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Silvy will die Erste sein

Silvy will die Erste sein

Titel: Silvy will die Erste sein
Autoren: Marie Louise Fischer
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euch auch heute
nachmittag in Gegenwart der Jungen so zankt“, sagte Ruth, „werden die ja einen
fabelhaften Eindruck von euch kriegen.“
    „Finde ich auch“, sagte Olga,
„meine Brüder sind sowieso von der Einladung nicht gerade begeistert. Sie haben
gesagt, wir wären dumme Gänse, und sie kämen nur aus Gnade und Barmherzigkeit.“
    „Sie werden sich wundern, wie
schick meine Party wird!“ rief Leonore. „Ich habe mir die tollsten
Schallplatten zusammengeborgt, und heute früh habe ich mit Peter und Paul
zusammen die Terrasse geschmückt... mit Girlanden, Luftschlangen und Lampions,
das sieht ganz süß aus, sage ich euch! Geradezu romantisch!“
    „Ach, du dicke Neune!“ sagte
Katrin. „Das klingt ganz so, als ob ich ein Kleid anziehen müßte.“
    „Natürlich mußt du!“ rief Ruth.
„Willst du etwa in Hosen tanzen?!“
    „Aber ich kann überhaupt noch
nicht tanzen“, gestand Katrin. „Sieh mal an“, sagte Silvy, „es gibt also doch
etwas, was du nicht in deinem hochherrschaftlichen Hause gelernt hast!“
    „Sogar eine ganze Menge“, gab
Katrin unumwunden zu, „aber jetzt sei mal ehrlich, Silvy, kannst du denn etwa?“
    Olga enthob Silvy der Antwort.
„Das kann doch jeder“, behauptete sie, „vielleicht nicht gerade die schwierigen
Tänze, Walzer oder Tango, aber solche Platten wird Leonore ja hoffentlich nicht
auflegen...“
    „Bestimmt nicht! Bloß Soul und
Beat!“ bestätigte Leonore.
    „Na also“, rief Ruth, „danach
braucht man doch bloß herumzuhopsen...“
    „Sich im entsprechenden
Rhythmus zu bewegen“, verbesserte Olga.
    Katrin sprang auf und verrenkte
wie ein Clown ihre Glieder. „Hopsen kann ich!“ rief sie übermütig. „Aber wie
das mit dem Rhythmus ist...“
    „Um Himmels willen, benimm dich
nicht wie eine Verrückte“, tadelte Silvy sie, „du wirst uns noch in Grund und
Boden vor den Jungen blamieren!“
    „Ihr und eure Jungen“, sagte
Katrin verächtlich und warf ihre schwarze Mähne in den Nacken, „daß ihr euch
bloß nicht ankleckert! Glaubt ihr etwa, ich breche mir wegen dieser blöden
Knaben ‘ne Verzierung ab? So gut wie die sind wir doch noch lange. Warum wollt
ihr bloß vor denen so eine Schau abziehen?“
    „Wenn es dir nicht paßt, kannst
du ja wegbleiben“, sagte Silvy frech.
    „Also hör mal!“ rief Leonore
empört. „Immerhin bin es ja noch ich, die die Party startet!“
    „Ich fürchte“, erklärte Olga
mit Grabesstimme, „sie wird sowieso ins Wasser fallen.“
    „Was?“ riefen Leonore, Ruth und
Silvy wie aus einem Munde und: „Was unkst du da?“ rief Katrin.
    „Wer Augen hat, der sehe“,
sagte Olga und wies mit dem Zeigefinger in die Ferne.
    Die Mädchen folgten ihrem
Hinweis und entdeckten über dem Wald eine kleine weiße Wolke.
    Leonore lachte ganz erleichtert
auf. „Ein Wölkchen, na wenn schon. Und deswegen machst du so ein Theater?“
    „Es ist eine Regenwolke“,
beharrte Olga.
    „Das ist ausgeschlossen“, sagte
Leonore energisch, „an meinem Geburtstag hat es noch nie geregnet. Ich bin
schließlich ein Sonntagskind.“ Aber Leonore mußte erfahren, daß auch
Sonntagskinder nicht gegen Wetterumstürze gefeit sind.
    Als die Mädchen aus der Schule
kamen, war aus dem kleinen weißen Wölkchen eine riesige graue Wolkenwand
geworden, die sich immer höher und höher hinaufschob und schon den halben
Himmel bedeckt hatte.
    Zu Hause, auf der liebevoll
geschmückten Gartenterrasse, wehten die Luftschlangen und Girlanden und
Lampions ganz matt und elend in dem feuchten Wind.
    „Das beste wird sein, wir
montieren alles wieder ab“, sagte Frau Müller mit einem Blick zu dem
griesgrauen Himmel hinauf.
    „Nur das nicht!“ rief Leonore
entsetzt. „Das Wetter wird sich schon noch halten, es muß sich einfach halten!“
    Doch das Wetter tat ihr nicht
den Gefallen. Sie saß mit ihrer Mutter und den Geschwistern beim Mittagstisch —
ihr Vater, Rechtsanwalt Müller, war wie so häufig in der Stadt aufgehalten
worden — , als die ersten schweren Tropfen gegen die Fensterscheiben knallten.
    Leonore sprang auf. „Das kann
doch nicht wahr sein!“
    „Ist es aber“, sagte der dicke
Paul gemütlich, „deine Party fällt ins Wasser.“
    „Es sei denn, du hättest
irgendwo eine Arche geparkt“, erklärte Peter, dünner und länger, aber genauso
blond und strubbelig wie sein Zwillingsbruder, ungerührt.
    „Ihr seid gemein!“ rief
Leonore, den Tränen nahe.
    „Ja, nett kann ich euer
Benehmen wirklich nicht finden“, sprang
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