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Sirenenfluch

Sirenenfluch

Titel: Sirenenfluch
Autoren: Lisa Papademetriou
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einen tiefen Seufzer aus. »Natürlich bin ich dir dankbar.« Sie spürte, wie ihr etwas Warmes über den Handrücken strich. Will hatte seine Finger mit den ihren verschlungen. Das Piepen des Herzmonitors wurde augenblicklich schneller und posaunte ihre Gefühle in den Raum hinaus. Sie errötete. Will blickte auf den Monitor, als sei ihm soeben ein neuer Gedanke gekommen.
    »Hey, super, du bist ja schon aufgewacht!«, rief Angus und trat ins Zimmer. »Jetzt kannst du ja endlich eine Aussage für meinen Zeitungsartikel machen.«
    Unmittelbar vor Angus stand Zoes Vater, der kurz im Türrahmen stehen geblieben war und auf dessen sorgenvollem Gesicht sich Erleichterung abzeichnete. Er hielt in jeder Hand einen weißen Pappbecher mit Kaffee.
    »Hi, Dad«, begrüßte sie ihn.
    »Hi.« Johnny wusste scheinbar nicht so recht, wohin mit den beiden Kaffeebechern, dann reichte er Will einen. Den anderen stellte er auf Zoes Nachttisch ab und beugte sich über sie. Sanft strich er ihr über den Kopf und gab ihr dann einen Kuss auf die Stirn. Zoe spürte, wie seine wohlvertrauten Bartstoppeln sie an der Schläfe piksten. »Hi«, sagte er noch einmal. Der Blick seiner dunklen Augen war klar und ihr fiel auf, dass nicht mehr jener abwesende Ausdruck darin lag. Ihr war, als wären sie beide aus einem Traum erwacht.
    »Mir geht’s gut«, beruhigte Zoe ihn.
    Er blickte sie mit Tränen in den Augen an und nickte bloß.
    »Gut«, sagte er.
    Das war zwar nicht gerade die ergreifendste Rede, die man sich vorstellen konnte, doch sein von Sorgenfalten zerfurchtes Gesicht, das sich bei Zoes Worten merklich entspannt hatte, sprach Bände.
    Angus ließ sich auf den anderen Stuhl neben Zoes Bett fallen. »Also was ist jetzt, willst du meine Titelstory sein oder nicht?«
    »Vergiss es, Angus. Ich kann mich ja noch nicht einmal daran erinnern, was genau passiert ist.« Zoe warf Will einen verstohlenen Blick zu und Will nickte ihr beinahe unmerklich zu.
    »Und das nennst du Freundschaft?«, fragte Angus herausfordernd.
    »Wie kommt es überhaupt, dass du hier bist?«, fragte Zoe.
    »Angus hat die Polizei verständigt«, erklärte Will. »Er war als Erster am Ort des Geschehens.«
    Zoe sah fragend zu Angus hinüber, der entschuldigend die Schultern hochzog. »Polizeifunk. Jemand hat Rauch gemeldet.«
    »In der Bucht hat es ein ziemlich heftiges Feuer gegeben.« Johnny nahm Zoes Hand in die seine. »Ein Glück, dass Will dich rechtzeitig aus dem Wasser gezogen hat.«
    »Das ist da alles total abgefackelt, Mann«, sagte Angus. »Die werden auch die umliegenden Strände erst mal sperren müssen, bis die Säuberungsarbeiten beendet sind.«
    »Für die Stadt ist das wirklich ärgerlich«, meinte Will. »Andererseits ist die Saison ja beinahe vorbei, von daher ist es nicht ganz so schlimm.«
    »Das kannst du laut sagen. Vielleicht ziehen ja dann diese Haiviecher endlich mal weiter.« Angus schüttelte den Kopf und trank einen Schluck von Wills Kaffee. »Bäh! Mann, tust du da etwa keinen Zucker rein? Das Zeug schmeckt ja widerlich.«
    »Sagtest du gerade Haie?«, fragte Johnny und auf seinem Gesicht spiegelten sich gleichermaßen Verwirrung und Belustigung wider.
    »Angus meint, dass es hier nur so von ihnen wimmelt«, beeilte sich Will zu erklären. »Und dass die Stadt es vor uns Bürgern geheim halten will.« Er bemühte sich, seinen Worten einen belustigten Unterton zu geben, doch Johnny konnte nicht darüber lachen.
    »Hier wird viel erzählt«, sagte er dann. »Wenn man schon länger hier draußen lebt, hört man manche Geschichte.« Er blickte auf Zoe hinab und einen Moment lang herrschte Schweigen im Zimmer.
    Zoe konnte ein Gähnen nicht unterdrücken.
    »Entschuldige, Schätzchen«, sagte Johnny. »Es ist besser, wenn wir jetzt gehen, damit du dich ein wenig ausruhen kannst.«
    »Ich bin aber gar nicht müde«, protestierte Zoe.
    »Nee, schon klar, woher auch. Dann schließ doch einfach mal die Augen und meditiere ein bisschen. Oder lies etwas«, schlug Johnny vor.
    »Ich habe dir die Zeitung mitgebracht«, sagte Angus und zeigte zum Nachttisch.
    »Ich wollte noch mal eben den Arzt fragen, wann du entlassen werden kannst.« Er warf Angus und Will einen Blick zu, der so viel hieß wie »Jetzt kommt schon!« und ging zur Tür.
    »Will?«, rief Zoe. »Hättest du noch eine Minute?«
    »Ja, ich komme gleich nach«, sagte Will zu Johnny und Angus.
    Zoe rutschte ein Stück zur Seite und Will nahm auf der Bettkante Platz. Ihr Blick huschte hinüber zu
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