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Sigma Force 05 - Das Messias-Gen

Titel: Sigma Force 05 - Das Messias-Gen
Autoren: James Rollins
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gezwungen gewesen, das Hochland zu durchkämmen und ein paar Gehöfte niederzubrennen, um deren Besitzer gesprächiger zu machen. Nur wenige waren von sich aus bereit, über die karpatischen Roma zu sprechen. Zumal man sich über diesen isolierten Clan erzählte, er stehe mit strigoi und moroi in Verbindung. Mit bösen Geistern und Hexen.
    Hatte er sie jetzt endlich gefunden?
    Leutnant Dobritsky trat von einem Bein aufs andere. »Was nun, Major?«

    Juri entging nicht die sauertöpfische Miene des Ukrainers. Juri war zwar Major der Sowjetarmee, aber dennoch kein Soldat. Er war einen Kopf kleiner als Dobritsky, hatte ein Bäuchlein und ein teigiges Gesicht. Er war von der staatlichen Universität Leningrad angeworben worden und hatte im militärischen Wissenschaftsbereich Karriere gemacht. Mit seinen gerade mal achtundzwanzig Jahren leitete er bereits das biophysikalische Labor des staatlichen Instituts für medizinische und biologische Forschung.
    »Wo ist Major Martowa?«, fragte Juri. Die Vertreterin des sowjetischen militärischen Geheimdienstes wich nur selten von Dobritskys Seite und hielt ein Auge auf alle offiziellen Vorgänge.
    »Sie erwartet uns am Eingang des Lagers.«
    Dobritsky stapfte über die Straße. Juri ging am Rand entlang, wo der Boden noch gefroren und das Vorankommen leichter war. Als sie die letzte Biegung erreichten, zeigte der Leutnant auf ein Lager, das zwischen steilen Felsen lag und von Nadelwald umgeben war.
    »Zigeuner«, brummte Dobritsky. »Wie Sie angeordnet haben, da ?«
    Aber war das auch der richtige Roma-Clan?
    Die Zigeunerwagen waren in blassen Grün- und Schwarztönen gestrichen, die Räder reichten Juri bis zum Kopf. Stellenweise war die Farbe abgeblättert, und darunter kamen buntere Farbtöne zum Vorschein, die von glücklicheren Zeiten kündeten. Auf den großen Holzwagen lag Schnee, von den Dächern hingen Eiszapfen. Die Fensterscheiben waren mit Eisblumen bedeckt. Es gab mehrere rußgeschwärzte Feuergruben. Im Inneren des Lagers brannten noch zwei Feuer, deren Flammen bis zum Dach des höchsten Wagens emporloderten. Ein Wagen war zerstört und niedergebrannt.
    An der einen Seite stand ein Schuppen, den man aus Brettern
und Steinen errichtet hatte. Die darin untergebrachten Gäule hatten einen Hohlrücken und ließen die Köpfe hängen. Ziegen und ein paar Schafe streiften umher.
    Die Soldaten hatten das Lager umzingelt. Auf dem Boden lagen mehrere Tote in zerlumpten Kleidern und Pelzjacken. Die Lebenden machten kaum einen besseren Eindruck. Man hatte die Bewohner des Lagers aus den Wagen und den schweren Zelten hervorgezerrt.
    Von weiter hinten war Geschrei zu hören. Dort wurden die letzten Zigeuner zusammengetrieben. Maschinengewehre knatterten. Kalaschnikows. Juri musterte die finster dreinschauende Menge. Einige Frauen waren niedergekniet und schluchzten. Die dunkelhäutigen Männer musterten die Eindringlinge. Die meisten hatten blutende Verletzungen und gebrochene Gliedmaßen.
    »Wo sind die Kinder?«, fragte Juri.
    Die Antwort kam von der anderen Seite, so spröde und kalt wie das Eis des Hochlands. »Haben sich in der Kirche verbarrikadiert.«
    Juri wandte sich Sawina Martowa zu, der Geheimdienstoffizierin. Sie hatte sich in einen schwarzen Mantel mit pelzverbrämter Kapuze eingemummt. Ihr schwarzes Haar glich der Mähne des russischen Wolfs.
    Sie hob den schlanken Arm und zeigte auf eine Anhöhe hinter den Wagen und Zelten. Das Gebäude dort war anscheinend das massivste des ganzen Lagers. Aus Steinen errichtet, verschmolz die Kirche mit den umliegenden Felsen.
    »Die Kinder hatten sich bereits dort versammelt, als unsere Einsatzkräfte eingetroffen sind«, berichtete Sawina.
    Dobritsky nickte. »Haben wohl die Motorräder gehört.«
    Sawina erwiderte Juris Blick. Ihre grünen Augen funkelten in der Morgensonne. Die Geheimdienstoffizierin machte sich ihre eigenen Gedanken. Sawina hatte die geheimen Forschungsberichte
in Juris Institut gebracht, Notizblöcke und Unmengen von Akten aus Auschwitz-Birkenau. Die meisten Unterlagen hatten sich auf die Arbeit Dr. Josef Mengeles bezogen, der auch als »Todesengel« des Konzentrationslagers bezeichnet wurde.
    Nach der Lektüre war Juri des Öfteren schweißgebadet aus Albträumen erwacht. Es war bekannt, dass Dr. Mengele die unterschiedlichsten grauenhaften Experimente mit den Lagerinsassen durchgeführt hatte, doch dieses Ungeheuer hatte eine spezielle Vorliebe für Zigeuner und zumal deren Kinder entwickelt. Er schenkte
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