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Sieh mich an, Al Sony

Sieh mich an, Al Sony

Titel: Sieh mich an, Al Sony
Autoren: Denise Danks
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persönlichen Kao willen zu besiegen, wie er es getan hatte, in einer persönlichen Sache, aus Eitelkeit und Männerstolz. Dabei war nichts Gutes herausgekommen. Er hatte bezahlt, mit Schmerzen und mit seiner Niederlage, aber daß seine Firma es tat, durfte er nicht zulassen. Er war allein unter den Gaijin gewesen, ohne einen vertrauten Kollegen, der ihn hätte zügeln können, und er war schwach geworden. Jetzt hatte er die Chance, seine Fehler auszuwetzen, das Kao seiner Arbeitgeber und seines On -Mannes zu retten, seinen Feind zu beschämen. Pal würde das verstehen und den zähneknirschenden Stoizismus des besiegten Japaners mit Genuß beobachten.
    »Kein Virus also?« sagte ich zu Robert, und Pals Unterkiefer klappte herunter. Ich lächelte zuckersüß und korrigierte mich.
    »Sorry — kein Beweis .«
    »Sitze ich in der Klemme?« wollte Pal wissen. Sein Gesicht zeigte jetzt einen Hauch von Beunruhigung. Er sah aus wie ein Ladendieb, der für die Waren, die er bei sich hatte, eine Quittung besaß und nun nach einer Quittung für Waren gefragt wurde, die er gar nicht bei sich hatte.
    »Wann reisen Sie ab?« fragte Robert.
    »Morgen früh.«
    »Nach...?«
    »Amsterdam. Von Heathrow.«
    »Danke für Ihre Kooperation, Sir. Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich das Zimmer durchsuche?«
    »Haben Sie einen Durchsuchungsbeschluß?«
    »Ich würde sagen, es sei Gefahr im Verzüge gewesen. Sie nicht auch, Sir?«
    Robert klopfte eine Weile das Zimmer ab, zog Schubladen heraus und riß Bettdecken herunter. Als er fertig war, schwitzte er. Es war nichts da.
    »War’s das?« fragte Pal.
    Robert ging zur Tür und wandte sich nach Debbie um, als er sie öffnete.
    »Möchten Sie mitkommen?«
    Debbie schoß in die Höhe und schlängelte sich aus dem viereckigen Bereich von Sofa und Sesseln hinaus in die beruhigende Nähe des dicken, soliden britischen Polizisten. Shinichro verbeugte sich aus der Hüfte, steif und höflich, ging hinaus und wartete vor der Tür auf mich. Ich blieb zurück.
    »Ich bleibe noch eine Weile«, sagte ich, und Pal grinste dem verdrossenen Trio vor der Tür freundlich zu.
     
    »Das ist großartig«, sagte er und schenkte mir noch ein Glas ein, während ich unter die Dusche ging. Diesmal schaute er mir nicht zu, sondern lehnte sich auf dem Bett zurück und ließ mich allein, damit ich mir die Blutkrusten von der Haut waschen und die Fingernägel sauberbürsten konnte. Ich kam nackt heraus und rubbelte mir das Haar. Dann trank ich einen Schluck und deutete auf den Berg Kleider, die ich aus dem Bad gebracht hatte.
    »Die müssen gewaschen und gebügelt werden.«
    »Sofort?«
    »Bitte.«
    Er telefonierte, bekam eine Ablehnung, machte ein Angebot, und das Zimmermädchen war fünf Minuten später da. Als sie wieder gegangen war, setzte ich mich ins Handtuch gewickelt auf das Fußende des Bettes.
    »Du bist ein raffinierter Hund.«
    »Du wolltest nicht, daß ich gewinne?«
    »Ich hatte sie nicht genommen, weißt du. Debbie hatte sie die ganze Zeit. Sie hat sie Charlie abgenommen.«
    »Hat sie mir erzählt.«
    »Du hast ihr doch nicht weh getan?«
    »Kümmert es dich?«
    »Du hast mir weg getan. Meinem Baby.«
    »Tut mir leid, aber du bist keine Mama. Es war okay, so klein, hat deinen Körper... weiblicher gemacht. Aber groß, und hier draußen — nein. Nicht du.«
    »Was hast du getan?« fragte ich. Ich sprach mit beherrschter Stimme, lächelte sogar, als stimme ich ihm zu.
    »Ich habe mit ihr gesprochen.«
    »Du hast etwas getan, um ihr angst zu machen. Ich muß das wissen.«
    »Glaubst du, ich habe sie vergewaltigt?«
    »Ich muß es wissen.«
    »Ich habe ihr den Slip mit meinem Messer ausgezogen, das ist alles. Sie hat sich ausgezogen. Ich habe das Ding aufgeschnitten — sie trug keinen BH — , ich hab’s aufgeschnitten, dort unten... und dann hier... und hier. Da wußte sie nicht mehr, was sie sagen sollte, und hat sich wieder angezogen. Das war alles.«
    »Du bist widerlich«, sagte ich und schob seine gleitenden Finger von mir weg.
    »Immer noch eifersüchtig?«
    Er küßte mich auf die Wange, biß mich in die Lippe. Ich wich zurück, nahm mein Glas und trank es aus.
    »Du hättest ihn nicht schneiden müssen, nicht so«, sagte ich und ließ mich zurücksinken. Pal tat es mir nach und stützte den Kopf auf die Arme.
    »Es war ein altmodisches Duell, nur daß ich ihn nicht umzubringen brauchte. Er versteht das besser als du.«
    »Hast du jemanden umgebracht, seit du hier bist? Du mußt es mir
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