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Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Titel: Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad
Autoren: Heinrich Kraus
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getan?“
    „Ich hab’ ihn in die Flucht geschlagen.“
    „Nicht besiegt?“

    Der Bandit trat hüstelnd zum Tisch. „Er ist abgehauen, und es war mir zu riskant, ihn über größere Strecken zu verfolgen.“

    „Wieso?“
    „In der Zwischenzeit hätte leicht einer hier eindringen können, um dich...“
    Mitten im Satz stockte seine Rede. Nachdem ihn Tantchens Knüppel auf den Schädel getroffen hatte, streckte er die Arme aus, drehte sich einige Male im Kreis und stürzte zu Boden. Dabei warf er einen Stuhl um und sorgte für lautes Gepolter, das mich unter der Pritsche erschreckte. Ich kroch dann rasch hervor, als Tantchen kichernd ein Streichholz anriß und die Kerze anzündete.
    Nun war die umgekehrte Lage entstanden: Der Räuber wurde von seinem Opfer mit den gleichen Lederriemen an denselben Sessel gefesselt, an dem er es vorher angebunden hatte. Davon merkte er allerdings nicht viel nach dem Schlag, der ihn so unverhofft niedergestreckt hatte. Es war ein schweres Stück Arbeit, den ausgewachsenen Mann in den hölzernen Sessel zu hieven. Auch mußten wir uns beeilen, ihm die Riemen an Armen und Beinen zu befestigen, denn er begann mit dem Kopf zu wackeln und wieder zu brummen.
    „Glaubst du, daß es halten wird?“ fragte Tantchen.
    „Ich würde seinen Körper zusätzlich an die Rückenlehne binden“, schlug ich vor.
    Lederriemen hatten wir nicht mehr, doch es gab noch ein Seil, das wir dazu verwendeten. Jetzt hatte Black Joe keine Chance mehr, sich selbst zu lösen, und da er Einzelgänger war und nicht mit der Hilfe anderer Ganoven rechnen konnte, war er so gut wie gefangen. Wir waren sehr zufrieden, und Tante Bertalein riß mich an sich und umarmte mich so heftig, daß ich nach Luft ringen mußte. Da hörten wir plötzlich Schritte im Eingang der Höhle: Es war Onkel Edi, der den Kampf recht gut überstanden hatte, da er seinem Gegner immer geschickt ausgewichen war.
    „Edi!“ rief Tantchen .
    „ Bertalein !“ schrie Onkelchen .
    Dann lagen sie einander in den Armen, und meine Patin weinte vor Rührung über das Wiedersehen. Daran erkannte ich, daß sie einander lieben, auch wenn sie manchmal ein bißchen kratzbürstig tun, weil die Liebe kein dauerndes Honiglecken ist, sondern ein Teil des Lebens. Von ihren freudigen Äußerungen erwachte allmählich Black Joe, der uns verwundert anglotzte und nichts begriff.
    „Träume — ich — ? “ lallte er.
    „Ganz im Gegenteil!“ rief Tante Berta. „Deine Träume von Wildwest und Bumbum sind endlich zu Ende!“
    Alserdas hörte, stöhnte er tief, ließ den Kopf baumeln und wurde von neuem ohnmächtig.
    Ich rannte hinaus. Damit wollte ich nicht nur meinen treuen Helfern und Begleitern Gelegenheit geben, einander noch herzlicher zu begrüßen und dabei ein bißchen zu schmusen, was sie in meinem Beisein wohl vermieden hätten. Ich wollte mich auch unbedingt um meinen Strups kümmern.
    „Wir haben ihn!“ rief ich stolz und streichelte sein wirbeliges schwarzweißes Fell.
    Er knurrte leise, und es hörte sich an, als ob er sagen wollte, ich sei ein toller Hecht.
    „Nun werden wir zurückkehren: ich in meinen Wigwam und du in dein gemütliches Ställchen, wo wir uns von allen Strapazen ausruhen können.“

Kapitel 18
    Zu einem Sieg gehört auch die entsprechende Feier, besonders weil wir uns längst im stillen damit abgefunden hatten, erfolglos und geschlagen ins Dorf zurückzukehren und uns die Witze anzuhören, die man dort über uns reißen würde. Nichts erfreut den Feigling nämlich mehr, als wenn der Mutige eins auf die Nase kriegt; daraus folgert er dann, daß es sich nicht lohnt, Mut zu haben, sondern daß man am besten vor jedem kuscht, der stärker erscheint. Und so drückt er sich weiterhin davor, für die Allgemeinheit etwas zu tun, beispielsweise einen spinnerten Wildwestbanditen zu fangen, der geraubt, gebrandschatzt und die Leute terrorisiert hat.
    „Gut geschlafen?“ rief Onkelchen, als Black Joe endgültig die Augen öffnete und uns verwundert unter buschigen Brauen hervor anstarrte. „Gestattest du, verehrter Feind, daß ich dich zur Feier einlade?“
    „Zu welcher Feier?“
    „Zu unserer Siegesfeier!“ sagte Tante Berta stolz.
    „So ist es euch doch gelungen — !“
    „Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht“, sagte Tantchen kichernd.
    „Alles hat ein Ende — nur die Wurst hat zwei!“ fügte Onkel Edi ebenso fröhlich hinzu und biß in eine solche hinein. Jetzt hatten wir endlich Gelegenheit, unseren Hunger
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