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Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Titel: Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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die Wange und sog den Geruch ihrer Haut ein und murmelte:
    »Ein einziger Augenblick mit dir ist mehr wert als die Ewigkeit.«
    Zofia schmiegte sich an ihn.
    Lukas nahm sie in die Arme, und sie liebten sich zärtlich im Schutz der Nacht …
    *
    Julius betrat die Klinik. Er steuerte auf die Aufzüge zu, ohne dass ihn jemand bemerkte – Kontrollengel konnten sich unsichtbar machen, wenn sie wollten … Er drückte auf den Knopf zum vierten Stock. Als er am Stationszimmer vorbeikam, bemerkte die Krankenschwester die Gestalt nicht, die sich durch den schwach erleuchteten Flur bewegte. Er hielt vor der Zimmertür, strich seine Glencheckhose glatt, klopfte leise an und trat auf Zehenspitzen ein.
    Er zog den Vorhang um Reines Bett zur Seite und nahm auf dem Stuhl daneben Platz. Er erkannte die Jacke, die in dem Wandschrank hing, und ihm wurde warm ums Herz. Er tätschelte liebevoll Reines Wange.
    »Du hast mir so gefehlt«, flüsterte Julius. »Zehn Jahre ohne dich, das ist eine lange Zeit.«
    Er drückte einen Kuss auf ihre Lippen, und auf dem kleinen grünen Bildschirm auf dem Nachttisch lief das Leben von Reine Sheridan in einer langen geraden Linie aus.
    Reines Schatten erhob sich, und beide machten sich Hand in Hand auf den Weg …
    *
    … Es war Mitternacht im Central Park, und Zofia schlief in Lukas’ Armen ein.
    Es wurde Abend, und es wurde Morgen …

Siebter Tag
    Ein leichter Wind wehte über den Central Park. Zofias Hand glitt über die Rückenlehne der Bank und sank herunter. Sie fröstelte in der Kälte des frühen Morgens. Noch im Halbschlaf schlug sie ihren Mantelkragen hoch und zog die Knie bis ans Kinn. Das blasse Morgenlicht drang durch ihre geschlossenen Lider, und sie drehte sich um. Nicht weit entfernt in einem Baum ertönte der Schrei eines Vogels. Sie streckte sich, und ihre Finger tasteten nach Lukas’ Bein. Ihre Hand bewegte sich über die Holzfläche, ohne etwas zu finden, und wurde sich ihrer Einsamkeit bewusst.
    Sie rief ihn, doch niemand antwortete. Da stand sie auf und blickte sich um. Die Wege waren verlassen, der Tau noch unberührt.
    »Lukas? Lukas? Lukas?«
    Bei jedem Ruf wurde ihre Stimme unruhiger, zerbrechlicher, verletzter. Sie drehte sich in alle Richtungen und rief seinen Namen so laut und verzweifelt, dass ihr fast schwindelig wurde. Die einzige Antwort war ein leichtes Blätterrauschen, das der Wind erzeugte.
    Hektisch trat sie zu der kleinen Brücke, Kälte und Angst ließen sie zittern. Sie lief an der weißen Steinmauer entlang und fand den Brief, der in einer Ritze steckte.
    Zofia,
    ich sehe dich schlafen – mein Gott, wie schön du bist! Du drehst dich um in dieser letzten Nacht, und du fröstelst. Ich ziehe dich an mich, ganz fest, ich lege meinen Mantel über dich. Ich würde gerne einen über alle Winter legen können. Deine Züge sind entspannt, ich liebkose deine Wange, und zum ersten Mal in meinem Leben bin ich traurig und glücklich zugleich.
    Dies ist das Ende unseres Augenblicks, der Anfang einer Erinnerung, die für mich die ganze Ewigkeit andauern wird. Als wir vereint waren, gab es in jedem von uns so viel Vollendetes und so viel Unvollendetes.
    Ich werde bei Tagesanbruch aufbrechen, mich Schritt für Schritt entfernen, um jede Sekunde mit dir auszukosten, bis zum letzten Moment. Ich werde hinter jenem Baum verschwinden, um mich dem Schlimmsten zu beugen. Indem ich mich opfere, ermöglichen wir den Sieg der Deinen, und sie werden dir vergeben, was auch immer du getan haben magst. Kehre heim, meine Liebste, zurück in dieses Haus, welches das Deine ist und so gut zu dir passt. Wie gerne hätte ich seine Mauern berührt, von deinen Fenstern aus den Morgen über dem Horizont aufsteigen sehen, den ich nicht kenne, von dem ich jedoch weiß, dass es der Deine ist. Dir ist das Unmögliche gelungen, du hast einen Teil von mir verändert. Ich wünschte mir, fortan von deinem Körper bedeckt zu sein und das Licht der Welt nie mehr anders als mit deinen Augen zu sehen.
    Dort, wo du nicht existierst, existiere auch ich nicht mehr. Unsere vereinten Hände bildeten eine mit zehn Fingern. Wenn sich die Deine auf mich legte, wurde sie zur meinen, und wenn deine Augen zufielen, schlief ich ein.
    Sei nicht traurig, niemand kann uns unsere Erinnerungen nehmen. Ich brauche fortan nur die Lider zu schließen, um dich zu sehen, nur aufhören zu atmen, um deinen Geruch wahrzunehmen, mich nur in den Wind zu stellen, um deinen Atem zu erahnen. Also hör mir zu: Wo immer ich sein
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