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Sieh mich an, Al Sony

Sieh mich an, Al Sony

Titel: Sieh mich an, Al Sony
Autoren: Denise Danks
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Wußten Sie das nicht?« Ich schwang die hintere Tür des Vans auf. »Sie werden bloß ein bißchen langsamer und klappen ein Auge zu.«
     

 Der Nachtportier war durch unser Aussehen beunruhigt, und selbst Roberts Dienstausweis konnte ihn kaum beschwichtigen.
    Ein Temperamentsausbruch des dicken Mannes tat es dann jedoch. Zwei weißgewandete Araber, die aus dem Lift kamen, blieben für einen Augenblick stehen und schauten zu dem Aufruhr vor der Rezeption herüber, bevor sie eilig durch die Drehtür hinaus in die Nacht und zu den Vergnügungshallen von Mayfair verschwanden. Das war das Ausmaß der Aktivitäten; als wir kamen und als Robert dem Nachtportier erklärt hatte, wen er besuchen wollte, fing dieser an, auf die Tasten seines Telefons zu tippen. Robert packte den Hörer mit der einen Hand und drückte mit der anderen auf die Gabel. Er behandelte den Mann höflich, aber entschlossen.
    »Dies ist kein Höflichkeitsbesuch, Sir. Das verstehen Sie doch?«
    »Ich muß den Geschäftsführer anrufen«, sagte der Portier.
    Robert reichte ihm den Hörer zurück und wartete, während der kleine Mann seinem Chef die Lage schilderte; dann legte er auf und nannte uns die Zimmernummer. Robert streckte die Hand aus.
    »Den Schlüssel... für alle Fälle?«
    »Der Geschäftsführer kommt«, beharrte der Portier.
    »Aber nicht mit uns, Sir«, erwiderte Robert.
     
    Ich hatte recht; er war da, gemütlich in seinem Zimmer. Es war ein größeres Zimmer als vorher, eine Suite mit mindestens fünf Lampen, die ein weiches, gedämpftes Licht verbreiteten.
    Er hatte es geschafft. Warum nicht den Erfolg genießen? Er öffnete die Tür und lächelte, ein gastliches Willkommenslächeln, und dann trat er zurück, wie Robert es verlangte. Jetzt erst sahen wir Debbie; sie saß steif in einem breiten, bequemen Sessel. Die rosa Vorhänge waren zugezogen, das große Doppelbett war gemacht; aber in der luxuriösen Tagesdecke war eine Beule, wo ein Körper gelegen hatte, ein Körper mit den Kopfkissen im Nacken. Vielleicht waren es auch zwei gewesen, der eine auf dem anderen. Ich schaute weg, um die schleichende Eifersucht zu vertreiben und sie in Mitgefühl für Debbie zu verwandeln. Es war verdammt schwer.
    »Debbie und ich haben zusammen was getrunken«, sagte Pal.
    Ich schaute zu ihr hinüber. Der verzweifelte Ausdruck in ihrem Gesicht verriet mir, daß sie ausnahmsweise wirklich erfreut war, mich zu sehen. Ich fragte sie, ob alles in Ordnung sei, und die Tränen stiegen ihr in die Augen. Natürlich gab es kein plumpes Benässen der Wangen oder so etwas, aber das Mädchen sah aus, als würde das alles mit doppelter Wucht losbrechen, wenn sie erst sicher wäre, daß diese Prüfung vorüber sei.
    »Alles okay«, sagte sie.
    Pal grinste. »Hey. Warum auch nicht? Mit Ihnen auch alles okay, Japan?«
    Shinichro rührte keinen Muskel.
    Robert fing an mit seinem »Wir haben Grund zu der Annahme...«, und Pal nickte.
    »Was zu trinken?«
    Alle außer mir verneinten. Ich nahm einen Gin-Tonic. Debbie hatte ein Glas vor sich stehen, aber es sah unberührt aus; das Eis war rings um einen gelben Halbmond aus Zitrone, der darin schwamm, zu kläglichen Klümpchen zerschmolzen. Ein Gin würde den Schmerz nicht wegnehmen, der mich innen zerquetschte, die Verletzung, die ich fühlte, wenn ich Pal nur sah, weil er so gut war und nichts taugte. Er hatte eine Seele gehabt, aber er hatte sie verkauft, und zwar nicht einmal, sondern im klassischen Salami-Stil, wieder und wieder, und immer hatte er nur eine dünne, saubere Scheibe heruntergeschnitten, so daß niemand etwas gemerkt hatte.
    »Debbie glaubt, daß ich etwas gestohlen habe, das ihr gehört: Drams. Sie glauben, ich habe Eproms gestohlen, gefährliche sogar. Aber wo ist der Beweis? Debbie hat ein Stück Papier. Zeig dem Polizisten dein Papier, Debbie.«
    Debbie langte in die schicke, schwarze, halbrunde Korbtasche, die auf dem Boden stand, und ihre Hand zitterte ein bißchen, als sie ein Bündel Unterlagen herausholte, die an einer Ecke zusammengeheftet waren. Robert ging hin und nahm ihr die Papiere ab; er blätterte darin, als er in die Mitte des Zimmers zurückkehrte.
    »Wo sind sie?« fragte er.
    »Ich weiß nicht, wo die sind«, antwortete Pal und ging zu dem Ständer, auf dem sein Koffer lag; ein schmaler, dunkler Aktenkoffer lag oben drauf. Er hob den Aktenkoffer hoch. »Ich habe nur diese.«
    Er grinste, aber niemand grinste zurück, bis ich anfing zu lachen und mich auf die Kante des großen
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