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Sirenenfluch

Sirenenfluch

Titel: Sirenenfluch
Autoren: Lisa Papademetriou
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da sprang Asia mit Zoe im Arm mit einem gigantischen Satz aus dem Wasser und landete in der Nähe des Maisfeldes. So schnell er konnte, lief Will zu Asia, die Zoe soeben zu Boden gleiten ließ.
    Zoe hustete, rollte sich dann zur Seite und erbrach Meerwasser auf den Sand. Will ließ sich neben ihr auf die Knie fallen, während sie weiter spuckte und würgte und in ihrem triefenden Nachthemd vor Kälte fürchterlich zitterte. Guernsey kam angelaufen und fuhr Zoe mit der Zunge über das Gesicht. Zoe stöhnte auf.
    »Sie kommt wieder in Ordnung«, sagte Asia mit ruhiger Stimme.
    Will starrte sie an. »Wie kannst du so etwas sagen?«
    Sie ließ den Blick hinunter zur Bucht schweifen. »Sie warten noch immer.«
    »Wer ist es, den du ihnen ausliefern sollst, Asia?«, fragte Will.
    Sie schwieg.
    »Sag schon, wer ist es?«, schrie Will sie an.
    Asia blickte auf Zoe hinab. »Die Flammende.«
    »Zoe? Meinst du damit etwa Zoe?«
    »Das Mädchen, das du als Zoe kennst, ja. Sie ist es, nach der Calypso schon so lange gesucht hat.«
    »Du musst dich irren. Sie kann doch unmöglich …?«
    »Bisher nicht, Will. Aber bald.«
    Will legte schützend einen Arm um Zoes Schultern. »Ihr sucht die Falsche!«
    Asia schüttelte den Kopf. »Leider nicht.«
    Will hob die Hand und ging einen Schritt auf sie zu. Da öffnete Asia ihren Mund und heraus kam ein einzelner Ton. Er prallte gegen Will wie eine Kanonenkugel und die Wucht schmetterte ihn zu Boden.
    Keuchend versuchte er, wieder zu Atem zu kommen. »Und wozu hast du sie dann gerettet? Nur, um sie dann doch ans Messer zu liefern?«
    Asia blickte auf Zoe hinab. »Ich bin kein Henker«, sagte sie.
    »Und was hast du jetzt vor?«, fragte Will.
    Die Seekriegerin mit dem silbergrauen Haar hob mit ihrem Gesang an und rief nach Asia. Weiter draußen in der Bucht hörte man das Kreischen und Singen der anderen Seekrieger. »Calypso wartet. Sie wird so oder so bekommen, was ihr zusteht.«
    »Du musst von hier verschwinden!«, flehte Will sie an.
    »Du weißt genauso gut wie ich, dass das unmöglich ist.« Asias Stimme klang wehmütig, doch ihm war die Härte in ihren Worten nicht entgangen.
    Zoe stöhnte leise auf.
    »Was willst du jetzt tun?«, fragte Will.
    »Es gibt nur noch eine einzige Möglichkeit«, erwiderte Asia. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und raste in einer Geschwindigkeit zur Bucht zurück, die sich beinahe seiner Wahrnehmungskraft entzog.
    »Asia!«, schrie er ihr hinterher, doch er hörte nur noch, wie sie mit einem lauten Platschen im Wasser landete. Dann sah man bloß noch die kleinen, sich ausbreitenden Wellen auf der Wasseroberfläche.
    Mit abscheulichem Kreischen stürzten sich die Seekrieger hinterher. Für einen schier unerträglich langen Moment sah Will rein gar nichts. Dann tauchte Asia direkt vor Calypso wieder auf.
    Die beiden Sirenen standen sich schweigend im Wasser gegenüber. Dann begann Calypso zu sprechen. Ihre Sprache klang sonderbar fremd, ihre Worte eher wie ein Singsang. Will verstand nicht, was gesagt wurde, doch Calypso zeigte zum Strand hin, wo Zoe noch immer lag.
    Sie erntete ein Kopfschütteln von Asia. »Nein.«
    Calypso lachte auf. Die anderen Seekrieger lachten ebenfalls. Da fiel ihr Blick auf Will und ihre Augen verengten sich zu Schlitzen.
    Hinter ihm fing Zoe an, sich zu regen. »Bleib unten!«, zischte Will ihr zu.
    »Wo …?« Zoe blickte sich orientierungslos um. Dann erblickte sie die Wesen in der Bucht.
    »Nicht bewegen.«
    Calypso schlug Asia ins Gesicht und hinterließ eine lange Schnittwunde. Blut rann ihr die Wange herunter – es war ein ebensolcher Schnitt wie der, von dem Wills Narbe zeugte.
    Zoe begann zu schreien.
    Da holte Calypso erneut nach Asia aus. Die anderen Seekrieger schossen zum Ufer.
    »Lauf weg!«, schrie Will voller Panik und zerrte Zoe auf die Füße.
    Als eine der Seekriegerinnen das Ufer erreichte, warf sich Guernsey ihr mit einem beherzten Sprung entgegen. Die alte Labradorhündin schlug ihre Zähne in das Bein der Kreatur. Die Sirene schrie schmerzerfüllt auf, doch als Guernsey ihr an die Kehle gehen wollte, schlug sie die Hündin nieder. Guernsey blieb reglos liegen und Blut floss aus ihrem zerschmetterten Schädel.
    Will und Zoe rannten, so schnell sie konnten, doch die Seekrieger waren schneller. Sie waren noch nicht ganz bei den Maisfeldern angekommen, da packte eine von ihnen Will und zerrte ihn an den Füßen zum Wasser.
    »Zoe!« Will schrie laut und trat wild um sich, während seine Hände vergeblich
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