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«Sire, ich eile …»: Voltaire bei Friedrich II. Eine Novelle (German Edition)

«Sire, ich eile …»: Voltaire bei Friedrich II. Eine Novelle (German Edition)

Titel: «Sire, ich eile …»: Voltaire bei Friedrich II. Eine Novelle (German Edition)
Autoren: Hans Joachim Schädlich
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Anregung schöner Frauen.
     
    Émilie las am 8. Dezember in einem Expreßbrief von Voltaire, er werde am 2. Dezember aus Berlin abreisen.
    Seine Reise von Den Haag nach Rheinsberg hatte zwei Wochen gedauert.
    Sie hoffte, Voltaire werde Mitte Dezember bei ihr in Brüssel sein.
     
    Voltaire präsentierte Friedrich eine Reisekostenrechnung. Friedrich hatte ihm die Erstattung der Reisekosten angeboten, wohl in der Annahme, Voltaire werde ablehnen. Voltaire setzte noch die Kosten für seine Zeit in Den Haag auf die Rechnung, die er dort verbracht hatte wegen der Überarbeitung und Edition des Antimachiavell . Schließlich enthielt die Aufstellung die ungefähren Kosten für die Rückreise von Berlin nach Brüssel.
    Es kam eine Summe von 1300,– Louisdor zusammen; Friedrich zahlte – unwillig und verstimmt.
    Voltaire verabschiedete sich in Berlin auch von dem Mathematiker Pierre-Louis Moreau de Maupertuis, der von Friedrich auf Empfehlung Voltaires nach Berlin berufen worden war.
    Voltaire und Maupertuis kannten einander nur zu gut. Obwohl Voltaire wußte, daß er Maupertuis nicht vertrauen konnte, leistete er sich beim Abschied den gefährlichen Satz, Friedrich sei eine ehrenwerte, einzigartige und liebenswerte Hure.
     
    Die Rückreise Voltaires stand unter einem schlechten Stern. Der Winter war frühzeitig über Deutschland hereingebrochen. Schnee und Eis zwangen die Postkutschen zu längeren Pausen. In den deutschen Gasthöfen die Zimmer ungeheizt, die Betten feucht, das Essen unbekömmlich.
    Schließlich beschloß Voltaire, mit Schiffen von der Ostsee in die Nordsee zu fahren und in Belgien von Bord zu gehen. Die Winterstürme zwangen die Schiffe zu vielen Aufenthalten in kleinen Häfen.
    Während der Rückreise nach Belgien erfuhr Voltaire, daß Friedrichs Truppen am 16. Dezember 1740 Schlesien überfallen hatten.
    Er notierte:
     
«Der König von Preußen hält sich für einen zivilisierten Mann, doch unter der dünnen Außenhaut des Ästheten liegt … die Seele eines Schlachters.»
     
    Zu Weihnachten war Voltaire immer noch nicht in Brüssel.
     
    Erst am 27. Januar 1741 sah er Émilie wieder.
     
    Émilie kehrte mit Voltaire glücklich von Brüssel nach Cirey zurück.

13.
    Hätte Voltaire die Korrespondenz mit der Schlachterseele abbrechen sollen?
    Friedrich, preußischer König, Befehlshaber einer Hunderttausend-Mann-Armee, war mit 27   000 Soldaten in Schlesien einmarschiert.
    Ende Januar 1741 gab es in Schlesien – außer in den Festungen Glogau, Brieg und Neiße – schon keine österreichischen Truppen mehr. Friedrich konnte seine Soldaten beruhigt Winterquartier beziehen lassen.
     
    Noch im Dezember 1740 hatte Voltaire an Friedrich eine neue Abschrift seiner Tragödie Mahomet geschickt. Und er schrieb darüber an Friedrich:
     
«… daß ein Kamelhändler … sich damit brüstet, in den Himmel entrückt worden zu sein und dort einen Teil jenes unverdaulichen Buches empfangen zu haben, das … den gesunden Menschenverstand erbeben läßt, daß er, um diesem Werke Respekt zu verschaffen, sein Vaterland mit Feuer und Eisen überzieht, … das ist nun mit Sicherheit etwas, das kein Mensch entschuldigen kann …
… wer auch immer Krieg in sein eigenes Land trägt und wagt, dies im Namen Gottes zu tun, ist der nicht zu allem fähig?»
     
    Voltaire hoffte, der preußische König denke ebenso wie er, und bei diesem Philosophenkönig zu leben wäre sein größter Trost.
     
    In Lille wurde die Aufführung des Mahomet vorbereitet, in Schlesien bereitete Friedrich den Frühjahrsfeldzug 1741 vor. In Friedrichs preußischer Heeresordnung hieß es:
     
«Wenn ein Soldat sich während des Treffens nach der Flucht umsehen sollte, und zwar 1 Fuß breit aus der Linie sich begiebet, soll der hinter selbem stehende Unter-Offizier selben mit dem Kurzgewehre auf der Stelle durchstechen und massacriren.»
     
    Am 9. März eroberten die preußischen Truppen unter Leopold   II. die Festung Glogau.
    Der österreichische Oberbefehlshaber in Schlesien, Graf Wilhelm Reinhard von Neipperg, sammelte bei Olmütz eine Armee von 15   000 Mann, um die Festungen Neiße und Brieg aus der preußischen Umklammerung zu befreien. Aber am 10. April besiegten die Preußen das österreichische Heer in der Schlacht von Mollwitz südöstlich von Breslau.
    Friedrich selbst führte im ersten Treffen den rechten Flügel seiner Armee, verließ aber auf Drängen seines Feldmarschalls Kurt Christoph von Schwerin, der Friedrichs
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