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Silvy will die Erste sein

Silvy will die Erste sein

Titel: Silvy will die Erste sein
Autoren: Marie Louise Fischer
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der
Freundin bei, „bist du ja selber schuld, Silvy! Warum hast du den Zettel denn
angenommen, wenn du ihn nicht weitergeben wolltest?!“
    „Weil ich... ich war so
verblüfft und...“
    „Ach, mach uns doch nichts
vor“, sagte Olga, „du hast es absichtlich gemacht, um Katrin hineinzureißen, Du
hattest bloß nicht damit gerechnet, daß Mohrchen dich mitverantwortlich machen
würde.“
    „Vielleicht hat sie ihn ja auch
aus Versehen fallen lassen“, versuchte Leonore die Streithähne zu versöhnen.
    „War es so, Silvy?“ fragte
Katrin, die auch längst für Frieden war.
    Aber Silvy war nicht bereit,
einzulenken.
    „Nein“, schrie sie, „so sehe
ich gerade aus, mich kriegt ihr nicht dazu, bei euren Mogeleien mitzumachen,
und wenn ihr mich noch so schikaniert! Ich lasse mich nicht kleinkriegen!“
    „Hört! Hört!“ rief Olga. „Du
hast wohl ganz vergessen, wie scharf du hinter den Mathe-Aufgaben her warst?“
    Die anderen lachten, und Silvy,
die nichts mehr haßte, als an ihren großen Reinfall erinnert zu werden, drehte
ihnen brüsk den Rücken zu, ließ sich auf ihren Stuhl sinken, vergrub den Kopf
zwischen den Händen und tat so, als wäre sie so versunken in ihre
Vorbereitungen für die nächste Stunde — Erdkunde — , daß sie von dem, was um
sie herum vorging, nichts mehr sah und nichts mehr hörte.
    Trotz ihres schlechten
Gewissens war es für Katrin, Leonore und Silvy doch auch recht aufregend, die
Klassenlehrerin in ihrer Wohnung besuchen zu dürfen, und sie wurden von ihren
Mitschülerinnen, die das natürlich nicht zugeben wollten, heiß darum beneidet.
    „Oje, in eurer Haut möchte ich
nicht stecken“, sagte Ruth.
    Und Olga: „Hui, Mohrchen wird
euch die Leviten lesen!“
    Aber Katrin ließ sich nicht
einschüchtern. „Haltet uns Däumchen!“ erwiderte sie, „wenn ihr recht brav seid,
werden wir euch nachher alles haarklein erzählen!“
    Leonore überlegte schon, wie
sie es einrichten sollte, nach den Schulaufgaben noch die Zeit für einen Besuch
bei der Lehrerin zu finden, und ob sie ihre Zwillingsbrüder überreden könnte,
sich um das Abendessen zu kümmern.
    Sie traf am Nachmittag als
erste vor dem Mietshaus ein, in dem Frau Dr. Mohrmann wohnte, denn sie hatte es
eilig, wieder fortzukommen. Aber jetzt traute sie sich plötzlich nicht zu
klingeln, sondern blieb auf der Straße stehen und trat unentschlossen von einem
Fuß auf den anderen. Sie war froh, als Katrin auftauchte, denn mit der Freundin
zusammen war es doch gleich viel leichter.
    „Wie gut, daß du da bist“,
sagte sie und hob die Hand zur Klingel.
    „Moment!“ Katrin warf einen
Blick auf ihre Armbanduhr. „Es ist zwei Minuten vor... geben wir Silvy noch
eine Chance!“
    „Vielleicht ist sie schon
oben!“
    „Noch zwei Minuten!“
    Da kam Silvy um die Ecke
gesaust. Sie war erleichtert, als sie die beiden auf sich warten sah, aber
natürlich wollte sie es nicht zugeben, sondern setzte sofort ihr hochnäsigstes
Gesicht auf. „Na endlich!“ rief Katrin. „Können wir?“
    „Von mir aus schon lange!“
    Katrin klingelte an dem
Namensschild ganz oben links, gleich darauf ertönte der Summer. Leonore stemmte
sich gegen die Tür und stieß sie auf, und hintereinander trampelten die Mädchen
die Treppen hinauf, fünf Stockwerke, bis unter das Dach.
    Die Wohnungstür links stand
offen, ein kleiner Junge steckte den Lockenkopf heraus und sah sie fragend an.
    „Wir möchten zu Frau Dr.
Mohrmann“, sagte Katrin.
    „Mutti wartet schon.“
    Die drei Mädchen waren
verdutzt. Nie wäre es ihnen eingefallen, daß Frau Dr. Mohrmann ein Kind haben
könnte. Aber sie hatte sogar zwei. In der Diele entdeckten sie noch ein kleines
Mädchen, das sich hinter dem Bruder versteckt gehalten hatte.
    Der Junge führte sie mit
wichtiger Miene zu einer Tür, die er einen Spalt weit öffnete. „Mutti, die
Mädchen sind da!“
    „Nur hereinspaziert“, rief Frau
Dr. Mohrmann von drinnen.
    Der Junge stieß die Tür jetzt
vollends auf, und die Schülerinnen traten nacheinander ein und knicksten etwas
befangen. Der Raum, in dem Frau Dr. Mohrmann sie empfing, war ein großes
gemütliches Wohnzimmer, vor dessen schräger Wand ein kleiner Schreibtisch
stand, an dem die Lehrerin Hefte korrigiert hatte. Sie bat die Mädchen, auf dem
Sofa Platz zu nehmen, schob ihren kleinen Sohn zur Türe hinaus und schickte ihn
in das Kinderzimmer.

    „Ich wußte ja gar nicht, daß
sie verheiratet sind!“ platzte Katrin heraus.
    Frau Dr. Mohrmann
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