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Sieben Siegel 07 - Dämonen der Tiefe

Sieben Siegel 07 - Dämonen der Tiefe

Titel: Sieben Siegel 07 - Dämonen der Tiefe
Autoren: Kai Meyer
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auf allen seinen Reisen, auch wenn er diesmal – über dem weißen Overall – ein wenig deplatziert aussah.
    Kurz darauf beobachteten Kyras Freunde auf einem Monitor in der Zentrale, wie die Schleusenhalle geflutet wurde. Die Turbinen des Shuttles erzeugten eine Wolke aus Luftblasen, als sie das metallisch glänzende Gefährt aus dem Inneren der KARTHAGO hinaus in die nachtschwarze Tiefsee beförderten. Einige Sekunden lang glitt das Shuttle durch die Lichtkegel der Suchscheinwerfer, dann verschwand es lautlos in der Schwärze des Abgrunds.
    Lisa hatte schreckliche Angst um Kyra und ihren Vater, doch sie sprach erst darüber, als auch Chris seine Sorge zum Ausdruck brachte.
    »Das ist doch völliger Wahnsinn«, flüsterte er tonlos.
    »Total bescheuert«, pflichtete Lisa ihm bei. »Was hat sie sich nur dabei gedacht?«
    »Das machen die Siegel«, sagte Nils. »Kyra versucht, genau wie ihre Mutter zu sein.«
    Lisa schüttelte den Kopf. »Ihre Mutter hat ihr ganzes Leben lang Dämonen gejagt – und trotzdem haben sie sie am Ende besiegt.«
    »Fest steht nur, dass sie tot ist«, bemerkte Chris. »Nicht mal Kyra hat ’ne Ahnung, wie sie wirklich starb.«
    Doktor Bischof schaute von dem runden Monitortisch auf und legte die Stirn in Falten. »Was redet ihr da eigentlich für ein Zeug?«, fragte er mit sichtlichem Missfallen. Offenbar glaubte er, sie spielten eine Art Spiel.
    »Nichts«, erwiderte Chris schnell.
    »Gar nichts«, setzte Lisa hinzu.
    Die drei gesellten sich zu dem Forscher und blickten auf den Bildschirm. Das Signal des Riesenhais blieb verschwunden – zum Glück! Der rote Punkt der Station glühte im Zentrum des Monitors, und ein paar Zentimeter daneben entfernte sich das winzige Lichtsignal des Shuttles.
    Bischof ergriff das Mikrofon des Funkgeräts.
    »Professor? Hier KARTHAGO. Können Sie mich hören? Ich wiederhole: Können Sie mich hören? KARTHAGO Ende.«
    Als Antwort ertönte aus dem Lautsprecher klar und deutlich die Stimme von Kyras Vater:
    »Hier Shuttle. Wir hören. Guter Empfang, keine Störungen. Wir sinken weiter, am Hang des Gebirges entlang. In ein paar Minuten müssten wir die Ebene erreichen. Shuttle Ende.«
    »Sie werden die Schwarzen Raucher erst sehen, wenn Sie dicht davor sind. Umfahren Sie die Spitzen weiträumig. Sie müssen durch die dunklen Wolken tauchen, um in den Ring der Raucher und bis zum Wrack zu gelangen. Geben Sie Acht, dass sie in dieser Suppe keinen Felsen streifen. KARTHAGO Ende.«
    »Alles klar«, erwiderte der Professor.
    Es raschelte kurz, dann ertönte Kyras Stimme:
    »Hey, ihr drei! Ich nehme an, euch schlackern schon gehörig die Knie. Das will ich jedenfalls hoffen. Ich wette, Chris hat schon gesagt, wie verrückt er das alles findet. Und Lisa war bestimmt seiner Meinung.« Sie kicherte vernehmlich. »Macht euch keine Sorgen, das hier wird schon gut gehen … Bis später.«
    Es knisterte erneut, dann sagte der Professor:
    »Shuttle Ende.«
    Bischof trennte die Verbindung, während die drei Freunde sich ein schmerzliches Lächeln nicht verkneifen konnten. Vor allem Chris und Lisa grinsten einander an, weil Kyra sie wieder einmal mühelos durchschaut hatte.
    Nils kreuzte den Blick des Forschers. »Sagen Sie mal, wie oft waren Sie eigentlich schon da unten?«
    Bischof zögerte, räusperte sich dann und schaute eilig in eine andere Richtung. »Nur ein einziges Mal. Und noch mal würden mich alle Riesenhaie der Meere nicht dort runterkriegen.« Er verstummte und fügte nach einem Augenblick leiser hinzu: »Wenn es irgendwo auf diesem Planeten eine Hölle gibt, dann liegt sie da unten – im Ring der Schwarzen Raucher.«
     
    Auf dem Monitor des Shuttles explodierten die Tentakel einer Leuchtqualle wie Feuerwerkskörper. Gleich darauf zog sich das glühende Wesen blitzschnell wieder zusammen und trudelte davon in die Dunkelheit.
    Kyra schaute ihrem Vater über die Schulter, während dieser aufmerksam die Instrumente studierte und mit der linken Hand den Steuerknüppel umfasste. Oberhalb der Konsole zeigte ein Monitor die absolute Schwärze, die sich vor ihnen erstreckte. Von der Qualle war nichts mehr zu sehen. Sie war das erste und einzige Lebewesen, das ihnen bislang begegnet war.
    Noch immer bewegte sich das Shuttle steil abwärts. Auf einem seitlichen Monitor war der graue Meeresstaub des Gebirgshangs zu sehen, der unter ihnen dahinraste. Ebenso gut hätten sie über die Landschaft eines fremden Planeten gleiten können – es wäre kaum ein Unterschied
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