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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Kind entbunden
und nicht mehr dick und unförmig war. Oh, wie sie es gehasst hatte, schwanger
und gezwungen zu sein, diesen Fremdling all diese Monate in ihrem Bauch zu
ertragen … Jeden Tag hatte sie unter Übelkeit zu leiden gehabt und war, während
ihr Bauch immer mehr wuchs, immer weniger und weniger geworden. Aber das war
nun vorüber und das Kind da – ein Mädchen, wie sie schon in dem grässlichen
Moment der Empfängnis gewusst hatte. Ein Mädchen, das ihr den Platz streitig
machen und ihr Rang und Macht nehmen würde, wenn sie es nicht verhinderte. Aber
sie würde es verhindern. Ja, das wusste sie, die Fürstin Schwarzdorn, ganz
genau!
    Die Hebamme
hatte ihr das gewaschene und in reinstes Linnen gehüllte Neugeborene gereicht,
aber sie hatte es, trotz des fast übermächtigen Drangs, es fest an ihre Brust
zu drücken, zurückgestoßen. Sie hatte es nur einmal angesehen, aber das hatte
genügt … Das Kind hatte ihr schwarzes Haar, ihre milchweiße Haut. Seine rosa
Händchen, so vollkommen wie winzige Sterne, hatte es über der Decke geballt und
sie, seine Mutter, mit klaren Augen, wissenden Augen angesehen, als ob es die
Wut und Feindseligkeit der Frau, die es so widerstrebend hielt, gespürt hätte.
Wie konnte ein so kleines Kindchen überhaupt etwas wissen?
    Fürstin
Schwarzdorn stützte sich auf ihre Kissen auf und dachte, obwohl sie es doch am
liebsten für immer vergessen hätte, an diese Schinderei der Geburt und auch,
wie hässlich und grässlich alles gewesen war. Sie war in Schweiß gebadet
gewesen, schweißnass auch ihr schönes Haar, wie an den Kopf geklebt, und die
Fingernägel hatten ihr in die Handflächen geschnitten. Es hatte nach Blut, Kot
und Urin gestunken, und sie hatte geschrien und geschrien. Merkwürdig, selbst
jetzt schmerzte ihr die Kehle noch, und dabei war das ja Tage her. Noch nie in
ihrem Leben hatte sie solch widerliche Laute von sich gegeben! Dass eine
Entbindung eine so miese, scheußliche Angelegenheit sei, das hatte ihr niemand
gesagt … Nein, sie hatten alle immer bloß von den süßen Kleinen, von dem Glück,
ein Kind an seiner Brust zu haben, und von allerlei anderem Unsinn geschwärmt.
    Hannah, die
alte Hebamme, hatte das Kind genommen, da sie es beiseite schob, und sie dann
nur stumm angeblickt, das ganze runzlige Gesicht ein einziger Tadel. Ach, hätte
sie der Frau doch vor vielen Jahren den Laufpass gegeben! Die hatte schon sie,
die Fürstin Schwarzdorn, und alle übrigen Kinder ihrer Mutter zur Welt
gebracht. Beinahe siebzig Jahre lang hatte sie kleine Kinder auf die Welt
geholt – Hunderte quäkender, schreiender Bälger! Aber keines davon war so schön
gewesen wie die jetzige Fürstin Schwarzdorn, keines auch so für die Magischen
Künste begabt.
    Das war alles
seine Schuld … Wenn er nur nicht so schön, so wohlgestalt, bezaubernd,
hinreißend wäre, wäre sie wohl nie in diese Lage gekommen. Sie wollte ihm böse
sein, wollte ihn verwünschen, ihren geliebten Wrolf, der einen so unpassenden
Namen hatte, war er doch eher eine geschmeidige Felide denn von der Gattung
Canis … aber es ging nicht, sie konnte ihm nicht zürnen, nein. Allein der
Gedanke an ihn ließ sie schon lächeln, schwach werden vor Begierde und
Sehnsucht … Wrolf, Wrolf Steingrim, er hatte geschafft, was bis zum dreißigsten
Jahre ihres Lebens kein anderer Mann geschafft hatte … sie zu verführen.
    Natürlich
hatte sie gewusst, welches Risiko sie einging, als sie in der gewissen Nacht
mit ihm schlief. Sie hatte früher schon bei ihm gelegen, schon viele Male, aber
noch nie beim neuen Mond, in ihrer fruchtbaren Zeit. Aber sie war sich so
sicher gewesen, falls nötig abtreiben zu können. Das hatte sie ja schon einmal
getan, als sie noch jung und unerfahren gewesen und schwanger geworden war.
Ihre Magie konnte doch jedes Problem lösen! So heiß vor Lust war sie gewesen,
aber dafür hatte sie sich dann neun Monate Elend und Übelkeit eingehandelt.
    Die Fürstin
Schwarzdorn konnte sich noch an jenen Augenblick der Empfängnis erinnern, sogar
so genau, als ob er nur einen Moment und nicht etwa den Großteil eines Jahres
zurückläge. Da hatte sie sich, im Nachhall ihres Vergnügens, mit wohlig matten
Gliedern und schier leerem Sinn gerekelt. Wrolf hatte in tiefem Schlummer neben
ihr gelegen, völlig erschöpft von dieser leidenschaftlichen Begegnung. Er war
ein angenehmer Schläfer, der nie schnarchte oder sabberte oder sonst etwas tat,
was sie an ihren früheren Geliebten gestört hatte –
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