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Sieben auf einen Streich

Sieben auf einen Streich

Titel: Sieben auf einen Streich
Autoren: Amei Müller
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schmauchen und sich dann zur Ruhe
begeben.
    Du alter Heuchler! so dachte ich in
meines Herzens Sinn, vonwegen unendlich bedauern und in Gemütlichkeit dein Pfeifchen
schmauchen! Andere Gedanken hast du im Kopf! Auf der Balz befindest du dich,
mein Guter!
    »Wenn ihr einen dritten Mann braucht,
ich bin dabei!« rief Florian zu Manfred und Michael hinüber. Seufzend nahmen
beide diese Mitteilung zur Kenntnis.
    Ich lehnte mich über den Tisch,
bestrebt, eine gepflegte Unterhaltung in Gang zu bringen.
    »Kann man eigentlich«, so fragte ich,
»nur Kringel aus dem Rauch formen, sind nicht auch andere Symbole möglich?«
    Was für Symbole mir da vorschwebten,
fragte der Harztiger zurück.
    »Herzen«, antwortete ich, »Herzen
würden besser passen.«

Harzer Roller und
rote Grütze
     
     
    »Im Nebenzimmer gibt es Folklore«,
meldete Michael, »uraltes Brauchtum. Eine Trachtengruppe singt und tanzt. Wäre
das nicht ein guter Abschluß? Dann kriegt ihr auch noch
was mit von der Kultur des Harzes. Auf, Leute, kommt, es wird sicher ein
Erlebnis.«
    Stolz und glücklich, daß er wiederum
eine Attraktion zu bieten hatte, duldete Michael keinen Widerspruch und schob
uns vor sich her in das Nebenzimmer hinein. Dort war es kühl und nur mäßig
besetzt. Die Trachtengruppe bemerkte mit Befriedigung, wie unsere Familie die
Plätze füllte.
    Ich liebe folkloristische Darbietungen.
Sobald wir in einem Urlaubsort ankommen, durchforste ich Zeitungen und
Prospekte, um alles aufzustöbern, was an Folklore geboten wird.
    Manfred teilte meine Liebe nicht, aber
er begleitet mich trotzdem, erträgt Jodler, Schuhplattler und Akkordeonklänge
in Geduld. Er weiß, daß diese Freundlichkeit hinterher reiche Früchte zeitigt.
Nur Zithermusik kann er schwer ertragen, und gerade diese gab es hier in
erschreckender Fülle. Er saß hinter mir, und ich hörte ihn seufzen.
    Die Gruppe nannte sich »Harzer Roller«,
und hatte ich vorher gedacht, daß es sich bei Harzer Rollern um Käse handeln
würde oder Kanarienvögel, so wurde ich jetzt eines besseren belehrt, denn diese
»Harzer Roller« zitherten und jodelten, daß es nur so eine Lust war, hüpften
auch und sprangen oder schritten in Kapuzen einher, um den Steigertanz zu
stampfen. Ich genoß ihre Darbietungen mit entzücktem Grausen, bis ich bemerken
mußte, daß mein Weinglas leer, mein Durst aber noch nicht gestillt war. Also
drehte ich mich um zu Manfred oder irgendwelchen spendenbereiten Brüdern, damit
mein Weinglas gefüllt werde und mein Genuß vollkommen sei. Aber wohin ich auch
blickte und das Dämmerlicht im Saal zu durchdringen suchte, da war kein Manfred
weit und breit, kein Bruder und keine Schwester. Ich saß allein bei Zitherspiel
und Volksgesang. Diese Kunstbanausen! Diese Verräter! Ließen mich hier bei den
»Harzer Rollern« und machten draußen vielleicht die tollsten Sachen. Ich tappte
hinaus, hinein ins Restaurant. Natürlich, da waren sie alle versammelt und
spielten. Andreas und Mathias beugten die Köpfe über ein Halmabrett. Ich
stürzte mich auf sie.
    »Das find’ ich aber nicht nett von
euch, daß ihr so einfach verschwindet.«
    »O Mutti«, Andreas schaute auf,
schuldbewußt und reuevoll, »ehrlich, i hab’s nimmer ausghalte, des Jodeln und
Singen und all des, und i wollt di net schtöre...«
    »I au net«, rief Mathias, »drum sin mir
ganz leis naus, da wäret die andre aber alle scho weg. Nur der Vati isch no
drin ghockt...«
    Ich schickte meine Blicke suchend durch
den Raum. Da saß Manfred am Ecktisch und spielte Skat mit Florian und Michael.
    »Da sitzt er doch!«
    »Freilich, se hen en rausgholt, weil se
doch en dritte Mann braucht hen. Komm, Mutti, sei net sauer.« Andreas wandte
sich liebreich zu mir, fuhr aber sogleich wieder herum, um sich auf Mathias zu
stürzen, der mit den Halmafiguren manipulierte. »Des gibts fei net. I laß mi
net bscheiße. Du hasch weitergschobe, i hab’s gsehe...«
    Christoph am Nebentisch hob den Kopf
vom Schachbrett.
    »Ruhe, ihr Strolche!«
    »Schach!« sprach Stefan, und Christophs
Kopf senkte sich wieder.
    »Hock di na, Mutti«, Mathias zog mich
neben sich auf die Bank, »nachher kannsch mitschpiele, aber jetzt no net, mir
sin no net fertig. Gell, des verschtehsch.«
    »Darfsch von meim Cola trinke«, Andreas
schob mir sein Glas zu, dann starrten beide wieder auf das Halmabrett,
ängstlich bemüht, dem anderen Ärgernis zu bereiten und Wege zu verbauen.
    Drüben am Fenstertisch saßen Jette und
Yogi. Der Yogi legte gerade den
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