich die Schläfe, dann zwang sie sich ein Lächeln aufs Gesicht. »Sehen Sie, Anders ist kein Staatsmann, der etwas vertuschen will und deshalb schrecklich zugerichtete Leichname aus der Leichenhalle entführen lässt, bis der Geheimagent eintrifft und die Spuren liest. Darum werden Sie sich selbst kümmern müssen.«
    Nach außen hin ließ Adam den Spott an sich abprallen, doch innerlich zuckte er zusammen. Während er die sorgfältig ausgearbeitete Liste überflog, trat Esther unruhig von einem Fuß auf den anderen, wobei sie prompt im Sand
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