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Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Titel: Sieh dich um: Thriller (German Edition)
Autoren: Jon Osborne
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Mördern zu tun. Ich halte es für keine gute Idee, es einfach so zu glauben.«
    Dana kaute auf ihrer Unterlippe und versuchte, nachzudenken. Es war nicht einfach. Ihr Gehirn fühlte sich an wie Brei. Krugmans Befehl war klar und deutlich gewesen: Sie sollten das gesamte Gambino-Syndikat zu Fall bringen. Der Mann am anderen Ende der Leitung mochte vielleicht mit Joseph Tucci in enger Verbindung stehen, aber sie war nicht bereit, alles auf diese eine Karte zu setzen. »Warten wir ab und sehen uns an, mit wem sich Garabaldi trifft«, entschied sie. »Wenn es jemand weit oben in der Befehlskette ist, sacken wir beide an Ort und Stelle ein, aber nur dann. Sonst kriegt uns Krugman wegen Befehlsmissachtung am Arsch. Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht.«
    Brown nickte. Er schaltete den Blinker ein und wendete den Wagen.
    Dana zog die Augenbrauen hoch. »Wohin fahren wir?«
    Brown verstärkte den Griff um das Lenkrad und trat das Gaspedal durch. »Zurück zu Garabaldis Haus«, antwortete er und gähnte gedehnt, als der Motor des Ford Focus unter der Haube protestierend aufheulte und das verbeulte Fahrzeug gemächlich schneller wurde. »Ob es uns gefällt oder nicht, es sieht so aus, als würden wir heute keinen Schlaf mehr kriegen.«
    Dana streckte den schmerzenden Nacken. »Kommst du damit klar?«, fragte sie.
    Brown nickte. »Ja. Außerdem haben wir noch genug Zeit zum Schlafen, wenn wir tot sind, oder?«
    Dana erwiderte nichts. Sie hatte nicht einmal mehr die Energie für Galgenhumor.
    47
    Zwanzig Minuten später hefteten sich Dana und Brown an Garabaldis Fersen, als der Mafioso seinen Lincoln Town Car rückwärts aus der langen Auffahrt lenkte.
    Brown blies langsam die Luft aus und ließ zwei Fahrzeuge als Puffer passieren, bevor er Garabaldi die verkehrsreiche Straße entlang folgte. »Es war knapp, aber wir haben es geschafft«, meinte er mit einem Seitenblick zu Dana. »Wie sieht’s aus – bist du bereit?«
    Dana lachte freudlos. »Ja. Kann’s kaum erwarten.«
    Für den Rest des Tages folgten sie Mario Garabaldi mit schweren Augenlidern durch die Stadt. Die Observation erwies sich nur gelegentlich als einigermaßen interessant – eine Hunderennbahn in Newark, Mittagessen in einem italienischen Restaurant in Manhattan und zum Nachtisch ein asiatischer Massagesalon in der schäbigsten Gegend von Yonkers –, und Dana dachte unwillkürlich an all die verpassten Chancen im Verlauf der Ermittlungen gegen den Schachbrett-Mörder. Sosehr sie sich bemühte, es gelang ihr immer noch nicht, ein Motiv hinter all den Morden zu erkennen. Hoffentlich hatten die Agenten, die ihre und Browns Nachfolge angetreten hatten, mehr Glück als sie. Wie Dana schon einmal durch den Kopf gegangen war – für sie spielte keine Rolle, wer den oder die Killer schnappte, solange nur die Morde aufhörten. Und zwar sofort.
    Von ihrer Position gegenüber dem asiatischen Massagesalon – im Schutz eines großen Lieferwagens, auf dessen Seite die rotbäckigen Gesichter fröhlicher Kinder beim Essen von Sandwiches an einem runden Picknicktisch abgebildet waren – beobachteten Dana und Brown, wie Mario Garabaldi eine halbe Stunde später aus dem Gebäude kam. Er sah rundum erfrischt aus und rauchte eine filterlose Zigarette, als er die Verriegelung seines Town Car mit der Funkfernsteuerung öffnete und seinen kräftigen Leib hinter das Lenkrad schob.
    »Sieht aus, als hätte er gerade …«, fing Brown an und verstummte jäh, als Garabaldi unvermittelt das Gaspedal durchtrat und sich blitzartig in den Verkehr einfädelte. Dabei verursachte er beinah eine Massenkarambolage auf der Kreuzung Westminster Drive und East 119th Street. »Was soll denn das?«, fluchte Brown, startete den Focus und jagte Garabaldi mit Vollgas hinterher.
    Dana beobachtete durch die Heckscheibe des Town Car, wie Garabaldi ein Mobiltelefon ans Ohr presste. »Er kriegt gerade seine Befehle«, sagte sie und spürte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte. »Es ist so weit.«
    Brown presste die Lippen aufeinander und knirschte mit den Zähnen, als er gezwungen war, die Geschwindigkeit zu drosseln, um sich durch das Gewirr der hinter Garabaldi herhupenden Fahrzeuge zu schlängeln. »Ich hoffe nur, dass wir rechtzeitig zur Stelle sind«, sagte er.
    »Ich auch, Jeremy«, antwortete Dana. »Ich auch.« Adrenalin strömte heiß in ihren Kreislauf und brachte ihre Haut zum Kribbeln. »Ich habe nämlich das merkwürdige Gefühl, dass unser beider Karrieren endgültig
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