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Silberschweine

Silberschweine

Titel: Silberschweine
Autoren: Lindsey Davis
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jahrein, jahraus an öffentlichen Orten das Lachen zu verkneifen. Jetzt allerdings lachte er wirklich nicht.
    »Sie beleidigen nur Ihre eigene unbezweifelbare Intelligenz!« Ich mag Leute, die offen reden. »Und welche Possen haben Sie sich nun für diese späte Stunde ausgedacht?« fragte der Kaiser mit sanfter Stimme.
    Da erklärte ich ihm, weshalb ich gekommen war und was ich zu erreichen hoffte.
    Ich erzählte ihm die ganze Geschichte und sagte ihm, es täte mir leid; ich bat um eine zweite Chance als Sekretär; er fragte, warum; ich sagte, wegen ihr; er sagte, nein.
    Ich sagte, wie bitte? Dasagte er noch einmal nein.
    Das hatte ich nicht erwartet, ganz und gar nicht erwartet.
    Anschließend bot mir Vespasian einen Auftrag an. Diesmal sagte ich nein. Ich erinnerte ihn daran, daß er keine Ermittler mochte und ich keine Kaiser und daß wir deshalb nicht gut zusammenpassen würden. Er meinte, Ermittler als solche seien ihm nicht unsympathisch, nur die Arbeit, die sie täten. Ich gestand ihm, daß es mir mit den Kaisern genauso ergehe.
    Er sah mich lange an, aber nicht besonders ärgerlich.
    »Eigentlich gilt dieser Besuch also der Tochter von Camillus?« Ich sagte nichts. »Falco, ich glaube nicht an unschickliche Verbindungen zwischen den verschiedenen Klassen. Die Tochter eines Senators hat die Pflicht, die Ehre ihrer Familie zu wahren. Nun ja, ich gelte als altmodisch«, fügte er noch hinzu.
    Dabei wußte ganz Rom (und auch mir war es nicht verborgen geblieben), daß Vespasian selbst mit einer Freigelassenen zusammengelebt hatte, die vierzig Jahre lang seine Geliebte gewesen war. Es hieß sogar, er habe diese Getreue mit in den Palast gebracht; aber das war eher unwahrscheinlich.
    »Majestät, bei allem Respekt, ich werde Ihnen zu diesen Dingen keine Fragen stellen und möchte deshalb auch für mich nicht antworten müssen.«
    Ich glaube, das kränkte ihn nun doch, aber im nächsten Augenblick grinste er wieder: »Titus sagt, sie sei ein vernünftiges Mädchen!«
    »Das dachte ich auch – aber dann hat sie sich mit mir eingelassen!«
    »Mein alter Freund Hilaris würde Ihnen heftig widersprechen, und ich streite mich nie mit Gaius; der Papierkrieg ist mir zu aufwendig. Jedenfalls hält er große Stücke auf Sie. Was soll ich ihm denn nun sagen?«
    Ich sah den Kaiser an und er mich, und schließlich kamen wir zu einer Einigung. Die Idee stammte von mir. Er saß einfach mit verschränkten Armen da, bis ich damit herausrückte. Er würde mich auf die Liste der Anwärter für den zweiten Rang setzen, und er würde mich in den zweiten Rang erheben, wenn ich das hierfür erforderliche Geld selbst zusammengetragen hatte.
    Ich hatte mich darauf eingelassen, vierhunderttausend Goldstücke zu verdienen – und zu sparen!
    Bevor ich ihn verließ, sagte ich: »Ich möchte, daß Sie sich dies hier ansehen.«
    Zusammen mit einer halben Handvoll Pfefferkörnern zog ich das Tintenfaß aus der Tasche, das ich im Safrankeller gefunden hatte. Der Kaiser nahm es in seine große Hand und betrachtete es von allen Seiten. Es war ein ganz gewöhnliches Tintenfaß, aber auf der Unterseite waren zierliche Buchstaben eingraviert: T FL DOM, die Initialen von Vespasians jüngerem Sohn.
    Bevor er etwas sagen konnte, nahm ich es wieder an mich.
    »Da es vor Gericht nicht gebraucht wird, möchte ich es als Andenken an diesen Fall behalten.«
    Und dies sei zu seiner Ehre gesagt: Vespasian ließ zu, daß ich es mitnahm.
     
    Ich ging nach Hause.
    Als ich mitten in der Nacht vom Palatin herabstieg, lag Rom wie eine Ansammlung tiefschwarzer Tümpel zwischen den schwachen Lichtern auf den Kuppen der Sieben Hügel. Ich schritt durch schlafende Straßen, bis ich schließlich das heruntergekommene Viertel erreichte, in dem ich lebte, und die nichtswürdige Wohnung, in die ich einmal ein Mädchen namens Sosia Camillina mitgenommen hatte.
    Es war der schlimmste Tag meines Lebens, und als ich meine Geschäftsräume betrat, wurde mir klar, daß er noch nicht zu Ende war. Eine Tür stand offen. Ein kalter Luftzug wehte mir entgegen. Draußen auf dem Balkon wartete jemand auf mich.

LXVI
    Meine Mutter kam nie so spät. Petronius Longus lief nachts nicht gern im Freien herum. Ich kam zu dem Schluß, daß dort draußen niemand auf der Lauer lag, der mir willkommen war.
    Ich hatte mir von den früheren Honorarzahlungen des Senators ein paar Öllampen aus Ton gekauft, und jetzt zündete ich sie alle an, um deutlich zu machen, daß ich gekommen war und bleiben
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