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Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Titel: Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad
Autoren: Heinrich Kraus
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zu befriedigen, der in unseren Bäuchen wie ein toller Hund herumraste.
    „Darf ich dich zum Festessen einladen?“ fragte Tante Berta ihren Entführer. „Du hast dich immerhin wie ein Ehrenmann benommen, wenn man vom Tatbestand des Kidnappings einmal absieht.“
    Er nickte.
    Wir schleppten den Holzsessel, an den er gefesselt war, zum Tisch, lösten die Riemen an den Armen, damit er zugreifen konnte, und setzten auch uns um all die Herrlichkeiten, die wir vor uns aufgebaut hatten: offene Konservendosen, Gläser, Beutel, Schachteln und Flaschen, von denen köstliche, lang vermißte Düfte auf- und in unsere Nasen stiegen, so daß unser Appetit nicht mehr zu bändigen war. Davon wurden auch die anderen angesteckt: Tante Berta, die ohnehin nie im Leben einen delikaten Happen zurückgewiesen hatte, und Black Joe, der nur noch an der unteren Hälfte gefesselt war, nachdem er unseren Sieg anerkannt hatte.
    Ich habe nie eine lustigere Mahlzeit erlebt. Da Geschirr und Bestecke fehlten, mußten wir mit den Fingern zugreifen. Ich hielt mich an den Schinken, zu dem ich kalten Spargel verzehrte, während Onkelchen eine Unmenge Würste verschlang, so daß meine Patin, die eine Dose Krabben wegputzte, ihn schließlich vor den Folgen warnte: Ein Magen, der längere Zeit leer gewesen ist, darf nicht mit einem Ruck gefüllt werden, weil er davon überlastet wird und womöglich seinen Dienst verweigert.

    Black Joe, dem der Appetit vergangen war, pickte bloß ein bißchen an mexikanisch gewürzten Fischen herum.
    Honiggelbes Licht beleuchtete den Tisch mit allem, was darauf lag, und unsere Gesichter, die mit einer Ausnahme vor Freude strahlten. Wir hatten einige Kerzen angesteckt, damit es richtig feierlich aussah, und an den Wänden der Höhle tanzten unsere Schatten, während wir uns die Bäuche füllten. Leider fehlte frisches Brot. Das hatte Black Joe nicht geklaut, weil der Bäcker seinen Laden immer gut abschließt und außerdem zwei Wolfshunde hält, die so leicht keinen heranlassen. Er sagte, er bedaure es, daß er uns nicht so bewirten könne, wie es sich gehöre, aber Onkelchen meinte, in der allergrößten Not schmecke Wurst auch ohne Brot.
    Obwohl wir uns mit dem Vorsatz an den Tisch gehockt hatten, nicht eher aufzustehen, als bis alles geleert wäre, hatten sich unsere Bäuche doch rascher gefüllt als gedacht. Black Joe besaß Tabak und eine Pfeife, und er schlug vor, sie als Friedenspfeife zu rauchen, damit niemals mehr Streit zwischen ihm und seinen roten Brüdern ausbreche. Damit waren wir einverstanden, worauf er sie stopfte und an der Kerzenflamme entzündete, damit jeder ein paarmal daran paffen konnte. Mich kratzte der Qualm so sehr im Hals, daß ich den Husten bekam.
    „Was werdet ihr nachher mit mir tun?“ fragte er nach einigen Minuten Stillschweigen.
    „Das weißt du genau!“ entgegnete Onkel Edi.
    „Woher sollte ich?“ widersprach der Bandit.
    „Raub, Diebstahl, Brandstiftung und Kidnapping: ein strammes Sündenregister!“ sagte meine Patin. „Daß du dafür hinter Schloß und Riegel wanderst, ist doch klar.“
    „Du kannst dir jedoch mildernde Umstände verdienen!“ schlug Onkel Edi vor.
    „Wie?“
    „Indem du dich einsichtig verhältst und unseren Anweisungen ohne Widerrede folgst…“
    „...und indem du uns gegenüber ein umfassendes Geständnis ablegst“, fügte Tante Berta hinzu. „Vielleicht lassen wir dann sogar die Anklage wegen Kidnappings fallen, junger Mann.“
    „Einige Jährchen blieben dir dadurch erspart.“
    „Und vielleicht solltest du dir auch Mühe geben zu begreifen, daß du kein großer Wildwestheld sein kannst, wenn es schon einem Lausbuben gelingt, dich aufs Kreuz zu legen!“ sagte Onkelchen und klopfte mir anerkennend auf die Schultern.
    Black Joe ließ sich Zeit, hockte zusammengekauert auf seinem Sessel, das Kinn auf die
    Tischplatte gelehnt, starrte in das Licht einer Kerze und schien nachzudenken, schien schließlich zu begreifen, daß er gezwungen war aufzugeben und sich unseren Vorschlägen zu beugen.
    „Und wenn ich euch einen Schatz für meine Freiheit biete?“
    „Wir sind Detektive und keine Abenteurer.“ Onkel Edilein schüttelte den Kopf.
    „Einen wertvollen Schatz?“ wiederholte der Räuber.
    „Wo steckt er?“ fragte Tante Berta schnell.

    „In einem Loch am Ende der Höhle!“ knurrte Black Joe und deutete bergeinwärts .
    Natürlich begingen wir den Fehler, aufzuspringen, die Kerzen vom Tisch zu brechen, eine Schaufel zu suchen und in die
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