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Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Titel: Sieh dich um: Thriller (German Edition)
Autoren: Jon Osborne
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Geschichte sind, wenn wir es diesmal wieder vermasseln.«
    48
    Edward O’Hara drückte seinen üppigen Bauch flach auf das warme Teerdach einer Discountdrogerie in Yonkers und spähte durch ein Fernglas zu den beiden Männern hinab, die in der schmalen Nebengasse standen. Wieder einmal musste er mit Michalovic zusammenarbeiten, um die nächste Serie von Spielzügen durchzuführen. Danach jedoch würde alles möglich sein.
    Die Aufgabe, das nicht zurückverfolgbare Handy am Vortag in Mario Garabaldis Nachttisch zu verstecken, war ihm zugefallen, allerdings hatte O’Hara eine winzige, aber ausgesprochen wichtige Änderung vorgenommen, die seinen Sieg bei diesem Spiel sicherstellen würde. Eine Änderung, die dafür sorgen würde, dass er seine Rache bekäme.
    Einer der Männer unten in der Gasse trug ein rotes Kopftuch um den kahlen Schädel, der andere ein blaues. O’Hara grinste zufrieden, während die heiße Sonne über ihm den Teer des Daches förmlich zum Kochen brachte und sein weißes T-Shirt und seine Designerjeans befleckte. Wie geplant waren sowohl seine als auch Michalovics Spielfigur an Ort und Stelle.
    Wie das Schicksal es wollte – oder besser gesagt, wie Michalovic und O’Hara es wollten – war O’Haras Spielfigur ein Bursche namens Donte James, Mitglied der Bloods , einer berüchtigten Straßenbande, und das schon seit frühester Kindheit. Michalovics Spielfigur hingegen, Lawrence Bowman, hatte schon vor vielen Jahren den Crips seine lebenslange Loyalität geschworen. Wie vorherzusehen – zumal die beiden rivalisierenden Banden seit mittlerweile Jahrzehnten einen blutigen Krieg gegeneinander fochten –, artete die Szene unten in der Gasse rasch in Gewalt aus.
    »Was zur Hölle hast du hier zu suchen?«, grollte Donte James und trat bedrohlich einen Schritt auf seinen Erzfeind zu, das Gesicht zu einer hasserfüllten Fratze verzerrt. »Legst du’s darauf an, kaltgemacht zu werden oder was? Wo ist Timson? Ich war mit ihm verabredet, nicht mit dir, du Pavianarsch.«
    O’Hara schwenkte das Fernglas zum Eingang der Gasse, fünfzehn Meter von der Stelle entfernt, wo der hitzige Disput stattfand. Gleichzeitig betätigte er die Wahlwiederholung seines Mobiltelefons. Zehn Sekunden später hatte Mario Garabaldi den Vibrationsalarm seines Zweithandys bemerkt, klappte es auf und hielt es sich ans Ohr. »Ja?«
    O’Hara räusperte sich leise. »Hören Sie mir jetzt genau zu, Mario«, sagte er, drehte das Handgelenk herum und sah auf die Uhr. »In den nächsten dreißig Sekunden wird Lawrence Bowman eine Waffe ziehen und Donte James erschießen. Sobald das passiert ist, müssen Sie Bowman ausschalten. Keine Fragen – dafür ist jetzt keine Zeit. Haben Sie verstanden?«
    »Welcher von beiden ist Bowman?«
    O’Hara knirschte mit den Zähnen. »Der Nigger mit dem blauen Kopftuch«, herrschte er Garabaldi an. »Erschießen Sie ihn, sobald er den anderen mit dem roten Kopftuch umgebracht hat.«
    »Verstanden«, brummte Garabaldi. »Und meine Bezahlung? Was springt für mich dabei heraus?«
    O’Haras Puls beschleunigte sich. Das war er – der Teil der Spiele, für den er lebte. Ein schlagender Zug. »Die Bezahlung halten Sie bereits in der Hand«, sagte er. »Versteckt in Ihrem Telefon. Nehmen Sie die Batterieabdeckung ab, dann sehen Sie, was ich meine.«
    O’Hara beobachtete, wie Garabaldi die Plastikabdeckung von seinem Mobiltelefon schob. Einen Moment später hielt der Gangster den Saint-Gaudens Double Eagle hoch, den O’Hara Michalovic zu Beginn dieser Partie dreist gestohlen hatte. »Was um alles in der Welt soll das sein?«, fragte Garabaldi gereizt. »Das sind bloß zwanzig Dollar! Glauben Sie ernsthaft, Sie kriegen mich so billig?«
    O’Hara schloss die Augen. »Diese Münze ist auf dem Schwarzmarkt fast acht Millionen Dollar wert, Sie bescheuerter Idiot! Und jetzt tun Sie gefälligst, was ich Ihnen gesagt habe. Das ist der Moment, auf den ich die ganze Zeit gewartet habe!«
    In diesem Moment hallte der ohrenbetäubende Knall eines Schusses aus der Gasse unter ihm. O’Hara schwenkte das Fernglas jäh herum. Lawrence Bowman stand über dem Leichnam von Donte James, eine rauchende Neun-Millimeter-Pistole in der Hand.
    Wie auf ein Stichwort ertönte vom Eingang der Gasse ein zweiter Schuss.
    O’Hara atmete tief durch und fasste sich. Jetzt konnte das Spiel richtig beginnen. In weniger als zwei Stunden würde Sergej Michalovic tot auf dem Boden seiner schicken Suite drüben im Fontainebleau
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