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Sieben Siegel 07 - Dämonen der Tiefe

Sieben Siegel 07 - Dämonen der Tiefe

Titel: Sieben Siegel 07 - Dämonen der Tiefe
Autoren: Kai Meyer
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mit dem Funk los?«
    »Ich hab ihn abgeschaltet. Lisa und ich mussten was besprechen.«
    Schweigen am anderen Ende der Leitung. Wahrscheinlich ahnten alle in der Zentrale, dass die beiden im Shuttle irgendetwas ausgeheckt hatten.
    »Und?«, fragte der Professor schließlich.
    Die Mädchen schauten sich kurz an, dann begann Kyra, ihren Plan zu erläutern.
    Die Reaktion war wie vorhergesehen. Kyras Vater erklärte sie für verrückt, und auch Chris und Nils versuchten, ihnen ihr Vorhaben auszureden. Nur Doktor Bischof hielt sich merklich zurück – er schien ihren Plan als Einziger für durchführbar zu halten. Der Wissenschaftler mochte nicht alles verstehen, was hier vorging, aber er hatte aus den Ereignissen gelernt. Er vertraute Kyra, und es interessierte ihn nicht mehr, dass sie keine Erwachsene war.
    Nachdem Kyra alle Einwände ihres Vaters und der beiden Jungen abgeschmettert hatte, meldete sich zuletzt Bischof zu Wort. »Das Shuttle hat einen Autopiloten«, sagte er. »Ich kann die nötigen Positionsdaten von hier aus eingeben. Das Einzige, um was ihr euch selbst kümmern müsst, ist, kurz vor dem Ring die Kurve zu kriegen. Ich werde euch erklären, wie das geht. Meint ihr, ihr bekommt es hin?«
    »Klar«, antwortete Kyra und zwinkerte Lisa zu. Irgendwie würden sie schon aus diesem Schlamassel herauskommen.
    »Dann hört mir jetzt genau zu«, sagte Bischof.
    »Machen wir«, erwiderte Kyra mit fester Stimme. »Schießen Sie los, Doktor!«

Die Mutter der Seufzer
    Das Shuttle verließ die Schleusenhalle, tauchte hinaus in den Ozean und beschleunigte sogleich auf Höchstgeschwindigkeit.
    Gerade noch rechtzeitig.
    Denn schon legte sich ein titanischer Schatten über das Schleusentor. Kiefer so groß wie ein Kleinwagen schnappten in leerem Wasser zusammen – genau an der Stelle, an der sich eben noch das Shuttle befunden hatte.
    Kyra und Lisa beobachteten in fieberhafter Anspannung, wie der Hai die Verfolgung aufnahm. Auch die vier Hexenfische schwärmten ins Freie, doch sie machten gar nicht erst den Versuch, den Mädchen oder dem Hai zu folgen. Stattdessen schossen sie aufwärts, wohl in der Hoffnung, den Hexenkreuzer ihrer Meisterinnen zu erreichen. In Windeseile waren sie nicht mehr zu sehen.
    Kyra brachte den Mund näher ans Mikrofon.
    »Wir sind jetzt draußen.«
    »Wo ist der Hai?«, fragte ihr Vater aus den Lautsprechern.
    »Hinter uns. Ungefähr dreißig Meter, schätze ich.«
    »Gut«, sagte Bischof, »dann ist er auf den Köder angesprungen.«
    Lisa schaute Kyra finster an. »Hat der gerade Köder gesagt?«
    »Das hat er, glaube ich.«
    »Der hat gut reden. Sitzt gemütlich in seinem Kommandosessel, während wir hier den Mundgeruch von diesem Urzeitviech ertragen müssen.«
    »Tut mir Leid«, sagte Bischof, der Lisas Worte gehört hatte. »Ihr seid unglaublich tapfer, alle beide. Ich weiß nicht, ob ich so viel Mut hätte wie ihr.«
    Das versöhnte Lisa ein wenig, auch wenn sie den Forscher deshalb noch immer nicht besser leiden konnte.
    Die Armaturen und Monitorscheiben des Shuttles begannen zu beschlagen, als sie den Rauchern näher kamen. Sogar das Drahtgittergeflecht des Mikrofons verlor an Glanz. Die beiden Mädchen schwitzten vor Aufregung, aber das merkten sie selbst kaum. Sie hatten jetzt nur noch Augen für die riesenhafte Bestie, die hinter ihnen durch die Fluten der Tiefsee schoss.
    »Das schaffen wir nie!«, flüsterte Lisa. »Der wird das Shuttle einfach in zwei Hälften beißen.«
    »Guten Appetit«, brummte Kyra.
    Tatsächlich sah es aus, als sei der Hai näher gekommen, obwohl Bischof sofort das Gegenteil behauptete: »Auf dem Radar bleibt euer Vorsprung konstant.«
    »Wie schnell ist der Hai?«, fragte Lisa.
    »Laut unseren Anzeigen ist er jetzt bei knapp sechzig Stundenkilometern«, erwiderte der Forscher.
    »Hat nicht irgendwer gesagt, er kommt mindestens auf achtzig?«, bemerkte Kyra.
    In der Zentrale herrschte einen Moment lang betretenes Schweigen. Nur Rauschen drang aus den Lautsprechern.
    » Theoretisch achtzig«, sagte Bischof schließlich.
    »Theoretisch bedeutet aber, dass er auch noch schneller sein könnte, nicht wahr?« Lisa wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Das ist so gut wie unmöglich«, antwortete Bischof schnell.
    »So gut wie«, wiederholte Kyra verkniffen. »Das macht uns ’ne Menge Hoffnung, wirklich.«
    Der Autopilot jagte das Shuttle den unterseeischen Gebirgshang hinunter. Noch immer war die Tiefseelandschaft in das Flirren des Hexenstrahls getaucht.
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