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Sieh mich an, Al Sony

Sieh mich an, Al Sony

Titel: Sieh mich an, Al Sony
Autoren: Denise Danks
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letzten paar miesen Wochen meines Lebens überwacht worden waren.. Ich drückte eine Taste an einem Tonbandgerät, und Pals erregte Stimme wisperte aus dem Lautsprecher. Shinichros Finger tastete herüber und schaltete das Ding ab. Für den Rest der Fahrt war es sehr still hinten im Wagen.
    Robert Falk rief in Heathrow an, aber Pal war nicht aufgetaucht. Es war jetzt nach Mitternacht. Wir standen neben dem dunkelgrauen Van in der Brewer Street; Shinichro mit seinem Verband sah aus wie ein Zombie, aber er hatte sich das blutige Hemd zugeknöpft und das Jackett gegen die frühmorgendliche Kälte geschlossen. Robert klappte das Funktelefon zu, lehnte sich an den Van und schob mit seinem Wurstfinger die Brille auf der Nase hoch.
    »Hat keinen Sinn, hinzufahren und zu warten«, sagte er. »Man wird ihn festhalten.«
    »Aber ich habe die richtigen Eproms, nicht wahr? Shiny? Ich hab’s richtig verstanden. Du hast ihm saubere Ware gegeben. Hat er den Testchip mit dem Virus bekommen oder nicht?«
    Shinichro hielt ein kleines Plastiksteckerchen in der Hand.
    »Der Testchip mit Virus. Den habe ich.«
    Vorhin im Krankenhaus hatte ich das Schlimmste vermutet, und das Schlimmste war eingetroffen.
    »Gibt’s da ein Problem?« fragte Robert. Shinichro zeigte ihm das kleine Plastikding.
    »Ich habe das Virus hier auf dem Testchip. Den Testchip von der sauberen Ware, die ich ihm heute abend gebrach t habe, den hat er. Ich habe mich vertan.«
    Die Chips, die Pal hatte haben wollen, waren in meiner Tasche gewesen, als wir zusammen am Tisch gesessen hatten. Das hatte ich bereits vermutet, aber ich hatte nicht gewußt, was drauf war. Zunächst hatte ich wie Debbie den Verdacht gehabt, daß Shinichro mit Drams für eine Million Dollar davonspaziert war. Als ich bei Technology Week sein Päckchen bekommen hatte, hatte ich gewußt, daß er etwas plante. Es war ein guter Plan gewesen, aber er war schiefgegangen.
    »Du wolltest ihm einen Testchip geben, der nicht zu der Ware gehörte, die du ihm geliefert hast«, sagte ich.
    »Natürlich. Dieser Viruschip gehört zu der Lieferung, die ich dir geschickt habe. Seine Eproms sind alle sauber. Ich wollte, daß er den Testchip mit dem Virus bekommt, damit er glaubt, die Chips hätten alle das Virus. Zur Kontrolle hätte er diesen Chip benutzt; er hätte nicht seine Zeit damit verschwendet, einen anderen Chip herauszunehmen.«
    »Du hast gedacht, du kannst ihn zum Narren machen, was, Shiny?«
    Shinichro blinzelte einmal mit dem gesunden Auge und starrte mich an. Dann wandte er den Kopf und sprach mit Robert.
    »Er wird schnell und mühelos herausfinden, daß er nicht die richtigen Chips hat. Das war nicht geplant.«
    »Glaubst du, er hat ihn schon getestet?« fragte ich Shinichro. Er nickte. Robert schaute müde erst Shinichro, dann mich an.
    »Wollen Sie damit sagen, daß dieser Kerl nichts hat, womit ich ihn festnageln kann? Daß ich nichts gegen ihn in der Hand habe? Nicht mal einen gottverdammten Testchip, für den ich ihn verantwortlich machen kann?« fragte er.
    Shinichro hatte Pal Kuthy das Spiel verderben, hatte ihm das halb permanente Grinsen austreiben wollen. Die Testchips vertauschen, sie in Gehäuse setzen, die Aufmerksamkeit auf die Tatsache lenken, daß er bereits eine gewisse Qualitätskontrolle vorgenommen habe, und dafür sorgen, daß Pal den falschen Chip bekäme, wenn er danach fragte. Shinichro hatte darauf gesetzt, daß Pal unter Druck keine Zeit damit vergeuden würde, einen weiteren Chip aus der Wafer zu lösen. Er würde den Chip testen, den Shinichro ihm gegeben hatte, und annehmen, daß er seine Eproms habe, allesamt infiziert mit dem Virus, das zu liefern er beauftragt war. Aber er würde gar nichts haben, und eben das würde er auch liefern: Nichts. Großes Kao für Shinichro. Und im Falle eines Happy-End hätten wir die Eproms mit dem Virus, und wir würden sie Robert Falk geben, der damit tun könnte, was er wollte, und zur Entschädigung hätte ich die Mutter aller Stories und den Vater dazu. Shinichro sah aus, als wolle er vor Scham sterben.
    »Er ist im Intercontinental«, sagte ich.
    »Wie kommen Sie darauf?« fragte Robert.
    »Ich wette, es stimmt. Wovor müßte er den weglaufen? Vor uns? Den drei kleinen Schweinchen? Wozu? Er wird sich erst mal gründlich ausruhen; ich sag’s Ihnen.«
    »Möglich. Was heute klappt, klappt morgen auch. Da könnte er auch eine Nacht drüber schlafen.«
    »Nicht schlafen. Ausruhen. Er wird nicht viel schlafen. Haie schlafen nie.
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