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Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher

Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher

Titel: Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher
Autoren: Heinrich Kraus
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fangen.“
    „Wasserflöhe fangen!“ kreischte Ottilie.
    Ihr Gekicher machte mich ganz nervös.
    „Du hast recht“, sagte Annegret spöttisch. „Wenn du schon keine Verbrecher fangen kannst, so fang wenigstens Wasserflöhe!“
    Das war für mich wie ein Schlag auf die Nase. Einige Augenblicke lang starrte ich in ihr zartes Gesicht und konnte nicht begreifen, daß dahinter soviel Bosheit steckte. Dann erhob ich mich und ging, ohne ein Wort zu sagen, davon, wobei mich noch lange das blöde Gekicher begleitete.
    Schwarze Traurigkeit steckte in meinem Kopf. Ich war allein! Nicht nur die Leute machten sich über mich lustig, meine besten Freunde hatten mich in meiner Niederlage verlassen. Ich stand neben dem Tümpel und hätte mich am liebsten hineingestürzt, um darin zu ersaufen. Aber er war nicht tief genug.
    Eines Abends nach dem Essen schob mir Papa seine Zeitung herüber und deutete auf einen Artikel, den ich lesen sollte. Darin wurde berichtet, daß es immer häufiger vorkommt, was ich erlebt habe: Hausierer entpuppen sich als Räuber, wenn sie eine Wohnung mit nur einem Kind oder sonst einem hilflosen Menschen finden. Die Methode ist immer dieselbe, aber der Verbrecher stets ein anderer, so daß man davon ausgehen muß, es mit einer gut organisierten Bande zu tun zu haben, die im ganzen Land ihr Unwesen treibt.
    „Ich hoffe, daß du endlich begreifst!“ sagte er.
    „Ja.“
    „Diese Sache ist zu heiß für einen Jungen!“
    „Ja.“
    „Da muß sich die Polente drum kümmern!“
    „Ja.“
    Er staunte, weil ich ihm immer recht gab. Aber ich hatte mir tatsächlich vorgenommen, mein Leben zu ändern und kein Lausbub mehr zu sein, sondern ein fleißiger Schüler, der seinen Eltern keinen Kummer mehr bereitet und alle Konjugationen lernt, auch die unregelmäßigen. Außerdem war mir die Kriminalistik zuwider geworden, weil die Menschheit keine Dankbarkeit kennt, wenn man etwas für sie tut.
    Aber wie es mit guten Vorsätzen geht: Sie halten nicht lang...

Kapitel 6

    D er Weg zum Bahnhof hinüber zog sich hin, und die Tasche mit den beiden Flaschen, zu denen ich Strups gesetzt hatte, hing immer schwerer an meinem Arm. Es war noch früh und verdammt kalt, und im Wiesental wogte dichter Nebel, den der Wind vor sich hertrieb. Kaum jemand befand sich auf der Straße, weil es draußen so ungemütlich war.
    Ich war froh, als ich endlich ankam. Ein paar Leute standen herum, und der Beamte, bei dem ich die Fahrkarte kaufte, machte eine saure Miene, weil er arbeiten mußte. Dabei wollen die Erwachsenen uns Kindern immer weismachen, es gäbe nichts Schöneres als Arbeit. Ich hockte mich auf eine Bank, auf der schon eine angemalte Gans saß, und ließ den Strups darauf laufen. Da stand sie schnell auf. Vielleicht fürchtete sie sich vor einem Meerschweinchen. Jedenfalls glotzte sie mich böse an, was mir aber nichts ausmachte, sondern mich eher belustigte.
    Nach einer Weile kam Benno, den ich von der Penne her kenne. Er ist zwei Jahre älter als ich, aber nur eine Klasse über mir, weil er mal sitzengeblieben ist. Er setzte sich neben mich und spielte eine Weile mit Strups, von dem er wissen wollte, ob er ein Weibchen oder ein Männchen sei und wovon er sich ernähre, was ich ihm alles erklärte. Dann sagte der Eisenbahner über einen Lautsprecher, der Zug fahre ein. Ich steckte Strups in die Tasche und schlenderte mit Benno zum Bahnsteig. Dort machte er der angemalten Gans schöne Augen, so daß sie noch hochnäsiger tat als zuvor. Vielleicht wollte er mir aber nur zeigen, was er sich alles getraut bei Frauen.
    Als der Zug einfuhr, blieb er ganz vorn stehen, obwohl der Lautsprecher gesagt hatte,
    daß man von der Bahnsteigkante zurücktreten soll. Das tat er bestimmt auch bloß, um zu imponieren. Aber mir sind meine Knochen lieber, als daß so eine Gans meint, ich sei mutig. Es gibt bessere Gelegenheiten, seine Tapferkeit zu zeigen. Als der Zug stand, stiegen wir ein und suchten eine Bank, wo wir nebeneinandersitzen konnten. Benno fuhr nämlich in die gleiche Richtung wie ich, allerdings nur die halbe Strecke. Er zog eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche und bot mir eine an. Ich nahm sie, weil ich nicht zugeben wollte, daß ich nicht rauche. Wie ein Erwachsener klickte er mit dem Feuerzeug und hielt es mir hin. Weltmännisch bliesen wir den Rauch, obwohl sich die Leute böse umdrehten und die Köpfe schüttelten.

    „Wohin fährst du?“ fragte er.
    „Zu meiner Patin.“
    „Weshalb?“
    „Um ihr zu
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