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Silvy will die Erste sein

Silvy will die Erste sein

Titel: Silvy will die Erste sein
Autoren: Marie Louise Fischer
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Oder war es besser, sich ganz zurückzuziehen, wo die Freundinnen sie
doch so schlecht behandelten?
    Silvy focht einen schweren
Kampf mit sich aus, aber dann riß sie sich zusammen. Als sie in Müllers Garten
erschien — diesmal hatte das Wetter gehalten und die wiederholte Party konnte
im Freien stattfinden-, waren alle Gäste schon versammelt. Bei Silvys Eintritt
verstummten die Gespräche, und eine peinliche kleine Stille trat ein.
    Silvy hätte sich am liebsten
wieder umgedreht und wäre davongerannt.
    „Hallo“, sagte Olgas Bruder
Ulrich in das Schweigen hinein, „da kommt ja auch unser Frischling!“
    Leonore besann sich auf ihre
Pflichten als Gastgeberin. „Hör endlich einmal auf damit“, sagte sie streng,
„ich will nicht, daß jemand hier geärgert wird.“ Sie trat auf Silvy zu und
begrüßte sie freundlich.
    „Wird jetzt endlich getanzt,
oder was ist?“ fragte Peter.
    „Sofort“, sagte Katrin, „erst
müssen wir noch etwas besprechen.“
    Sie kletterte auf einen Stuhl
und erklärte laut, als ob sie eine Rede halten wollte: „Ihr wißt... und wer es
noch nicht weiß, erfährt es jetzt... daß unsere liebe Leonore nur bedingt
versetzt worden ist, das bedeutet, daß sie in den Ferien nachholen muß, was sie
im Schuljahr, übrigens nicht durch ihre Schuld, sondern durch eine Verkettung
unglücklicher Umstände, versäumt hat. Wir werden also abwechselnd mit ihr
arbeiten müssen, aber da wir, Olga, Ruth und ich, jede ein paar Wochen
verreisen, ergibt sich leider eine Lücke vom 10. bis zum 28. August, und
deshalb möchte ich die anwesenden Herren fragen...“
    Silvy fiel ihr ins Wort. „Nicht
nötig!“
    Katrin blickte verblüfft auf
sie herunter. „Was soll das heißen, Silvy?“
    „Ich habe schon mit meiner
Mutter gesprochen“, sagte Silvy, „ich sollte ja allein verreisen, zu meiner Tante,
die an der Nordsee wohnt, weil mein Vater erst im Herbst Urlaub kriegt... na,
und da haben wir diese Reise eben abgeblasen. Ich bleibe die ganzen Ferien zu
Hause und werde mich um Leonore kümmern.“
    Katrin sprang von ihrem Stuhl.
„Na sag mal! Was ist los mit dir? Du bist doch nicht etwa krank?“
    Silvy hielt ihrem Blick stand.
„Nein, ich habe nur eingesehen, daß es nie soweit mit Leonore gekommen wäre,
wenn ich mich freundschaftlicher verhalten hätte, und deshalb...“
    „Oh, Silvy“, rief Leonore, „das
ist ganz fab von dir! Weißt du was, wir werden meine Mutter fragen, ob du nicht
ein paar Wochen bei uns wohnen darfst!“
    „Silvy“, sagte Katrin
feierlich, „ich erkenne dich nicht wieder. Hiermit nehme ich zurück, was ich
jemals über dich gedacht habe.“
    „Das brauchst du nicht“, sagte
Silvy lachend und fühlte sich plötzlich so froh und frei wie nie zuvor, „ich
glaube, ich war wirklich eine scheußliche Streberin. Aber man kann sich ja
ändern... oder etwa nicht?“
    „Doch, kann man, Mädchen“,
sagte Paul und klopfte ihr brüderlich auf den Rücken.
    „Aber jetzt wollen wir endlich
tanzen!“ rief Peter.
    Und das taten sie und waren
fröhlich in dem Bewußtsein, daß die Ferien begonnen hatten, daß sie sich alle
gut verstanden und daß Leonore ihre Lücken bestimmt bis zum Beginn des neuen
Schuljahres aufholen würde.
    Silvy aber war die Glücklichste
von allen, weil sie sich selber überwunden hatte.
     
    *

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