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Sieben Siegel 07 - Dämonen der Tiefe

Sieben Siegel 07 - Dämonen der Tiefe

Titel: Sieben Siegel 07 - Dämonen der Tiefe
Autoren: Kai Meyer
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gewesen. Die Tiefsee war eine vollkommen fremde Welt. Dunkel, kalt und Angst einflößend.
    »Da unten liegt der Meeresboden«, sagte der Professor. »Eine so große Ebene gibt es nirgends an der Oberfläche. Das Gebiet hier ist größer als die sibirische Steppe oder die Savannen Afrikas.«
    Im Strahl der Scheinwerfer sahen sie, dass vor ihnen der Abhang endete und in ebenen Boden überging. Eine graue, leblose Wüste aus erstarrter Lava, entstanden zu einer Zeit, als die Erde nicht mehr war als ein toter, glühender Koloss. Tiere, die hier unten lebten, flohen vor dem Licht des Shuttles, ohne dass seine beiden Insassen sie zu sehen bekamen.
    Kyras Kehle war wie zugeschnürt. Hin und wieder blickte sie auf ihren Unterarm. Die Siegel waren unverändert sichtbar.
    Plötzlich schälte sich vor ihnen aus der Finsternis eine bizarre Formation kegelförmiger Felsen, so hoch wie ein mehrstöckiges Wohnhaus. Auf dem Monitor sah es aus, als bildeten sie einen langen Wall, der rechts und links im Dunkel verschwand. Eine Computeranimation, die in der Konsole des Professors flimmerte, zeigte ihnen jedoch, dass die gezackten Felskegel einen weitläufigen Ring bildeten. Ihre Spitzen spien dunkle Wolken aus – sie ähnelten den Schloten einer fantastischen, vorzeitlichen Fabrikanlage.
    »Die Schwarzen Raucher«, flüsterte der Professor ehrfürchtig.
    »Wie sind die eigentlich entstanden?«, fragte Kyra. Sie hoffte, die Antwort würde sie von ihrer Furcht ablenken.
    »Wenn sich die Erdkruste hier unten verschiebt, bilden sich Spalten und Risse, durch die Wasser ins Erdinnere gelangt. Oft sickert es mehrere Kilometer tief nach unten, bis es auf über tausend Grad heißes Magma stößt. Das Wasser wird erhitzt, und es kommt zu einer chemischen Reaktion mit dem Gestein. Die Wassermassen sättigen sich mit Metallen, Wasserstoff und Schwefelwasserstoff an und werden wieder nach oben gespuckt. Diese stinkende, schwarze Brühe dringt dann aus dem Fels wieder ins Meer, wobei sich Jahr um Jahr mehr Metall- und Mineralpartikel rund um die Öffnungen im Boden absetzen. Irgendwann werden diese Ablagerungen schließlich viele Meter hoch – und das sind dann die Schwarzen Raucher, die wir jetzt vor uns sehen.« Der Professor bremste das Shuttle leicht ab, damit sie den majestätischen Anblick der finsteren Schlote einen Moment länger betrachten konnten. »Die dunkle Flüssigkeit, die du da vorne aufsteigen siehst, ist bis zu dreihundertfünfzig Grad heiß. Dadurch erwärmt sich auch die Umgebung. Schau mal genau hin, und du wirst Pflanzen an den Hängen der Raucher erkennen.«
    Bei näherer Betrachtung entdeckte Kyra tatsächlich Tentakel von Tiefseegewächsen, die sich wie Haarbüschel in den unterseeischen Strömungen wiegten. Über die Oberfläche eines der Raucher, ganz nahe vor ihnen, kletterte eine Seespinne, so groß wie ein Kanaldeckel. Kyra schüttelte sich.
    »Okay«, sagte der Professor, »wir brechen jetzt durch die heißen Wolken, um ins Innere des Rings zu gelangen. Dann dürften wir bald das Wrack vor uns sehen.«
    Kyra atmete tief durch. Jetzt erst bemerkte sie, dass sich die Kabine merklich erhitzt hatte. Kondenswasser bildete sich auf den Kunststoffkonsolen. Kyra begann schlagartig zu schwitzen.
    Ihr Vater schob den Hebel nach vorne und lenkte das Tauchboot mit vollem Schub in Richtung der bedrohlichen Unterwasserwolken.
    Die Monitore erblindeten, als das Shuttle in die tiefschwarzen Wogen eintauchte.
     
    Bischof versuchte zum wiederholten Mal, Kontakt mit der S.I.M.-1 an der Oberfläche herzustellen. Chris wippte ungeduldig mit den Füßen, während sie alle wie gebannt auf eine Antwort warteten.
    Es kam keine.
    »Können Sie denn gar nichts tun?«, fragte Lisa besorgt.
    »Es gibt vielleicht eine Möglichkeit.« Bischof zog einen zerfledderten Aktenordner unter der Konsole hervor, blätterte darin und begann schließlich, einen vielstelligen Code vom Papier abzutippen. »Allerdings werden wir dann eine Weile nicht mehr sehen können, was um uns herum geschieht.«
    Die drei Freunde blickten sich verständnislos an.
    Im selben Moment verwandelten sich die dunklen Rechtecke der Monitorwand in helle, scharf konturierte Bilder. Zwei, drei Sekunden lang kniffen alle geblendet die Augen zu. Als sie schließlich wieder hinschauten, waren auf den Monitoren die Bilder jener Kameras zu sehen, die jeden Winkel der S.I.M.-1 überwachten. Es hieß, dass Simon Simons sich gelegentlich selbst diese Aufnahmen in sein
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