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Sieben Siegel 07 - Dämonen der Tiefe

Sieben Siegel 07 - Dämonen der Tiefe

Titel: Sieben Siegel 07 - Dämonen der Tiefe
Autoren: Kai Meyer
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keinen Ton heraus.
    Kyra drückte ein paar Knöpfe. Schweigend horchten sie auf das Klicken und Ruckeln, als der Autopilot erneut die Steuerung übernahm und sie sicher zurück zur Station brachte.
     
    Der Hai schoss aus den schwarzen Wolken in das gleißende Licht.
    Er veränderte sich. Kräfte, die er nicht begreifen konnte, zogen und zerrten an ihm, formten seinen Körper um. Seine Zähne wuchsen, bis sie wie weiße Klingen rechts und links aus seinem Maul hervorstachen. Seine Schwanzflosse wurde größer, ihre Enden spitzer. In seinen Augen erschien ein bösartiges Leuchten, ein wahnsinniges Funkeln und Brennen, und tief unten, im Inneren seines Leibes, wurde ein Feuer entfacht wie die Hitze im Zentrum eines Hochofens.
    Dann zog ihn die Macht der Mater Suspiriorum sanft hinauf zur Oberfläche.
     
    Sie fanden den schlafenden Enrique, als sie nach dem Druckausgleich die gewaltige Schleusenhalle der S.I.M.-1 verließen.
    Die Hexen mussten ihn überwältigt haben, kurz bevor er mit einer der Kapseln fliehen konnte. Professor Rabenson fühlte den Puls des Kochs, hob seine Lider und schaute in seine Augen.
    »Alles in Ordnung«, erklärte er dann. »Enrique schläft tief und fest. Ansonsten scheint es ihm gut zu gehen.«
    Kyra stand zwischen Lisa, Nils und Chris. Sie atmete auf. Ebenso gut hätten die Hexen den Koch und alle anderen Menschen an Bord der Forschungsinsel in Frösche verwandeln können. Oder in Spinnen. Oder aber sie hätten sie schlicht und einfach umbringen können.
    Auch die Männer und Frauen im Speisesaal, den sie auf dem Weg zum Deck passierten, lagen noch immer im Tiefschlaf. Die Besatzung der KARTHAGO hatte beschlossen, den Menschen auf der S.I.M.-1 nichts darüber zu erzählen, was wirklich vorgefallen war. Man hätte sie ohnehin für verrückt erklärt.
    Der wahnwitzigste Anblick aber erwartete sie, als sie das Deck der Forschungsinsel betraten.
    Der schwarze Hexenkreuzer versank im Meer.
    Ganz langsam und wahrscheinlich schon seit einiger Zeit. Er sank nicht schräg, sondern verschwand gleichmäßig immer tiefer und tiefer unter der Oberfläche.
    Etwa zwei Kilometer lagen zwischen dem sinkenden Schiff und der Forschungsinsel, und dennoch konnten die Freunde deutlich erkennen, dass winzige Gestalten über das Deck des Kreuzers wimmelten, aufgeregt wie Arbeiterinnen eines Ameisenhaufens. Keine von ihnen bemerkte die Beobachter an der Reling der Insel, keine ahnte, dass die Besatzung der KARTHAGO zur Oberfläche zurückgekehrt war. Die Hexen hatten wahrlich andere Sorgen.
    Kyra und ihre Freunde waren gerade rechtzeitig gekommen, um das Ende des Kreuzers mit anzusehen.
    Plötzlich brach auf der Steuerbordseite des Hexenschiffs der Ozean auf. Ein monströser Koloss stieg aus der Tiefe empor. Wie alle Hexenfische konnte auch der Hai das Wasser verlassen und durch die Luft schweben. Aus der Ferne hatte er Ähnlichkeit mit einem kantigen, zuckenden Zeppelin, der sich über das Schiff erhob. Er war noch größer geworden, gewiss über dreißig Meter lang, und sein Maul war so schwarz und klaffend wie die Einfahrt eines Autobahntunnels.
    Der Hai musste sich aus dem Inneren des Schiffes befreit haben, indem er mit seinen mächtigen Zähnen den Rumpf aufgerissen hatte. Jetzt setzte er zum Angriff auf das Deck an. Er war offensichtlich viel zu groß und zu gewalttätig, als dass die gewöhnlichen Hexen ihn kraft ihrer Gedanken hätten kontrollieren können, so wie sie es mit den anderen Fischen taten. In dieser Bestie hatten sie ihren Meister gefunden – und zu allem Überfluss hatten sie das Monster selbst erschaffen.
    Eine einzelne Gestalt erschien nun am Bug des Kreuzers. Lange, schwarze Gewänder flatterten meterlang im Wind, und eine weite Kapuze bedeckte ihren Kopf. Sie hatte den Beobachtern auf der fernen Schwimminsel den Rücken zugewandt.
    »Ist das –«, begann Nils flüsternd, aber er führte den Satz nicht zu Ende.

Niemand antwortete. Alle ahnten, wen sie da vor sich sahen.
    Die Gestalt riss beide Arme empor, und für wenige Sekunden gefror die Welt wie auf einer Fotografie. Das Meer und die Wellen erstarrten, der Wind wehte nicht mehr, und der gewaltige Monsterhai hing reglos in der Luft, das Maul zum Angriff weit aufgerissen.
    Blitze schossen aus den Händen der Gestalt, fraßen sich in den Leib des fliegenden Fisches – und zerrissen ihn. Von einem Augenblick zum anderen leuchtete eine Explosion über dem sinkenden Hexenschiff auf, so grell, dass die sechs menschlichen Beobachter ihre
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