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Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher

Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher

Titel: Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher
Autoren: Heinrich Kraus
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und Ledertasche gewesen!“
    „Ach ja!“ rief die Patin.
    „Und in welche Richtung verschwand er, Sigi?“
    „In die entgegengesetzte!“
    Onkel Eduard rannte gleich los, und auch Patin Berta, die ihm folgen wollte, setzte ihre zweihundertsoundsoviel Pfund in Bewegung, was jedoch wegen der Masse nicht so recht gelang. Irgendwie kam sie ins Schleudern, stolperte über die eigenen Füße und rannte gegen einen würdevoll einherstolzierenden Herrn, den sie umwarf und unter sich begrub, so daß von ihm nur noch zappelnde Arme und Beine zu sehen waren, was die Passanten sehr vergnügte.

    Onkelchen spurtete zurück, und wir beide zogen die Patin von dem entsetzt schreienden Herrn, der sich überfallen glaubte. Er war nur mit Mühe davon zu überzeugen, daß es sich um ein Mißgeschick handelte, für das niemand die Verantwortung trug. Glücklicherweise waren weder er noch Patin Berta zu Schaden gekommen, da sie von weichen Speckpolstern umgeben ist. Lediglich sein Hut war ein wenig verbeult und der Anzug stellenweise dreckig; aber er sagte, nachdem er sich beruhigt hatte, das sei weiter nicht schlimm, und verschwand in der Menge, die uns umgab.
    „Nun haben wir noch mehr Zeit verloren!“ schimpfte Onkel.
    „Es tut mir leid, Edilein “, sagte die Patin.
    „Auf dann!“ drängte er.
    „Darf ich vielleicht zuvor etwas bemerken?“ fragte ich.
    „Bitte, Sigi!“ seufzte er.
    „Wenn wir ihn so auffällig verfolgen, kriegen wir ihn nie.“
    Onkelchen kratzte sich den spärlich behaarten Kopf und wackelte mit den abstehenden Ohren. „Da hast du recht, Sigi!“

Kapitel 10

    E s war wie verhext. Wir liefen die Hauptstraße hinauf und hinunter, betrachteten unauffällig alle Passanten, blickten in jeden Eingang... vergebens. Wir hasteten durch viele Seitenstraßen, guckten uns die Augen aus dem Kopf, befragten Bewohner der Häuser, die gerade aus dem Fenster schauten oder einkaufen gingen... umsonst. Dieser Opa, der Charly sein mußte, da sich der junge Charly ja nicht in Luft auflösen konnte, blieb verschwunden.
    Onkel Eduard, der wie besessen war, wenn er einen Kriminalfall zu lösen hatte, was ich von früheren Fällen her wußte, marschierte unermüdlich. Patin Berta trampelte hinter ihm her, wobei sie wie eine Dampflokomotive schnaufte und immer wieder Schweiß vom roten Gesicht wischte. Ich wurde von Stunde zu Stunde müder, und der Hunger zwickte mich in meinem Bauch, da ich seit dem frühen Morgen nichts gegessen hatte, und nun war Nachmittag, und ich hatte mich so auf die Geburtstagstorte gefreut.
    Doch ich unterdrückte Müdigkeit und Hunger, da ich es gewesen war, der mit der Verbrecherjagd angefangen hatte. Außerdem konnte ich nicht zugeben, daß ein älteres Ehepaar eine bessere Kondition besitzen sollte als ein Komantschenhäuptling . Also schlurfte ich von Haus zu Haus, von Straße zu Straße, starrte die Menschen an, die uns begegneten, und merkte, daß mir dieser Charly immer gleichgültiger wurde, je hohler Kopf und Bauch wurden. Vielleicht fiel Patin Berta etwas auf, denn sie bat Onkel Eduard, eine Pause einzulegen. Aber er war damit nicht einverstanden, weil er Angst hatte, die Spur ganz zu verlieren.
    Wir befanden uns wieder in der Hauptstraße, um sie ein zweites Mal zu durchsuchen, und je mehr Schaufenster ich sah, in denen die leckersten Speisen ausgelegt waren, desto wütender knurrte der Hunger in meinem Bauch. Zuletzt ertrug ich ihn nicht mehr. Nun kapierte ich erst, wie schlimm diese Tantalusqualen sind, die unser Lehrer uns erklärt hatte, wenn nämlich das feinste Essen vor einem liegt und man nicht danach greifen kann, obwohl man fast umkommt.
    „Es geht nicht mehr“, sagte ich schließlich.
    „Was geht nicht mehr?“ knurrte Onkel Eduard.
    „Der Junge ist sicher müde“, keuchte die Patin.
    „Ja“, sagte ich, „und hungrig!“
    „Kein Wunder!“ keuchte sie wieder.
    „Ich habe heute noch nichts gegessen!“
    Das gefiel Onkel Eduard gar nicht, weil ich der einzige war, der diesen Charly gesehen hatte, und sie nur meine Beschreibung kannten; aber er nickte schließlich, als die Patin vorschlug, mich in ein Café zu schicken, wo man mich eine Stunde später abholen könnte, um dann noch ein bißchen gemeinsam zu jagen. Er zog sogar seinen Geldbeutel heraus und gab mir einen Schein, den ich ganz verputzen sollte.
    Das Lokal war sehr nobel und die Leute, die darinnen hockten, auch. Nur ein Tisch war noch nicht besetzt, an den setzte ich mich. Es dauerte eine Weile, bis das
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