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Silberschweine

Silberschweine

Titel: Silberschweine
Autoren: Lindsey Davis
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Götter gegen die Menschen.
    Petronius Longus stand neben mir und sagte nichts. Wir wußten beide, der Fall der Silberschweine war nun wirklich abgeschlossen.

LXIV
    Aber wir lebten in Rom, und Formalitäten mußten sein.
    Noch am gleichen Abend, während Vespasian im Palast sein Bankett gab und in ganz Rom die Familien und die Mächtigen mit ihrem Wähleranhang Festessen veranstalteten, holte man mich zu einer Unterredung mit Titus auf den Palatin. Titus Cäsar, berühmt für seine Freundlichkeit, beglückwünschte Camillus Verus, Petronius Longus und mich. Der Senator war noch immer so erschüttert, daß er keine Einwände erhob. Helena Justina stand schweigend neben ihrer Mutter, beide tief verschleiert.
    Die besondere Überraschung des Abends sollte die Verleihung des Goldenen Rings an M. Didius Falco sein: vierhunderttausend Sesterzen und die Erhebung in den mittleren Rang. Die großzügige Geste eines jungen Cäsar, der gerne Gutes tat.
    M. Didius Falco, berühmt für sein unfreundliches Betragen, gelang es, diesem seinem Ruf ohne weiteres gerecht zu werden. Ich überlegte mir, was das alles bedeutete – nicht bloß der Grundbesitz und der Rang, sondern auch das Leben, das ich mit ihrer Hilfe führen konnte. Wie Flavius Hilaris würde ich leben können, der auf seine Weise – und mit so leidenschaftlichem Einsatz – eine nützliche Furche im öffentlichen Acker zog und mit seiner innig geliebten Frau das Leben in ruhigen, bequemen Häusern genoß(???). Ich würde ein Leben führen können, wie es mir gefiel, mit Menschen, die ich gern hatte, und etwas zustande bringen.
    Dann fiel mir Sosia ein, Sosia, die tot war und jetzt nicht einmal mehr einen Vater hatte, der die Götter bitten konnte, ihr freundlich zu begegnen. Ich sagte zu Titus Cäsar: »Das ist also Ihre anständige Prämie! Sie können Sie behalten, Cäsar. Ich habe sie nicht verdient; ich hatte den Auftrag, den Mann zu entlarven, der Sosia Camillina ermordet hat –«
    Titus, dem noch der Jubel von ganz Rom in den Ohren klang, war an diesem Tag in fröhlicher Stimmung, trotzdem zuckte er zusammen. Es waren nur wenige Offizielle anwesend, aber ich hatte ihm den Gefallen getan und Domitians Namen nicht erwähnt. Diesen Namen wollte ich ohnehin nie wieder in den Mund nehmen.
    »Didius Falco, Vespasian hat diese Akte höchstpersönlich geschlossen!« erklärte Titus vorsichtig.
    »In meinen Unterlagen wird sie nie geschlossen werden«, antwortete ich ungerührt.
    »Mag sein. Ich verstehe das. Und glauben Sie mir, wir alle trauern um das arme Mädchen. Aber Sie müssen auch versuchen, uns zu verstehen, Falco. Rom braucht jetzt den Glauben an seine erste Familie. Für Kaiser gelten besondere Gesetze –«
    »Deswegen bin ich Republikaner, Cäsar!«
    Ich bemerkte Gesten der Bestürzung um mich, aber Titus blieb ruhig. Er sah mich nachdenklich an und wandte sich dann um Beistand an den Senator. Nur mit Mühe, die offenkundig aus dem Kummer und der Erschöpfung des Tages, nicht etwa einer Abneigung gegen mich rührte, stieß der Senator hervor: »Marcus, um meiner Tochter willen –«
    Aber ich erklärte dem Senator unverblümt, seine feinsinnige Tochter habe etwas Besseres verdient als einen eben beförderten, frisch eingekauften, zum Stillschweigen bestochenen Sekretär im kaiserlichen Rechnungshof.
    Er nahm es einigermaßen gelassen hin. Wahrscheinlich war er sogar meiner Meinung; seine Frau jedenfalls war es, dessen bin ich mir sicher. Um die Sache zum Abschluß zu bringen, setzte ich noch hinzu: »Senator, lassen Sie sich nicht durch einen unbesonnenen Moment in Ihrem Urteil beirren!« Dann wandte ich mich ab.
    Ich ging in dem öffentlichen Audienzsaal direkt auf seine Tochter zu. Den Göttern sei Dank, daß sie verschleiert war. Ich hätte es nicht fertiggebracht, wenn ich sie dabei hätte ansehen müssen.
    »Meine Verehrte, Sie wissen, wie es ist: jeder Fall ein Mädchen, neue Fälle, neue Mädchen! Trotzdem habe ich Ihnen ein Andenken mitgebracht, von dem Sie einen grünen Finger bekommen werden: Ex Argentiis Britanniae. Das Dankgeschenk eines Sklaven aus den Bleigruben.«
    Ich gab Helena Justina einen silbernen Ring. Es würde dazu keine andere Gelegenheit mehr geben, deshalb hatte ich ihn an diesem Abend vom Silberschmied geholt. Auf der Innenseite war einer dieser billigen Sprüche eingraviert, die alles oder nichts bedeuten, je nachdem in welcher Stimmung man ist: Anima Mea …
    Ich wußte, ich war ein hoffnungsloser Fall. Ich wies sie – in
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