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Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher

Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher

Titel: Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher
Autoren: Heinrich Kraus
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Sache nun doch ein bißchen auf den Grund zu gehen und den Kerl eine Weile zu beschatten.

Kapitel 8

    D er Mann verließ den Bahnhof und bewegte sich in Richtung Stadtmitte. Er hatte keine Eile, denn er guckte sich sehr aufmerksam die Gebäude an und schrieb manchmal etwas in ein Notizbüchlein. Den Koffer hatte er bei der Gepäckaufbewahrung abgegeben, so daß er bloß die Tasche zu tragen brauchte. Sie schien jedoch schwer zu sein, denn er wechselte dauernd von einer Hand in die andere. Er machte gar nicht den Eindruck eines Verbrechers und schaute nicht mißtrauisch um sich herum, wie sie es in Filmen tun, sondern spazierte gelassen dahin.
    Obwohl ich immer weniger glaubte, daß es sich um den Räuber von damals handelte, blieb ich in einiger Entfernung. Ich wollte vermeiden, daß er mich sah, falls er es doch wäre, und auf keinen Fall wollte ich die Chance verpassen, einen Ganoven zu verfolgen und ihm das heimzuzahlen, was er mir angetan hatte. Immerhin gab es ja einiges, was meinen Verdacht rechtfertigte. Ich bemerkte nun noch, daß er die Fußspitzen nach außen drehte.
    So kamen wir langsam voran, er vorn und ich ein Stück hinter ihm, und je weiter wir ins Zentrum gelangten, desto kürzer mußte ich die Entfernung halten wegen der vielen Leute, die sich zwischen uns schoben. Auf einmal begegnete ich dem Fritz, den ich von den letzten Ferien her kannte, die ich bei meiner Patin verbracht hatte. Da hatten wir öfters Fußball miteinander gespielt.
    „He, Sigi!“ rief er.
    „Was ist?“ sagte ich nur kurz, weil ich nicht aufgehalten werden wollte, um die Spur nicht zu verlieren.
    „Wohin des Wegs?“
    „Noch rasch was kaufen.“
    „Was?“
    Ein... na ja... ein...“, stotterte ich und wurde rot, weil mir nichts Gescheites einfiel.
    Da zwinkerte er mit den Augen, als ob er verstände, und meinte, daß es bestimmt mit Weibern Zusammenhänge, wenn ich es plötzlich so eilig hätte.
    „Erraten!“ rief ich und flitzte hinter dem Mann her, der sich ein Stück entfernt hatte. In dem Gewühl konnte ich ihn leicht verlieren.

    Wir schlenderten eine Weile in der Hauptstraße umher, in der es fast nur Geschäfte gibt. Er betrachtete die Schaufenster und ich immer nur ihn, und ich fragte mich, ob er der Schurke von damals sein könnte. Aber ich kam zu keinem Ergebnis. Dann las er den Speisezettel, der neben dem Eingang eines Restaurants hing, fuhr mit der Zunge über die schmalen Lippen und ging hinein. Er nahm an einem kleinen Tisch Platz und redete mit dem Kellner, der sich immerfort verbeugte, was ich durch ein Fenster beobachtete.

    Doch ich guckte nicht lange, um nicht von ihm gesehen zu werden, sondern stellte mich in einen Hausflur auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Von dort aus behielt ich den Eingang des Restaurants im Auge.
    Dabei überlegte ich, wie man nachprüfen könnte, ob mein Verdacht stimmte. Ich konnte ihn ja nicht einfach fragen, ob er andere Leute überfällt und die Kasse ausraubt wie bei uns zu Hause. Die Polente getraute ich mich auch nicht mehr einzuschalten nach dem Mißerfolg in Bledesbach . Onkel Eduard und Patin Berta? Sie waren immer verrückt nach Kriminalfällen, hatten bereits viele Gangster gefangen und waren in der Gegend berühmt als Privatdetektive. Auch wenn sie in ihrer Begeisterung schon manchmal danebengetappt waren, worüber die Leute oft gelacht hatten.
    In der Nähe befand sich ein Telefonhäuschen, zu dem ich lief, ohne meine Blicke von dem Restaurant zu wenden. Es wurde dauernd von neuen Gästen betreten und von satten verlassen, worunter sich allerdings nicht der Mann befand. Ich blätterte im Telefonbuch und suchte die Nummer meines Onkels, die ich auf der Scheibe wählte. Doch es machte nur tatütatü . Vielleicht redete er selbst oder eher noch Patin Berta, die stundenlang quasseln kann, ohne nur einmal Luft zu ziehen, wie mein Vater sagt, wenn sie zu Besuch bei uns gewesen war. Ich wählte noch einmal; aber es war das gleiche. Erst beim dritten Mal klappte es.
    „Brummer“, sagte sie.
    „Wulle“, sagte ich.
    „Sigi!“ rief sie.
    „Ja.“
    „Wo bist du, Sigilein ?“
    „In einem Telefonhäuschen.“
    „Weshalb?“
    „Weil ich vielleicht einen Gangster überwache.“
    „Einen Gangster?“ schrie sie.
    Darauf meldete sich Onkel Eduard, der sehr aufgeregt war und mich darüber ausfragte, um was für eine Sorte Verbrecher es sich handelte, wie ich ihn entdeckt hatte und an welchem genauen Ort ich mich befand. Ich erklärte es ihm mit kurzen
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