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Sigma Force 05 - Das Messias-Gen

Titel: Sigma Force 05 - Das Messias-Gen
Autoren: James Rollins
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unverwandt in die
blauen Augen blickte. Die Anweisungen, die Sawina gab, bekam er kaum mit. »Verladen Sie die Kinder in die Laster. Eliminieren Sie alle anderen.«
    Juri erhob keine Einwände. Er wusste, weshalb sie hierhergekommen waren.
    Das Mädchen hatte immer noch die Hand ausgestreckt. »Unchi Pepe «, wiederholte sie.
    Er legte die Hand um ihre kleinen Finger. Leugnen war zwecklos. Die Würfel waren gefallen.
    Ja, ich bin’s.

EINS

1

Gegenwart 5. September, 13:38 Washington, D.C.
    ES KAM NICHT jeden Tag vor, dass einem ein Mensch in den Armen verstarb.
    Commander Gray Pierce ging die National Mall entlang, als er von einem Obdachlosen angesprochen wurde. Gray hatte schlechte Laune, denn eine Auseinandersetzung lag bereits hinter ihm, und er war unterwegs zur nächsten. Auch die Mittagshitze trug zu seiner Reizbarkeit bei. In D.C. herrschte die übliche Schwüle, und das Pflaster des Gehsteigs verströmte eine Gluthitze. Bekleidet mit einem marineblauen Blazer, Baumwollhemd und Jeans, kam er sich bereits halbgar vor.
    Ein paar Häuser entfernt machte Gray eine hagere Gestalt aus, die ihm entgegengeschlurft kam. Der Obdachlose hatte sich die ausgebeulte Jeans hochgekrempelt, sodass man die abgenutzten Armeestiefel mit den nachschleifenden Schnürsenkeln sah. Um seinen gebeugten Oberkörper schlotterte ein zerknittertes Sakko. Sein struppiger Bart war angegraut, und seine trüben, geröteten Augen huschten suchend umher.

    Bettler gab es auf der National Mall viele, zumal die Feierlichkeiten zum Labor Day erst gestern geendet hatten. Die Touristen waren in den Alltag zurückgekehrt, die Bereitschaftspolizei hatte sich in die Bars zurückgezogen, und die Reinigungskräfte hatten die Straßen gesäubert. Übrig geblieben waren die Bettler, die nach verlorenem Kleingeld suchten und wie Krabben, welche die letzten Fleischreste von alten Knochen schabten, die Mülltonnen nach Flaschen und Getränkedosen durchstöberten.
    Gray, der sich über den Jefferson Drive dem Smithsonian Castle näherte, wich dem Vagabunden nicht aus. Er stellte sogar Augenkontakt her, um die von ihm ausgehende Gefahr einzuschätzen und ihm zu zeigen, dass er ihn zur Kenntnis nahm. Zwar gab es sicherlich auch ein paar Schwindler, die auf die Bettelei eigentlich gar nicht angewiesen waren, doch die meisten derer, die auf der Straße lebten, hatten entweder Pech gehabt, waren drogensüchtig oder geistesgestört. Viele waren auch Veteranen der bewaffneten Streitkräfte. Gray wollte nicht wegschauen - und vielleicht war das der Grund, weshalb sich die Miene des Fremden aufhellte.
    Unter der Schmutzschicht und den Falten zeigte sich eine Mischung aus Erleichterung und Hoffnung. Sein schlurfender Gang wurde zielstrebiger. Vielleicht fürchtete er, seine Beute könnte ihm in die Burg entwischen, bevor er sie erreichte. Die Gliedmaßen des Mannes zitterten. Entweder er war betrunken oder litt unter Entzug.
    Er streckte die Hand aus.
    Das war eine universale Geste - in den brasilianischen Slums ebenso gebräuchlich wie in den Straßen Bangkoks.
    Bitte helfen Sie mir.
    Gray langte zur Innentasche des Blazers. Viele hielten es für falsch, einem Penner etwas zu geben. Die kaufen sich von dem Geld doch bloß Schnaps oder Crack. Ihm war es egal.
Das hier war ein Mitmensch in Not. Ein Urteil stand ihm nicht zu. Er zückte die Brieftasche. Wenn ihn jemand anbettelte, dann gab er auch etwas. Das war sein Motto. Und vielleicht profitierte ja auch Gray dabei, und seine Mildtätigkeit diente dazu, ein tief verwurzeltes Schuldgefühl zu beschwichtigen, das er sich selbst nicht eingestehen wollte.
    Ein, zwei Dollar konnte er leicht verschmerzen.
    Kein schlechtes Tauschgeschäft.
    Er schaute ins Geldfach. Alles Zwanziger. Soeben hatte er sich am Automaten in der U-Bahn-Station Geld auszahlen lassen. Achselzuckend zog er einen Geldschein mit Andrew Jacksons Porträt hervor.
    Okay, hin und wieder reichten ein, zwei Dollar nicht.
    Als sie sich gegenüberstanden, schaute er hoch. Gray wollte dem Mann den Zwanzigdollarschein reichen, doch dessen Hand war gar nicht leer. Auf der Handfläche lag eine matte Münze von der Größe eines Fünfzigcentstücks.
    Gray runzelte die Stirn.
    Dies war das erste Mal, dass ein Obdachloser ihm Geld geben wollte.
    Ehe er sich über die Situation klar werden konnte, taumelte der Mann plötzlich nach vorn, als hätte er einen Stoß in den Rücken bekommen. Mit staunend aufgerissenem Mund kippte er gegen Gray, der den älteren Mann
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