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Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher

Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher

Titel: Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher
Autoren: Heinrich Kraus
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flatterte. Seine Stimme war dunkel, manchmal ganz weich und andermal hart und knarrend, je nachdem, was er erreichen wollte. Er lispelte ein bißchen und hing an manche Sätze ein , Nich ‘ dran. Außerdem kratzte er sich oft am Bauch.
    Zwar hab’ ich in Bildender Kunst nur die Note ausreichend erhalten; doch will ich versuchen ihn zu zeichnen, und zwar von vorn und von der Seite, damit man ungefähr weiß, wie er aussieht:

    Bitte helft mir, liebe Freunde! So ein Ganove muß geschnappt werden! Sagt mir schnell Bescheid, wenn ihr einen solchen Hausierer entdeckt!“
    Der Vater meines Schulkameraden Frosch, der Architekt war, besaß ein Gerät, mit dem man Abzüge von diesem Steckbrief machen konnte, und als ich ihm meine seltensten Briefmarken anbot, war er bereit, mir hundert Kopien zu besorgen, die ich unter meine Freunde und Komantschen verteilte, die mir versprachen, die Spur des Gangsters zu suchen.
    Einen Steckbrief trug ich auch zu unserem Dorfpolizisten, der nicht gut gelaunt war, weil ich ihn bei seinem Mittagsschlaf gestört hatte. Er las ihn mit gerunzelter Stirn und knurrte gefährlich, als er damit fertig war.
    „Das ist nicht erlaubt!“
    „Was?“ fragte ich.
    „Einen Steckbrief schreiben.“
    „Warum?“
    „Weil das nur die Behörde darf und keine Privatperson.“
    „Und hat die Behörde einen geschrieben?“
    „Nein.“

    „Weshalb nicht?“
    „Weil die Wände nicht ausreichen würden, wollte man jeden kleinen Gauner auf diese Weise verfolgen.“
    Dann winkte er mit einer großspurigen Handbewegung ab, was bedeuten sollte, daß ich das Büro zu räumen hätte. Das tat ich auch, aber erst, nachdem ich leise einen fahren gelassen hatte, um ihm eine duftende Erinnerung an mich zu schenken. Das ist nicht strafbar, weil es jedem mal passieren kann.

Kapitel 4

    G leich als der Stubenarrest überstanden war, trommelte ich meine Komantschen zusammen, um mit ihnen zu beraten und den Kriegspfad gegen den Räuber zu planen. Es waren nämlich schon einige Hinweise über die Hausierer eingegangen, die in unserer Gegend herumliefen. Manche hatten Bärte und hielten die Fußspitzen nach außen, andere besaßen längliche Nasen oder trugen braune Anzüge. Leider waren bei keinem alle Merkmale vereinigt. Doch ich wußte ja, daß sich der Alte verstellte: Auch bei mir hatte er zuerst gezittert und danach nicht mehr.
    „Sollen wir Kriegsbemalung anlegen?“ fragte Maxi.
    „Nein“, erwiderte ich. „Wir müssen uns als Bleichgesichter tarnen, damit wir nicht auffallen.“
    „Uff!“ sagte Fred.
    „Sollen wir den Kriegspfad zu Fuß betreten?“ fragte Maxi.
    „Er wird lang sein“, meinte Fred.
    „Nein, mit Fahrrädern.“
    Von diesem Zeitpunkt an rasten wir hinter allen Hausierern her und beschatteten sie so lange, bis wir sicher waren, es mit ehrlichen Leuten zu tun zu haben. Auch im ambulanten Gewerbe kommen schließlich gute Menschen vor, wie in jedem anderen Gewerbe. Ein feiner Anzug ist noch kein Beweis für einen anständigen Charakter. Sonst müßte es von edlen Leuten nur so wimmeln, und jeder weiß, daß es umgekehrt ist. Alle Welt denkt doch nur an den Profit und wie er den anderen übers Ohr hauen kann. Wie zum Beispiel Tante Lydia, die so lange die Oma umschmeichelt hat, bis sie ihr eine Wiese geschenkt hat und nicht meinem Vater.
    In Schneckenhausen haben wir einen älteren Hausierer entdeckt, der geklaut hat, wenn es sich gerade so ergab und keiner aufpaßte. Wir ließen die Räder an der Schule stehen und schlichen hinter ihm her, indem wir uns im Gebüsch oder hinter einer Mauer versteckten. So sahen wir, daß er in einem Garten ein paar Hemden stiebitzte und in einem Bauernhof einem Huhn den Hals umdrehte, um es hinterher in seinem Sack verschwinden zu lassen, da der Bauer nicht daheim war. Vor einer Garage bemerkte er dann ein Fahrrad, schwang sich darauf und fuhr davon in Richtung Krottelbach .
    Wir ließen uns Zeit, denn es gibt dorthin nur die eine Straße. An der Schule bestiegen wir unsere Fahrräder, um hinter ihm herzufahren.

    In der Mitte zwischen den beiden Orten hatten wir ihn fast erreicht, und ich rief, er solle mal anhalten, wir hätten ihm was mitzuteilen. Aber er tat das Gegenteil und trat mit aller Macht in die Pedale. Wir waren auch nicht faul und holten ihn am Ortseingang ein und versperrten ihm den Weg.
    „Was soll das bedeuten?“ schrie er aus Leibeskräften, so daß einige Leute aufmerksam wurden und zu uns herüberkamen.
    „Weshalb sind Sie vor uns
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