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Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Titel: Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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man mir nie verzeihen«, sagte er und entfernte sich ans andere Ende der Halle. »Aber vielleicht hast du Zeit zu finden, was du suchst, während ich den Sicherheitsdienst von eurer Anwesenheit informiere. Sieh im Hauptfach der Konsole nach.«
    Zofia stürzte hinter den Empfangsschalter, den Peter soeben verlassen hatte, und öffnete alle Schubladen. Sie wählte den Schlüssel, den sie für den richtigen hielt, und zog Lukas hinter sich her. Die in der Wand verborgene Tür öffnete sich, als sie den Schlüssel ins Schloss steckte. Hinter sich vernahm sie Peters Stimme.
    »Zofia, das ist eine Reise ohne Wiederkehr. Du weißt, was du tust?«
    »Danke für alles, Peter!«
    Er nickte und zog an einem großen Griff am Ende einer Kette. Die Glocken der Grace Cathedral begannen zu läuten, und Zofia und Lukas hatten kaum Zeit, in den engen Korridor zu schlüpfen, bevor alle Türen der großen Halle sich schlossen. Sie verließen den Korridor wenige Augenblicke später durch eine Öffnung, die auf ein Brachland führte.
    Die Sonne überflutete die kleine Straße, die von drei- oder vierstöckigen Häusern mit abbröckelnden Fassaden gesäumt war. Lukas sah sich besorgt nach allen Seiten um. Zofia wandte sich an den erstbesten Passanten, der des Weges kam.
    »Sprechen Sie unsere Sprache?«
    »Halten Sie mich für einen Idioten?«, erwiderte der Mann gekränkt und entfernte sich.
    Zofia ließ sich nicht entmutigen und trat auf einen Fußgänger zu, der gerade die Straße überquerte.
    »Ich suche …?«
    Sie hatte den Satz noch nicht zu Ende gesprochen, als der Mann auch schon den gegenüberliegenden Bürgersteig erreicht hatte.
    »Die Menschen sind ja recht herzlich in dieser heiligen Stadt!«, meinte Lukas ironisch.
    Zofia ging nicht auf seine Bemerkung ein, sondern sprach eine dritte Person an. Der ganz in Schwarz gekleidete Mann war zweifellos ein Geistlicher.
    »Vater«, begann Zofia, »können Sie mir sagen, wie ich zum Berg Sinai komme?«
    Der Priester musterte sie von Kopf bis Fuß und ging achselzuckend weiter. An einen Laternenpfahl gelehnt verschränkte Lukas die Arme und lächelte. Zofia wandte sich an eine Frau, die ihr entgegenkam.
    »Entschuldigen Sie, ich suche den Berg Sinai.«
    »Wenn das ein Witz sein soll, dann ist es kein guter«, erwiderte die Passantin und entfernte sich.
    Zofia trat auf einen Händler zu, der gerade seine Auslage herrichtete und sich dabei mit einem Lieferanten unterhielt.
    »Guten Tag. Könnte mir einer von Ihnen den Weg zum Berg Sinai erklären?«
    Die beiden Männer sahen sich kopfschüttelnd an und plauderten weiter, ohne Zofia die geringste Beachtung zu schenken. Als sie die Straße überqueren wollte, wäre sie um Haaresbreite von einem Wagen erfasst worden, dessen Fahrer wütend hupte.
    »Wirklich ausgesprochen charmante Menschen«, sagte Lukas mit leiser Stimme.
    Hilfesuchend blickte Zofia sich um und spürte, wie heftiger Zorn in ihr aufstieg. Sie schnappte sich eine leere Holzkiste vom Geschäft des Händlers, lief ein Stück die Straße hinunter, stellte sich mitten auf der Kreuzung auf ihre kleine improvisierte Tribüne, stemmte die Hände in die Hüften und brüllte:
    »Würden mir alle kurz einmal zuhören – ich habe eine wichtige Frage.«
    Die Passanten blieben stehen und blickten sie an. Fünf Männer, die im Gänsemarsch vorbeigingen, traten näher und riefen wie aus einem Munde:
    »Wie lautet die Frage? Wir haben eine Antwort.«
    »Ich muss zum Berg Sinai. In einer sehr dringenden Angelegenheit.«
    Die Rabbiner bildeten einen Kreis um sie. Sie berieten sich untereinander, tauschten sich gestikulierend über die Richtung aus, die am besten einzuschlagen wäre. Ein kleiner Mann drängte sich zwischen sie und sprach Zofia an.
    »Folgen Sie mir«, sagte er. »Ich habe einen Wagen. Ich kann Sie hinfahren.«
    Damit steuerte er auf einen alten Ford zu, der in der Nähe geparkt war. Lukas verließ seine Laterne und schloss sich ihm an.
    »Beeilen Sie sich«, fügte der Mann hinzu und öffnete die Wagentüren. »Sie hätten gleich sagen sollen, dass es sich um einen Notfall handelt.«
    Lukas und Zofia nahmen auf dem Rücksitz Platz, und der Wagen fuhr los. Lukas blickte sich um und runzelte erneut die Stirn. Er neigte sich zu Zofia und flüsterte ihr ins Ohr:
    »Ich glaube, es wäre sicherer, sich auf die Bank zu legen. Es wäre zu dumm, wenn man uns im letzten Augenblick noch entdecken würde.«
    Zofia hatte nicht die geringste Lust zu diskutieren. Lukas lehnte sich
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