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Silvy will die Erste sein

Silvy will die Erste sein

Titel: Silvy will die Erste sein
Autoren: Marie Louise Fischer
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Katrin nach, „und welche
Richtung er gewöhnlich einschlägt und...“
    „Ja, das kann ich euch sagen!“
Das Fräulein knabberte an seinem Zeigefingernagel und dachte angestrengt nach,
warf einen Blick auf die Armbanduhr und erklärte:
    „Wenn ich mich nicht verrechnet
habe, müßte er jetzt ungefähr auf der Mitte der Strecke sein... etwa bei
Rösner, Asternstraße siebenunddreißig...“
    „Danke!“ rief Katrin. „Vielen
Dank!“
    „Aber garantieren“, sagte das
Fräulein, „kann ich euch natürlich gar nichts.“
    „Erwarten wir auch gar nicht“,
rief Katrin und riß Ruth an der Hand mit sich fort.
    „Hätten wir uns nicht doch noch
genauer erkundigen sollen?“ fragte Ruth, als sie den Vorgarten durchquert und
den Bürgersteig wieder erreicht hatten. „Ich meine, wen er vor und nach Rösners
besucht?“
    „Hätte ich bestimmt getan, wenn
das nicht eine so langweilige Ziege gewesen wäre! Es muß jetzt schnell gehen.
Wir haben schon furchtbar viel Zeit verloren.“
    „Vielleicht ruft Silvy die
Polizei an und läßt sich einen Unfallwagen schicken!“
    „Schon möglich, aber darauf
können wir uns nicht verlassen. Wir haben versprochen, Doktor Horn
heranzuschleifen, und das werden wir auch tun!“
    Aber als die beiden die
Asternstraße 37 erreichten, erlebten sie eine Enttäuschung. Vor dem Haus stand
kein Auto, also konnte der Doktor auch nicht drinnen sein.
    „Ach du dickes Hühnerauge!“
rief Katrin. „So ein Pech.“
    „Vielleicht kommt er noch“,
sagte Silvy, „wir können ja mal bei Rösners fragen!“
    „Ja, tu du das! Ich gucke
inzwischen mal um die Ecke.“ Katrin stob davon.
    Ruth fühlte mit Schrecken, wie
ein Anflug ihrer früheren Schüchternheit sie überfiel. Bei wildfremden Leuten
zu klingeln und um eine Auskunft zu bitten, das war nicht gerade die Aufgabe,
die sie sich selber ausgesucht hätte. Aber dann dachte sie an Leonores
verunglückte Mutter und daran, daß jetzt möglicherweise alles auf sie ankam,
und entschlossen marschierte sie auf die Haustür zu.
    Sie hatte gerade geklingelt,
als Katrin um die Ecke geschossen kam.
    „Ich hab’ ihn! Ich hab’ ihn!“
brüllte sie schon von weitem.
    Die Haustür wurde geöffnet, und
eine ältere Dame trat heraus. „Guten Tag, entschuldigen Sie bitte“, sagte Ruth
mit einem artigen kleinen Knicks, „die Sache hat sich inzwischen erledigt!“ Sie
raste hinter Katrin her.
    Die Dame sah ihr verdutzt nach.
„Diese fürchterlichen Kinder“, sagte sie mit einem tiefen Seufzer und zog die
Tür wieder ins Schloß.
    Ruth hatte Katrin inzwischen
schon erreicht, die neben einem vom Regen blank gewaschenen Mercedes stand.

    „Hier, siehst du!“ rief sie und
tippte gegen die vordere Scheibe. „Das Arztschild... sogar mit Äskulapstab und
Schlange!“
    „Aber wenn das Auto nun gar
nicht Doktor Heim gehört?“
    „Du kannst einem schon auf die
Nerven gehen, du, mit deinen ewigen Wenns und Abers! Es ist doch völlig
schnuppe, wie dieser Arzt heißt! Hauptsache ist doch, wir haben überhaupt einen
erwischt, und ob er Frau Müller nun kennt oder nicht, wenn wir ihn um Hilfe
bitten, muß er mit uns kommen.“
    Ruth war immer noch nicht ganz
beruhigt, aber sie verkniff sich weitere Zweifel und Fragen, weil sie Katrin
nicht gegen sich aufbringen wollte.
    Aber dann, als der Arzt aus dem
Haus kam, stellte es sich heraus, daß er tatsächlich Doktor Horn war, wenn er
auch ganz anders aussah, als Katrin und Ruth ihn sich vorgestellt hatten. Er
war kein freundlicher älterer Herr, sondern ein energischer junger Mann, und er
stellte auch nicht viel Fragen, sondern ließ die beiden in den Wagen steigen
und fuhr geradewegs zu Müllers zurück.
    Die Mädchen dort wußten zu
diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht, daß Hilfe nahte, und sie waren
entsprechend aufgeregt.
    „Das einfachste wäre ja, ich
würde die Funkstreife anrufen“, sagte Silvy zum zigsten Mal.
    Und: „Nein, laß das lieber! Wer
weiß, ob Herrn Müller das recht ist, und Katrin ist ja schon auf dem Weg, einen
Arzt zu holen“, entgegnete Olga genauso oft.
    „Ach, Katrin, die hat doch bloß
eine große Klappe!“ sagte Silvy wegwerfend.
    „Du etwa nicht?“ gab Olga
zurück. „Nun weine doch nicht, Leonore, bestimmt ist alles halb so schlimm, wie
es jetzt aussieht...“
    „Aber wir können Mutti doch
nicht einfach so liegen lassen! Helft mir doch wenigstens, sie auf die Couch zu
legen!“ sagte Leonore verzweifelt.
    „Ausgeschlossen!“ erklärte
Silvy. „Am Tatort darf
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