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Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Titel: Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad
Autoren: Heinrich Kraus
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verfroren, vor allem die beiden Erwachsenen. Je älter man wird, desto kühleres Blut kriegt man nämlich, und man zieht sich von der Kälte schlimme Krankheiten zu, zum Beispiel Rheuma und Hämorrhoiden. Viel buntes dürres Laub raschelte unter unseren Schritten, wodurch manchmal ein Eichhörnchen erschreckt wurde, das gerade damit beschäftigt gewesen war, Bucheckern zu sammeln, und rasch auf der Rückseite eines Baumstammes hinaufkletterte.
    Wir überquerten den Hasenhügel und folgten einem Weg, der parallel zum Krottenbach ein enges Tal durchschlängelte, in dem alte, mächtige Bäume standen, Eichen, Birken, Buchen und Kiefern, und schwere Felsblöcke seit Urzeiten herumlagen, wie uns Lehrer Knoblauch während des Unterrichts erklärt hatte. Wir wollten so rasch wie möglich das Dorf erreichen. Doch plötzlich schnaubte der Gaul, und wir guckten um uns herum, was wohl der Grund dafür war.
    „Nichts!“ brummte Onkelchen nach einer Weile.
    Wir setzten den Weg fort, hörten Geplätscher des Wassers, das zwischen moosigem Geröll dahinfloß, das Rascheln unserer Schritte und die aufgeregten Schreie einer Elster.
    „Ich könnte mich ohrfeigen!“ jammerte meine Patin.
    „Ich mich auch!“ bestätigte Onkel Eduard.
    „Haben wir diesen Halunken gefesselt und lassen ihn aus purem Leichtsinn durch die Lappen gehn !“
    „Weiß der Teufel, wann wir noch einmal die Chance haben...“
    „Da!“ unterbrach ich Onkelchen mitten im Satz und hielt den Gaul an.
    Links des Weges, hinter einem Felsblock, stand Black Joe, stand lächelnd und unbewaffnet inmitten Farnkrauts und Brombeergeranks und blickte schuldbewußt zu Boden. „Was ist?“ fragte Tante Berta.
    „Ich hab’ mir’s doch anders überlegt.“
    „Wie?“
    „Ich gebe auf.“
    „Weshalb so plötzlich?“
    „Das ist meine Sache.“
    „Paßt auf!“ warnte ich. „Vielleicht will er nur seinen neuesten Trick anwenden!“
    Es handelte sich aber nicht um eine List, denn Black Joe erklärte sich bereit, wenn auch ungefesselt, vor uns her zum Dorf zu wandern. Bereits nach einigen hundert Metern bemerkten wir, warum er seine Wildwest-Karriere für beendet betrachtete: Am Waldrand wimmelte es von Polizisten, die gleich zusammenrannten, als sie uns entdeckten.
    „Halt!“ brüllte ein dünner, aber enorm langer Hauptmann und fuchtelte mit der Pistole.

    „Wir stehen ja längst!“ entgegnete Onkel Edi.
    „Hände hoch!“ schrie ein anderer.
    „Nee“, sagte Tante Berta. „Kommt gar nicht in Frage!“
    „Wie soll ich das verstehen?“
    „Wie’s gemeint war.“
    Auch ein paar andere Polizisten hatten ihre Schießeisen erhoben, was insofern gefährlich war, als vielleicht einer nervöse Zuckungen kriegen und einen Schuß auslösen konnte. Und da wir nicht nach bestandenen Abenteuern eine Bleifüllung in der Birne haben wollten, erklärte meine Patin den Polizisten die Sachlage: Wir hätten ihre Arbeit getan und den Isidor Kalbmaier festgenommen, der sich Black Joe nenne, und es sei nicht korrekt, uns dafür zu bedrohen und wie gemeine Verbrecher zu schnappen.
    Nun stellte sich heraus, daß man uns für Komplizen des Banditen gehalten hatte, nachdem die Jäger und der Lehrer Schnall verprügelt und die beiden Verliebten verfolgt worden waren. Das war verständlich. Tante Berta mußte jedenfalls laut und lange reden, bis die Hüter der Ordnung begriffen, daß es Späne gibt, wo gehobelt wird, und jedem ein Fehler unterläuft, auch dem berühmten Detektiv Eduard Brummer, wenn er den Schnall für einen verkleideten Black Joe hält. Der richtige Black Joe lachte über diese Verwechslung und sagte, daß einer, der soviel Prügel ausgeteilt habe, auch ruhig mal welche einstecken solle, schon wegen der Gerechtigkeit.

    Der Polizeihauptmann verhaftete dann nur den Banditen, dem er Handschellen anlegte. Er nickte, als Tante ihn bat, den Mann nicht grob zu behandeln, weil er krank sei und meist in einer Traumweit lebe; das täten viele Leute, sagte sie, nur daß sie vielleicht keine Scheune ansteckten und Pferde klauten, sondern sonst etwas Verrücktes unternähmen, was der Gesellschaft nicht schadete, sondern ihr bisweilen sogar nützte, wie zum Beispiel ihre Detektivarbeit.
    Dann zeigten wir den Polizisten unsere erbeuteten Schätze. Sie kamen erstaunt näher und betrachteten das Gefunkel mit „Ah!“ und „Oh!“. Als einer meinte, die Wertgegenstände stammten sicher aus den vielen ungeklärten Einbrüchen, die während der letzten Jahre in Wochenendhäusern
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