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Sirenenlied

Sirenenlied

Titel: Sirenenlied
Autoren: Tanja Heitmann
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Sirenenlied in Schottland. Besuchen Sie die Orte, die später zu Schauplätzen in Ihren Geschichten werden, manchmal auch selbst?
     
    Einen Roman an einem großartigen Ort spielen zu lassen, ist die perfekte Ausrede für eine Reise! Da nutze ich jede Gelegenheit. Im Ernst: Es ist zwar nicht zwingend, aber immer von Vorteil, die Orte gut zu kennen, über die man schreibt. Auch wenn nicht alle Eindrücke, die man aufschnappt, Eingang in einen Roman finden, so verleihen sie ihm doch eine gewisse Fühlbarkeit. Eine gehörige Portion
Fantasie und Bildbände helfen natürlich andernfalls weiter, denn ins Paris des späten 19. Jahrhunderts kann man leider nur noch im Kopf reisen.
     
     
    Neben Ihrer Tätigkeit als Autorin arbeiten Sie auch als Literaturagentin. Wie ist es, plötzlich auf der anderen Seite des Literaturbetriebs zu stehen und als Autorin Erfolg zu haben?
     
    Nach wie vor verwirrend. Mein Wunsch ist es eigentlich immer gewesen, Autoren bei der Verwirklichung ihrer Romanideen zu unterstützen, sowohl während des Schreibprozesses als auch später beim Veröffentlichen. Nun am eigenen Leib zu erleben, was ich bislang nur von meiner Randposition als Literaturagentin erlebt habe, ist spannend, mir aber - ehrlich gesagt - auch nicht ganz geheuer. Die Agentin in mir hat auf viele Dinge einen ganz anderen Blick als die Autorin. Das miteinander zu vereinbaren, ist eine echte Herausforderung.
     
     
    Morgenrot war in Deutschland ein riesiger Erfolg. Was ist das für ein Gefühl, plötzlich mit dem Schreiben so viele Menschen erreichen zu können?
     
    Ein Bucherfolg ist ja eine eher abstrakte Sache, schließlich bin ich keine Musikerin, die die Reaktionen ihres Publikums live und in Farbe mitbekommt. Da schreibt man monatelang in Einsamkeit vor sich hin und wenn das Buch dann endlich erscheint, sitzt man bereits am nächsten. Wenn ich jedoch nach einer Lesung mit einer Besucherin
ins Gespräch komme und sie mir mit leuchtenden Augen von ihrer Lieblingsstelle aus einem meiner Romane erzählt, dann schwebe ich auf Wolke sieben. Diesen einen Menschen erreicht zu haben, macht mich dann mehr als glücklich.

Leseprobe
    TANJA HEITMANN Nachtglanz

Unerreichbare Ziele
    »Bist du dir sicher, dass ich dich nicht wenigstens hineinbegleiten soll?«, fragte Hayden, der den Wagen vor dem Hotel Fin de siècle zum Halten gebracht hatte und dafür bereits ungeduldige Blicke des Portiers einfing.
    »Nein, das brauchst du nicht.«
    Seit sie das Restaurant verlassen hatten, nahm Esthers Unruhe stetig zu. Dabei würde sie nichts anderes tun, als Anders’ Auftrag auszuführen. Ein paar Worte und Erklärungen, das war alles. Auch wenn die Erinnerung an diesen unberechenbaren Adam sie nervös stimmte, war ihr durchaus klar, dass er sich keinen Deut für sie interessierte. Dämonen machten sich nicht viel aus Menschen, solange sie nicht als Opfer bestimmt waren. Und aus Dienern anderer Herrn machten sie sich in der Regel noch weniger.
    »Es ist mir ein Rätsel, wie Anders mit jemandem Geschäfte machen kann, der freiwillig in einem solchen Haus absteigt. Sieht trotz des Pomps recht heruntergekommen aus, da hilft auch kein roter Teppich«, setzte Hayden nach.
    Esther hatte Hayden über Anders kennengelernt, der die Anwaltskanzlei in Anspruch nahm, in der Hayden Teilhaber
war. Obwohl sie die meiste Zeit des Tages in Anders’ Gesellschaft verbrachte, erstaunte es sie immer wieder, dass Hayden ihn trotzdem besser beurteilen konnte. Sein Blick war von großer Klarheit, ihm konnte man schlecht etwas vormachen. So war ihm auch ihre Nervosität nicht entgangen.
    »Und wenn schon? Das Hotel kann meinetwegen aussehen, wie es will. Schließlich wollen wir hier ja nicht unsere Flitterwochen verbringen.« Im nächsten Augenblick schämte Esther sich über diese unangebracht ruppige Reaktion, doch Hayden lachte nur.
    »Nein, hier ganz bestimmt nicht. Aber über das Thema Flitterwochen sollten wir uns in der nächsten Zeit tatsächlich einmal Gedanken machen. Ruf mich an, wenn du deine Angelegenheiten für heute geregelt hast, dann können wir uns noch auf einen Drink treffen und uns über eine Reise nach Europa unterhalten. Das wäre doch was, oder?«
    Esther spürte beim Wort Europa einen eisernen Griff um ihre Kehle, trotzdem nickte sie tapfer. »Ich werde es versuchen, aber es könnte heute sehr spät werden, also warte bitte nicht auf meinen Anruf.« Das war eine Lüge, denn sie hatte vor, möglichst schnell mit diesem Adam fertigzuwerden. Aber
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