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Sirenenfluch

Sirenenfluch

Titel: Sirenenfluch
Autoren: Lisa Papademetriou
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versuchten, sich im Sand festzukrallen. Doch er hatte nicht die geringste Chance – ihre Kräfte überstiegen die seinen um ein Hundertfaches.
    »Will!« Zoe kreischte, als eine andere Seekriegerin sie packte und ebenfalls zum Wasser zerrte. Ihre Schreie wurden immer hysterischer. Die Seekriegerin klemmte ihren Arm um Zoes Hals. Doch irgendwie schaffte sie es, sich freizukämpfen. Sie drehte sich um und boxte der finsteren Kreatur mit aller Macht in den Bauch, sodass sie drei Meter nach hinten geschleudert wurde.
    Die Seekriegerin taumelte, fing sich dann jedoch wieder und ging erneut auf Zoe los. Doch die vollführte eine Drehung um die eigene Achse und warf sie zu Boden. Als sie sich zu Will umblickte, erkannte er sie kaum wieder. Ihre blauen Augen glühten rot – selbst das Weiße darin war nicht mehr zu sehen. Als Zoe sich mit steifen Schritten auf Will und die Seekriegerin zubewegte, kreischte diese entsetzt auf, lockerte ihren Griff und stürzte dann zurück ins Wasser.
    »Calypso!« Zoes Stimme klang ganz anders als sonst. Unheimlich tief und dröhnend – wie Donnergrollen. Sie ging ins Wasser.
    Calypso ließ Asia los und warf Zoe ein zähnefletschendes Lächeln zu. Dann sagte sie etwas in ihrer seltsamen Sprache.
    »Du bist zu spät, Calypso«, sagte das Zoe-Wesen.
    In Asias Gesicht zeichnete sich blindes Entsetzen ab. »Die Rachegöttin«, sagte sie und schloss die Augen.
    Kreischen und Wehklagen erhob sich unter den Seekriegern und die See brodelte, als sie panisch unter Wasser das Weite suchten. Zoe watete weiter in die Bucht hinein.
    »Nein!«, schrie Will. »Geh nicht zu ihnen!« Er wollte Zoe festhalten, doch sie packte ihn mit eisernem Griff an der Hand. Er brüllte vor Schmerzen auf. Da blinzelte sie ihn aus ihren Furcht einflößenden, blutroten Augen an und es schien, als würde sie ihn wiedererkennen.
    Zoe ließ ihn los. »Verschwinde aus dem Wasser«, befahl sie ihm.
    Als Will rückwärtstaumelte, breitete sie ihre Arme über dem Wasser aus und schlug mit den Handflächen auf die Oberfläche. Feuer ging von ihnen aus und verbreitete sich rasend schnell über die gesamte Wasseroberfläche.
    Die Schreie der Seekrieger stiegen auf wie Rauch und hallten schrill wie Alarmglocken in der Bucht wider. Will hielt sich die Ohren zu und sank zu Boden. Die Schreie waren wie scharfe Messer, wie ein Nagelbrett, das sich gegen ihn presste, ihm die Haut aufriss und abzog …
    Will starrte Zoe entgeistert an – »die Flammende« hatte Asia sie genannt. Und mit einem Mal begriff er, was in jener Nacht vor sich gegangen sein musste, als die Seekrieger gekommen waren, um sich Tim zu holen. Zoe war ebenfalls dort gewesen. Offenbar war es ihr gelungen, sich aus den Fängen der Seekrieger zu befreien, und dann hatte sie das Segel in Brand gesteckt, um sie abzuschrecken. Danach hatte sie Will ans rettende Ufer geschleppt …
    Die Seekrieger schlugen wild um sich. Sie waren nur als schwarze Umrisse vor den züngelnden Flammen zu erkennen. Als das Feuer sie erreichte, nahmen die Flammen eine purpurne Farbe an, die dann in Tiefrot überging, während die Schreie noch immer durch die Bucht schallten.
    Ganz, ganz langsam verglühten sie.
    Die roten Flammen nahmen wieder ihr ursprüngliches Gelb und Orange an. Will beobachtete, wie sie weiterhin die dunkle Wasseroberfläche entlangzüngelten. Er blieb so lange dort stehen, bis er hörte, wie jemand seinen Namen rief und sich Polizeisirenen von Weitem näherten.
    Will stand am Ufer und hielt den Blick auf die Wasseroberfläche gerichtet, doch alles blieb ruhig. Zoe drehte sich zu ihm um und blickte ihn an. Ihre Augen waren wieder normal. Sie ging einen Schritt auf ihn zu. Dann noch einen.
    Dann verlor sie das Bewusstsein und brach kreidebleich im Wasser zusammen.
     
    Zoes Augenlider flatterten. »Will?«
    »Hey«, sagte er leise und beugte sich in seinem Stuhl nach vorn. »Wir haben dich zurück.«
    »Wo …?«
    »Im Shelter Bay Hospital«, klärte Will sie auf.
    Zoe sah sich in dem Zimmer um. »Deshalb haben die hier an den Wänden wohl auch so eine geschmackvolle Tapete.«
    »Gut kombiniert.«
    Sie versuchte, sich im Bett aufzusetzen, bereute es jedoch sogleich wieder. Ihre Muskeln protestierten und sie sank zurück in die Kissen. »Lass es langsam angehen«, sagte Will.
    »Hättest du mir das nicht eine Minute früher sagen können?«, gab Zoe leicht verstimmt zurück.
    »Eigentlich hatte ich eher eine Dankesrede anlässlich deiner Lebensrettung erwartet.«
    Zoe stieß
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