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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Myr Aelyn heiße ich!«
     
    Das Zelt des Hauptmanns war nicht
schwer zu finden. Der Wächter am Lagertor hatte zwar, als sie ihm den Ausweis
vorwies, derb gelacht und eine obszöne Bemerkung gemacht, sich sonst jedoch
darauf beschränkt, ihr den Weg zu zeigen. Und der Bursche des Hauptmanns, ein
narbiger Veteran weit jenseits jedes Kampfalters, hatte sich bei ihrem
Erscheinen ohne Murren von seinem Lager erhoben, sich aber auch dankbar wieder
hingelegt, als er ihr ihren Glühwein gebracht hatte – das Einzige, was sie
hatte annehmen wollen. Später nun hatte er ihr das Bett des Hauptmanns gemacht,
ihr dann mit rauer Stimme einen sanften Schlaf und eine gute Nacht gewünscht.
    Jetzt, zwei
Stunden vor Morgengrauen erfrischt erwacht, warf sie sich den Umhang über und
schlüpfte ins Freie hinaus. Sie stellte zufrieden fest, dass es nicht mehr
regnete, zog sich einen Feldstuhl an das abgedeckte Feuer und genoss, entspannt
zurückgelehnt, die kristallene Klarheit von Luft und Himmel, die sich in den
kältesten Stunden der Nacht findet, wenn das Tierkreislicht nur aus den Augenwinkeln
wahrzunehmen ist.
    Darauf erwog
sie die Worte des Hauptmanns und legte sie über sonstigen Botschaften ab, die
sie mit sich führte, fügte die eine zur anderen und machte sich ihren Plan.
Dann, den Blick fest auf die Glut gerichtet, die durch die Asche leuchtete,
begann sie, ihr Zauberlied zu flüstern und zu summen.
     
    »Verzeihung, mein Herr, aber was
suchst du in meinem Lager?«
    Der alte Mann
schrak aus einem leichten Schlaf und sah von seinem Feldstuhl am erlöschenden
Feuer zu dem sichtlich müden jungen Offizier auf, der ihn recht verdutzt
musterte.
    »Oh, Herr
Hauptmann«, sagte er dann und erhob sich steif und ungelenk. »Es ist schon
Morgen? Ich muss eingenickt sein, ja, kein Wunder aber auch, bedenkt man, zu
welch später Stunde ich ankam …
    Bin in Nacht
und in Kälte umhergewandert wie ein verwirrter alter Bulle, wirklich«, fuhr er
schließlich fort, »und hätte das bis Sonnenaufgang oder bis zum Umfallen getan.
Ja, wenn nicht das reizende weibliche Wesen an deinem Feuer gesessen hätte, als
ich vorbeigestolpert kam. Ja, sie bat mich, doch bei ihr Platz zu nehmen, und
hat mir in ihrem Krug ein wenig Wein erhitzt, mir dazu von all den
Freundlichkeiten erzählt, die Ihr ihresgleichen … wie hat sie sich noch genannt
… einer ›einfachen Heckenhexe‹ erwiesen hättet … Und ich sage euch, junger
Herr, es hat mir das Herz gewärmt, das zu hören, ja, in der Tat!«
    Nun kicherte
der junge Herr, trotz seiner Müdigkeit und der momentanen Irritation darüber,
jetzt einen Fremden im Lager vorzufinden, und bat den alten Herrn, sich wieder
zu setzen … rief dann seinen Burschen und hieß ihn, etwas Wasser zum Waschen zu
wärmen. »Und wecke die junge Frau in meinem Zelt, aber sanft, hörst du!«
    »O verflixt,
diese Vergesslichkeit eines alten Mannes … Ich wollte eben sagen, dass sie
schon fort ist.«
    »Was?«
    »Ja, schon vor
Morgengrauen ist sie weg«, fuhr der alte Herr fort, derweil er sich wieder auf
den Stuhl am Feuer setzte, »aber sie hinterließ mir eine Nachricht für dich. So
… was war das doch … ach, ja. Sie bat mich, dir dieses Abzeichen zurückzugeben
und dir zu sagen, es habe ihr so geholfen, wie du es gesagt hättest. Und dass
du ihr vergangene Nacht einen Dienst erwiesen hättest, den sie so bald nicht
vergäße, und dass sie ihn dir eines Tages lohnen würde …, aber vielleicht ohne
dass du dir dessen so richtig bewusst würdest. Eine ganz entzückende Person war
das. Hat mir ja sogar ihren Namen gesagt, aber ich komme jetzt nicht darauf …«
    »Mir hat sie
sich als ›Myr Aelyn‹ vorgestellt.«
    »Genau! Gelobt
sei das Gedächtnis eines jungen Mannes … So lautete er wirklich. Wusste doch,
dass er dem meinen irgendwie ähnelte, aber in meinem Alter spielen einem Ohren
und Gehirn schon mal einen Streich!«
    Also schwatzte
der neueste Gast des Hauptmanns fort und fort und brachte bei ihrem gemeinsamen
Frühstück damit selbst den aufwartenden Burschen zum Lachen. Und nach seinem
Metier und seinen beruflichen Plänen befragt, meinte er in so komischer Art:
»Königlicher Magier zu werden, versteht sich«, dass der Offizier sich eines
Grinsens nicht erwehren konnte – jedoch, wieder ernst, auch sehr zuvorkommend
sagte:
    »Dann, mein
Herr, steht dir für alle nötigen Vorbereitungen selbstverständlich mein Zelt
zur Verfügung … Und dürfte ich dich später zum Wettkampf begleiten?«
    Da legte
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