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Sieben Pfoten für Penny - Jungs und andere Esel

Sieben Pfoten für Penny - Jungs und andere Esel

Titel: Sieben Pfoten für Penny - Jungs und andere Esel
Autoren: T Brezina
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viel zu kurz. Das Rauschen der Bäume, das Rufen des Uhus und das Knacken von Zweigen, hatte keinen der vier wirklich tief schlafen lassen. Außerdem war selbst Penny ein wenig aufgeregt vor den Dreharbeiten. Sie hatte das Gefühl, gerade erst eingenickt zu sein, als Herr Sesch sie an der Schulter rüttelte und weckte. Es dauerte Minuten, bis sie halbwegs wach war. Die Jungen brauchten noch länger. Hanno drehte sich sogar noch mal um, krümmte sich zusammen wie ein Embryo im Mutterbauch und schlief weiter.
    Als sie endlich alle auf den Beinen waren und in die Dunkelheit hinaustraten, kam ihnen Frau Sesch mit einer großen Thermoskanne entgegen. Jeder bekam einen Becher in die Hand gedrückt, den sie mit dampfenden Tee füllte. Der Tee wärmte von innen, und im Schein der Lampe, die Kurt Sesch hochhielt, mussten die vier plötzlich grinsen. Marvins sonst so wunderbar gestyltes Haar stand vom Kopf weg wie nach einem Griff in die Steckdose. Reinhards Pferdeschwanz war aufgegangen, und Penny musste an Frau Ressnik denken. Über Hannos Gesicht zog sich der Abdruck der Falten seines Kissens.
    »Wir müssen los.« Herr Sesch ging voran, und die Gruppe trottete folgsam hinterher. Er führte sie den Hang hinauf und über einen schmalen ausgetretenen Pfad tief in den Wald. Am Rande einer Lichtung hatte er bereits das Tarnzelt aufgestellt. Es war ein niedriges, schmales Zelt mit grün-olive-braunem Muster, das zwischen Blättern und Ästen nur schwer zu erkennen war. Nur eng aneinandergedrängt hatten die fünf darin Platz.
    In der Zeltplane, die der Lichtung zugewandt war, befanden sich kleine Schlitze, durch die Marvin und Herr Sesch die Objektive ihrer Kameras steckten. Für Penny, Reinhard und Hanno dienten die Öffnungen als Gucklöcher.
    Der Morgen brach an, und der erste graublaue Lichtschimmer fiel auf die Gräser und Farne der Lichtung. Eine halbe Stunde verstrich, ohne dass sich ein Tier blicken ließ. Es wurde halb sechs, dann sechs und schließlich sieben Uhr.
    Hanno gähnte in einem fort und bekam von Penny dafür einen Ellbogenstoß.
    Reinhard biss im Zeitlupentempo, um nur ja kein Geräusch zu machen, von einem Müsliriegel ab, den er in seiner Jackentasche gefunden hatte.
    Noch immer zeigte sich kein Waldbewohner. Dafür zogen dünne Nebelschwaden über die Lichtung.
    Die Enttäuschung von Penny und den Jungen wuchs. Sollte der ganze Aufwand umsonst gewesen sein?
    Halb acht und noch immer nichts.
    »Gehen wir?«, raunte Marvin.
    Herr Sesch schüttelte stumm den Kopf.
    »Wir hätten gar nicht so früh kommen müssen«, beschwerte sich Reinhard.
    »Die größte Tugend des Tierfilmers ist die Geduld«, sagte Herr Sesch nur, und die Jungs hörten endlich auf zu jammern.
    Es wurde neun Uhr und Penny verspürte langsam Hunger und Durst. Außerdem wollte der Tee wieder hinaus, doch sie wusste, dass es jetzt unmöglich war, das Zelt zu verlassen.
    Bald standen die Zeiger ihrer Uhr auf zehn. Sie und die Jungen wurden von einer bleiernen Müdigkeit befallen. Schließlich waren sie schon lange auf.
    Endlich zeigte sich ein einzelnes Reh! Allerdings war es weit entfernt und nur als brauner Fleck zwischen den Stämmen auszumachen. Eine sensationelle Aufnahme würde ihnen wohl nicht gelingen.
    »Damit gewinnen wir keinen Blumentopf«, brummte Marvin.
    »Still!«, befahl Herr Sesch und drückte den Aufnahmeknopf. Marvin tat es ihm nach.
    Das Reh äste friedlich, war aber immer noch viel zu weit weg.
    Um seine Langeweile auszudrücken, tat Marvin so, als müsse er lange gähnen.
    Durch den Wald schallte lautes Gelächter von Spaziergängern. Erschrocken hob das Reh den Kopf und spitzte die Lauscher.
    »Jetzt vertreiben diese Idioten es auch noch!« Hanno schnitt eine weinerliche Grimasse.
    In hohen Sprüngen ergriff das Reh die Flucht. Zuerst schlug es einen Haken nach links, dann änderte es seine Richtung und kam direkt auf sie zu. Es flog über das Dickicht hinweg und landete elegant mitten auf der Lichtung. Sein Schwung ließ es noch ein paar Schritte machen, die es genau vor das Tarnzelt führten.
    Die schwarze feucht glänzende Nase des Rehs war nahe genug, um durch eines der Löcher zu greifen und mit dem Finger dagegen zu stupsen.
    Im Zelt wurde nicht mehr geatmet. Keiner hatte ein Reh in der freien Natur je zuvor so nahe gesehen. Es war eine Rehkuh mit haselnussbraunem Fell. Die Menschen witterte sie nicht, da der Wind günstig stand.
    Beruhigt, den lärmenden Spaziergängern entkommen zu sein, begann das Reh wieder
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