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Sigma Force 05 - Das Messias-Gen

Titel: Sigma Force 05 - Das Messias-Gen
Autoren: James Rollins
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auffing.
    Er war erstaunlich leicht, nur Haut und Knochen, ein Skelett im Anzug. Seine Hand streifte Grays Wange. Sie war glühend heiß. Die Angst vor einer Ansteckung mit einer schlimmen Krankheit durchzuckte Gray, doch er ließ auch dann nicht los, als der Mann in seinen Armen zusammensackte.
    Während er den erschlafften Mann stützte, verlagerte Gray den linken Arm. Mit der Hand berührte er in dessen Kreuz etwas Warmes, Feuchtes. Es strömte ihm über die Finger.

    Blut.
    Instinktiv wandte Gray sich um. Ohne den Mann loszulassen, ließ er sich seitlich vom Gehsteig fallen. Das dichte Gras dämpfte den Sturz.
    Die nächsten Schüsse hörte Gray nicht, sah aber an der Stelle, wo er eben noch gestanden hatte, zwei Querschläger vom Beton abprallen. Er wälzte sich weiter bis zu einem Hinweisschild aus Metall und Beton, das auf der Grasfläche vor dem Smithsonian Castle stand. Die Aufschrift lautete: SMITHSONIAN INFORMATIONSZENTRUM IN DER BURG.
    Informationen konnte Gray im Moment gut gebrauchen.
    Zum Beispiel hätte er gern gewusst, wer da auf ihn schoss.
    Das massive Schild schirmte ihn von der Mall ab. Es bot ihm vorübergehend Deckung. Zehn Meter entfernt lockte der Nebeneingang des Smithsonian Castle. Das Gebäude mit seinen Türmen und Türmchen war aus rotem Sandstein erbaut, der aus Seneca Creek in Maryland stammte, eine normannische Burg und eine wahre Festung. Bis zu den sicheren Mauern waren es nur wenige Schritte, doch wenn er sich aus der Deckung gewagt hätte, wäre er dem Heckenschützen schutzlos ausgeliefert gewesen.
    Stattdessen riss Gray eine Pistole aus dem Rückenhalfter - eine kompakte Sig Sauer P229. Nicht, dass er gewusst hätte, wohin er hätte zielen sollen. Trotzdem brachte er für den Fall eines direkten Angriffs die Waffe in Anschlag.
    Der Obdachlose stöhnte. Am Rücken war das Sakko blutgetränkt. Über das Pech des Mannes konnte Gray nur den Kopf schütteln. Der arme Kerl hatte es auf ein Almosen abgesehen gehabt und stattdessen eine Kugel in den Rücken abbekommen, die eigentlich für Gray gedacht gewesen war.
    Wer aber wollte ihn umbringen? Und weshalb?
    Der Obdachlose hob zitterig den Arm. Mit jedem keuchenden
Atemzug wurde er schwächer. Dem aus der Eintrittswunde strömenden Blut nach zu schließen, hatte die Kugel eine Niere getroffen, eine tödliche Verletzung für einen so stark geschwächten Menschen. Er öffnete die Hand, und die matte Münze fiel heraus. Die ganze Zeit über hatte er sie festgehalten. Die Münze fiel auf Grays Bein und kullerte ins Gras.
    Ein Abschiedsgeschenk.
    Ein letztes Dankeschön.
    Als das vollbracht war, erschlaffte der Fremde. Sein Kopf sank auf Grays Schulter. Gray fluchte verhalten.
    Tut mir leid, alter Mann .
    Mit der Linken zog er das Handy aus der Tasche. Er klappte es auf und drückte die Notruftaste. Es wurde augenblicklich abgenommen.
    Gray schilderte kurz seine Lage.
    »Hilfe ist bereits unterwegs«, erklärte der Direktor. »Wir sehen Sie auf dem Monitor der Überwachungskamera. Da ist eine Menge Blut. Sind Sie verletzt?«
    »Nein«, antwortete Gray knapp.
    »Bleiben Sie in Deckung.«
    Gray hatte keine Einwände dagegen. Bislang waren keine weiteren Schüsse abgefeuert worden. Es waren keine Kugeln in das Schild eingeschlagen. Vielleicht war der Schütze ja bereits geflüchtet. Trotzdem wagte Gray es nicht, sich zu bewegen - er wartete auf das Eintreffen der Kavallerie.
    Gray steckte das Handy ein und nahm die Münze in die Hand. Sie war schwer und dick und wies eine primitive Prägung auf. Zerstreut rieb er daran. Mit dem Blut an seinen Fingern entfernte er den Oberflächenschmutz. Darunter kam das Abbild eines griechischen oder römischen Tempels zum Vorschein, sechs Säulen unter einem spitzen Giebel.
    Was zum Teufel hatte das zu bedeuten?
    In der Mitte der Münze prangte ein einzelner Buchstabe.

    Gray erkannte darin den griechischen Buchstaben ∑.
    Sigma .
    In der Mathematik stand der Buchstabe Sigma für die Summe aller Teile, doch er war auch das Symbol der Organisation, für die Gray arbeitete: die Sigma Force, ein Elite-Team von Exsoldaten der Spezialeinsatzkräfte, die eine wissenschaftliche Zusatzausbildung absolviert hatten und nun dem verdeckt arbeitenden militärischen Arm der DARPA angehörten, der Forschungs- und Entwicklungsabteilung des Verteidigungsministeriums.
    Gray blickte zur Burg. In den noch aus dem Zweiten Weltkrieg stammenden unterirdischen Bunkern war das Hauptquartier von Sigma untergebracht. Aufgrund seiner
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