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Sigma Force 05 - Das Messias-Gen

Titel: Sigma Force 05 - Das Messias-Gen
Autoren: James Rollins
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ihnen Süßigkeiten und Schokolade. Sie nannten ihn »Onkel Pepe«. Auf diese Weise machte er sich die Kinder gefügig. Am Ende ließ er sie alle ermorden - zuvor aber hatte er ein einzigartiges Zwillingspaar entdeckt.
    Zwei eineiige Mädchen. Sascha und Meena.
    Juri hatte die Unterlagen mit einer Mischung aus Faszination und Entsetzen gelesen.
    Mengele hatte sich akribisch Notizen über die bemerkenswerten Zwillinge gemacht und deren Alter, Familiengeschichte und Stammbaum vermerkt. Er folterte ihre Angehörigen, um weitere Details in Erfahrung zu bringen, die er von den Mädchen verifizieren ließ. Mengele beschleunigte seine Experimente. Als das Kriegsende nahte, war er gezwungen gewesen, seine Versuche vorzeitig abzubrechen. Er tötete die Zwillinge, indem er ihnen Phenol ins Herz spritzte.
    Mengele hatte seiner Enttäuschung Ausdruck verliehen.
    Wenn ich nur mehr Zeit gehabt hätte …
    »Sind Sie bereit?«, fragte Sawina.
    Juri nickte.
    Begleitet von Dobritsky und einem weiteren Soldaten, drangen sie ins Lager vor. Er wich einem Leichnam aus, der bäuchlings in einer gefrorenen Blutlache lag.
    Die Kirche tauchte vor ihnen auf. Sie war aus Bruchsteinen
errichtet und fensterlos. Die Eingangstür war geschlossen. Sie bestand aus behauenen, dicken Holzbalken und war mit Kupferbeschlägen verstärkt. Das Gebäude glich eher einer Festung als einer Kirche.
    Zwei mit Rammböcken ausgerüstete Soldaten flankierten den Eingang.
    Dobritsky blickte fragend Juri an.
    Er nickte.
    »Brecht die Tür auf!«, befahl der Leutnant.
    Die beiden Männer holten mit dem Rammbock aus und schmetterten ihn gegen die Tür. Holz splitterte. Zwei Attacken hielt die Tür stand. Dann barst sie mit einem lauten Krachen.
    Juri folgte Sawina ins Innere der Kirche.
    Öllämpchen erhellten den düsteren Raum. Rechts und links Reihen von Kirchenbänken, die auf einen erhöhten Altar hin ausgerichtet waren. Kinder aller Altersstufen saßen in seltsamem Schweigen auf den Bänken.
    Als Juri zum Altar schritt, musterte er die Kinder. Viele wiesen eigenartige Deformationen auf: Kleinköpfigkeit, Hasenscharten, Zwergwüchsigkeit. Ein Kind hatte keine Arme. Inzucht . Juri bekam eine Gänsehaut. Kein Wunder, dass die Landbewohner diesen Roma-Clan fürchteten und von Geistern und Ungeheuern munkelten.
    »Wie wollen Sie erkennen, dass dies hier die richtigen Kinder sind?«, fragte Sawina mit unverhohlenem Abscheu.
    Juri zitierte aus einem Folterprotokoll Mengeles. »Das Lager der Chovihanis.« Dort waren die Zwillinge geboren worden, an einem Ort, den die Zigeuner seit der Gründung des Clans geheim hielten.
    »Sind sie das?«, hakte Sawina nach.
    Juri schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
    Er näherte sich einem Mädchen, das vor dem Altar saß. Sie drückte sich eine zerfledderte Stoffpuppe an die Brust, und ihr
eigenes Kleid war kaum besser als das der Puppe. Das Kind war von Missbildungen anscheinend verschont geblieben. Seine kristallblauen Augen funkelten im trüben Licht.
    Diese Augenfarbe war selten bei den Roma.
    Auch die Zwillinge Sascha und Meena hatten blaue Augen gehabt.
    Juri kniete vor ihr nieder. Sie schien ihn nicht wahrzunehmen. Ihr Blick ging durch ihn hindurch. Er spürte, dass mit dem Kind etwas nicht stimmte. Es hatte einen Defekt, der schlimmer war als körperliche Missbildung.
    Ohne dass sich ihr Blick scharf gestellt hätte, hob sie die Hand und zeigte auf ihn. » Unchi Pepe «, lispelte sie mit dünnem Stimmchen.
    Juri verspürte einen Anflug von Angst. Onkel Pepe . Der Kosename Josef Mengeles. Alle Zigeunerkinder hatten ihn so genannt. Diese Kinder aber waren zu jung, als dass sie ein Konzentrationslager von innen gesehen hatten.
    Juri blickte in die leeren Augen. Ahnte das Mädchen, was er und sein Forschungsteam vorhatten? Woher hätte sie es wissen sollen? Mengeles Worte gingen ihm durch den Sinn:
    Wenn ich nur mehr Zeit gehabt hätte …
    Dieses Problem würde sich Juri nicht stellen. Sein Team würde alle Zeit der Welt haben. Das Forschungsgebäude war bereits im Bau. Vor neugierigen Blicken gut geschützt.
    Sawina trat näher. Sie musste sich Gewissheit verschaffen.
    Juri kannte die Wahrheit; er hatte es in dem Moment gewusst, da er dem Mädchen in die Augen blickte. Dennoch zögerte er.
    Sawina berührte ihn am Ellbogen. »Major?«
    Es gab kein Zurück mehr, weshalb Juri nickte. Das Grauen würde seinen Lauf nehmen. » Da . Das sind die Chovihanis.«
    »Sind Sie sicher?«
    Juri nickte erneut, wobei er dem Kind
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